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# taz.de -- FC-Bayern-Trainer Hansi Flick: Extrem fehlendes Feingefühl
> Hansi Flick äußert sich abwertend über den SPD-Gesundheitspolitiker Karl
> Lauterbach. Damit schadet er vor allem: sich selbst.
Bild: Fußballtrainer vs. Politiker: Münchens Trainer Hansi Flick teilt gegen …
Es gibt etwas, was Fußballbundesligatrainer in der Regel gar nicht mögen.
Sie werden höchst ungern dazu genötigt, öffentliche Einzelkritik an ihren
Spielern zu üben. Zu viel Lob könnte dem jeweiligen Profi schließlich zu
sehr zu Kopfe steigen, zu viel Kritik dagegen die Beine lähmen. Selten also
werden Einzelbewertungen vorgenommen.
Noch seltener allerdings unterziehen Fußballtrainer Berufspolitiker einer
persönlichen Beurteilung. Aus gutem Grund, möchte man meinen. Es wirkte
reichlich bizarr, als [1][FC-Bayern-Trainer Hansi Flick] am Sonntag nach
der Rückkehr des Teams von der Klub-WM in Katar dem
[2][SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach] eine schlechte Zensur und
Bundeskanzlerin Angela Merkel eine gute ausstellte. Ersteren wertete Flick
als einen der „sogenannten Experten“ ab, der sich zu allem äußern müsse,
Letztere dagegen würde sich nie zu wichtig nehmen, auch wenn sie nur ein
Mensch sei und Fehler mache wie wir alle.
Für sich genommen sind die Ansichten des Hansi Flick nicht weiter
skandalös. Lauterbach, der zuletzt wegen der Pandemie die Reiseaktivitäten
der Klubs kritisiert hatte, kann man nervig finden und Merkel
vergleichsweise erträglicher. Außerdem möchte man nicht wirklich wissen,
wie die Berufspopulisten im Verein, wie Uli Hoeneß und
[3][Karl-Heinz-Rummenigge], ihre persönliche Einschätzung zu Karl
Lauterbach formuliert hätten.
Mann des Ausgleichs
Sie sahen zuletzt gar einen Skandal darin, dass das Nachtflugverbot in
Berlin auch für den FC Bayern gilt und sich deshalb der Flug nach Katar,
zum menschenrechtsverachtenden Sponsorpartner, verzögerte. Und Rummenigge
wollte an der Impfreihenfolge drehen und brachte eine Vorzugsbehandlung der
Profifußballer als Vorbilder für Impfmuffel ins Gespräch. Hoeneß und
Rummenigge sind allerdings schon lange für ihre rücksichtslose wie
impulsive „FC-Bayern-First-Politik“ bekannt, der auch die Coronapandemie
nur wenig anhaben konnte.
Hansi Flick dagegen hat sich während seiner Trainerzeit beim FC Bayern als
besonnener Stratege profilieren können. Er gilt im Starensemble des FC
Bayern als ein Mann des Ausgleichs, der kontrollierten Kommunikation und
des guten Timings. Er ist einer, der sich bislang von niemandem hat locken
lassen, um billig Aufmerksamkeit und angebliches Profil zu gewinnen.
Gerade diese Wesenszüge lassen seine jüngsten Äußerungen besonders grell
erscheinen. Man könnte einwenden, Hansi Flick ist eben wie Angela Merkel
auch nur ein Mensch und macht Fehler wie jeder andere. Strategisch gesehen
passen seine Einlassungen so gar nicht zur Demut, für welche die
Funktionäre des Profifußballs im letzten Jahr so treuherzig wie beständig
geworben haben. Auch das Timing ist denkbar schlecht gewesen. Wenige
Stunden vor Flicks persönlicher Kritik hatte Karl Lauterbach auf die
öffentliche Hetze und Aggression aufmerksam gemacht, denen er in den
sozialen Netzwerken ausgesetzt ist.
Von allen hofiert
Flick dürfte – wenn auch unfreiwillig – den Kessel weiter aufgeheizt
haben. Sich selbst hat er geschadet, weil er durch seine Wortwahl
(„sogenannte Experten“) auch manche Fans unter den Querdenkern und
Lauterbach-Hassern gewonnen hat. Dass Flick sich zugleich als
Merkel-Bewunderer outete, unterschlugen diese in den sozialen Netzwerken
geflissentlich.
Wenn selbst besonnenere Köpfe des privilegierten Profifußballs wie Hansi
Flick sich von der Reisekritik eines Gesundheitspolitikers so aus der Ruhe
bringen lassen und zum moralischen Gegenangriff schreiten, dann spricht das
für ein extrem fehlendes Feingefühl und eine sehr eigensinnige Wahrnehmung.
Profifußballer haben sich auch schon vor Corona immer in einer Blase
bewegt, in der man es gewohnt war, von allen hofiert zu werden. Mit der
Pandemie hat sich daran erstaunlicherweise trotz gegenteiliger Behauptungen
kaum etwas geändert. Hoeneß und Rummenigge können das Ansehen des Fußballs
nicht weiter verspielen, Hansi Flick aber leider schon. Nur die
FC-Bayern-Hasser werden sich sowieso bestätigt fühlen.
15 Feb 2021
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## AUTOREN
Johannes Kopp
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FC Bayern München
Karl Lauterbach
Schwerpunkt Coronavirus
Sport
Politischer Aschermittwoch
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Champions League
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