# taz.de -- Export von deutschem Bier: Katerstimmung bei deutschen Brauereien | |
> Die Absatzmärkte in die USA und Russland brechen weg, fürchten die | |
> deutschen Bierhersteller. Im Inland helfen ohnehin oft nur Rabatte. | |
Bild: Schäumt schön, ist aber offenbar nicht mehr das beliebteste Getränk �… | |
Düsseldorf/Frankfurt dpa | Die Exportchancen für deutsches Bier sind auf | |
einigen außereuropäischen Märkten merklich schlechter geworden. Dabei geht | |
es auch [1][um neue Zölle, die nicht nur für die Exporteure in die USA] ein | |
großes Thema sind. Auch die restlichen Russlandexporte dürften nach | |
Experteneinschätzung wegbrechen. | |
Letztlich könnten Biertrinker in Deutschland preislich von den schlechteren | |
Exportchancen sogar profitieren. Denn in der [2][deutschen Braubranche | |
bestehen erhebliche Überkapazitäten,] und der Bierabsatz im Inland | |
schrumpft im laufenden Jahr kräftig weiter, wie die Zahlen für die ersten | |
Monate zeigen. | |
„Die deutschen Brauereien sind seit dem 5. April 2025 von dem | |
zehnprozentigen Basiszollsatz der USA betroffen sowie bei Bier in | |
Aluminiumdosen von dem 25-prozentigen Zusatzzoll auf den Aluminiumanteil“, | |
sagt der Geschäftsführer des Verbandes der Ausfuhrbrauereien Nord-, West- | |
und Südwestdeutschlands, Rodger Wegner. Im Juli könnte der Zoll sogar auf | |
20 Prozent steigen, falls sich die USA und die EU nicht bei den generellen | |
Zöllen einigten. | |
Nach Daten des Statistischen Bundesamts gehen 18 Prozent der deutschen | |
Bierproduktion in den Export. Das waren zuletzt 1,45 Milliarden Liter. Die | |
größten Absatzmärkte waren 2024 wertmäßig Italien mit 324 Millionen Euro, | |
China mit 94 Millionen Euro, Russland mit 85 Millionen Euro, Frankreich mit | |
71 Millionen Euro und die USA mit 68 Millionen Euro. | |
## Im Inland weniger Durst | |
In den vergangenen Jahren hat der vergleichsweise stabile Export den | |
Brauereien geholfen, die noch stärkeren [3][Absatzeinbrüche im Inland] | |
besser zu verkraften. Zwischen 2014 und 2024 ging der Inlandsabsatz um 15 | |
Prozent zurück, während der Export um 6 Prozent schrumpfte. | |
Von einer Verzehnfachung des Zolls in Russland auf 1 Euro je Liter Bier | |
sind nach Ansicht von Niklas Other, Herausgeber des | |
[4][Getränkefachmarktmagazins Inside], die dort noch vertretenen Hersteller | |
von Billigbier betroffen. „Das sind damit wieder Überkapazitäten, die jetzt | |
auf andere Exportmärkte und auch auf den deutschen Biermarkt drücken“, | |
beschreibt er. Etliche Hersteller von großen deutschen Biermarken hatten | |
sich hingegen bereits nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 aus | |
dem russischen Markt zurückgezogen. | |
Aber nicht nur in der untersten Preislage bleibe der Wettbewerb zum Vorteil | |
der einheimischen Biertrinker groß. Wie das Ostergeschäft wieder gezeigt | |
habe, setzten Handelskonzerne Sonderangebote bei Bier mit Preisen zu 9,99 | |
Euro je Kasten 20 Halbliterflaschen nach wie vor regelmäßig als „Lockvogel�… | |
ein, um Kunden in ihre Läden zu ziehen. „Wer kauft dann schon zum | |
Normalpreis, wenn er weiß, dass demnächst bestimmt wieder ein Angebot | |
kommt“, sagt Other. Bei der meist getrunkenen Biersorte Pils in Deutschland | |
würden seit langem mehr als zwei Drittel der Biermenge über Aktionsangebote | |
verkauft. | |
## Neue Märkte suchen | |
Mit Veltins und Krombacher zeigen sich zwei Hersteller von großen | |
Biermarken aus Nordrhein-Westfalen bei ihrem Exportgeschäft gelassen. | |
Veltins rechnet nach einer Absatzschwäche im vergangenen Jahr mit einem | |
Zuwachs für 2025. Bei der Privatbrauerei Krombacher mache der Export mit | |
etwa 5 Prozent nur einen ganz kleinen Teil des Absatzes aus. Der | |
Bierhersteller Oettinger, der außerhalb Bayerns unter anderem eine Brauerei | |
in Mönchengladbach besitzt, will Asien stärker in den Fokus nehmen. „Auch | |
uns tangiert die Branchenentwicklung. Wir arbeiten intensiv daran, den | |
Export nach Asien zu intensivieren, um neue Märkte zu erschließen und | |
unsere internationale Präsenz weiter auszubauen“, hieß es. | |
Der Bierabsatz im Inland verlief unterdessen in den ersten beiden Monaten | |
2025 für die Branche erschreckend schwach. Insgesamt sei der Bierabsatz in | |
Deutschland im Januar und Februar um gut 570.000 Hektoliter im Vergleich | |
zum Vorjahreszeitraum geschrumpft. „Das sind fast 115 Millionen | |
Halbliter-Krüge, denen sich die Biertrinker verweigert haben“, meint Other. | |
Auch für das Gesamtjahr sei die Prognose eher mau: „Da [5][müsste ein | |
Supersommer] kommen, um den deutschen Brauern den Absatz zu retten.“ | |
23 Apr 2025 | |
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[1] /US-Praesident-Trumps-Handelspolitik/!6080272 | |
[2] /Krisen-und-Chancen-auf-dem-Biermarkt/!6058978 | |
[3] /Gaststaettensterben-auf-dem-Land/!6033035 | |
[4] https://www.inside-getraenke.de/nachrichten | |
[5] /Berlin-als-Vorreiter-gegen-Hitze/!6044678 | |
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