# taz.de -- Ex-„Cumhuriyet“-Chef Can Dündar: Türkisches Gericht erlässt … | |
> Dem im deutschen Exil lebenden Journalisten wird in der Türkei bereits | |
> ein Prozess wegen Terrorvorwürfen gemacht. Jetzt wurde ein weiterer | |
> Haftbefehl ausgestellt. | |
Bild: Can Dündar während einer Pressekonferenz | |
ISTANBUL/FRANKFURT AM MAIN epd/dpa | Ein Istanbuler Gericht hat einen | |
weiteren Haftbefehl gegen den im deutschen Exil lebenden Journalisten Can | |
Dündar ausgestellt. Hintergrund seien Ermittlungen [1][zu den | |
Gezi-Protesten von 2013,] meldete die staatliche türkische | |
Nachrichtenagentur Anadolu am späten Mittwochabend. Die Staatsanwaltschaft | |
wirft Dündar demnach vor, Verbindungen zu einem der Organisatoren der | |
regierungskritischen Demonstrationen gehabt zu haben. | |
Dündar habe [2][mit dem Unternehmer Osman Kavala zusammengearbeitet,] um | |
die Demonstrationen zu organisieren und auszuweiten. Der renommierte | |
Geschäftsmann und Intellektuelle ist unter anderem Vorsitzender des | |
Kulturinstituts Anadolu Kültür, das auch mit dem Goethe-Institut | |
zusammenarbeitet. Kavala sitzt seit über einem Jahr ohne Anklageschrift in | |
türkischer Untersuchungshaft. | |
Dündar habe während der Gezi-Proteste „Terroristen ermutigt“ und als „A… | |
Provocateur“ gewirkt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte die nach | |
dem Gezi-Park in Istanbul benannten Proteste niederschlagen lassen. | |
[3][Dündar selbst schrieb auf Twitter,] er sei stolz über den neuen | |
Haftbefehl. | |
Dündar wird in der Türkei bereits ein Prozess wegen Terrorvorwürfen | |
gemacht. Grund sind Berichte der Cumhuriyet im Jahr 2015 über mutmaßliche | |
Waffenlieferungen der türkischen Regierung an syrische Islamisten. Aufgrund | |
der Berichte wurde Dündar wegen Geheimnisverrats zu fünf Jahren und zehn | |
Monaten Gefängnis verurteilt, 2016 ging er nach Deutschland ins Exil. | |
## Auslieferung gefordert | |
Der Oberste Gerichtshof der Türkei hob das Urteil gegen Dündar im März 2018 | |
auf und entschied, dass das Verfahren gegen ihn um den Straftatbestand der | |
Spionage ergänzt werden müsse. Im April hatte ein Istanbuler Gericht in | |
dieser Sache bereits einen Haftbefehl gegen Dündar ausgestellt und das | |
türkische Justizministerium aufgefordert, ihn via Interpol zur | |
internationalen Fahndung auszuschreiben. Im September hatte Erdogan bei | |
seinem Besuch in Deutschland die Auslieferung des Journalisten gefordert. | |
Die türkische Regierung hält neben Anadolu Kültür auch die Stiftung des | |
Philanthropen George Soros, Open Society Foundation, und von ihm | |
unterstütze NGOs für Organisatoren der Gezi-Proteste. Open Society hatte | |
wegen der Angriffe auf ihre Arbeit und den jüdischen Gründer vor kurzem | |
angekündigt, die Arbeit in der Türkei einzustellen. | |
6 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Demonstranten-im-Gezi-Park/!5065251 | |
[2] /Osman-Kavala-im-Gefaengnis/!5543736 | |
[3] https://twitter.com/candundaradasi/status/1070382685225435137 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Can Dündar | |
Gezi | |
Proteste in der Türkei | |
Pressefreiheit in der Türkei | |
Feinde der Pressefreiheit | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Opposition in der Türkei | |
Schwerpunkt Türkei | |
Recep Tayyip Erdoğan | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Aktivisten in der Türkei angeklagt: Lebenslang für Gezi-Protest | |
Sie seien an den Demos im Sommer 2013 beteiligt gewesen – und sollen nun | |
büßen. Unter den Angeklagten: Can Dündar und Osman Kavala. | |
Geldstrafe für Anschlag auf Can Dündar: Ein Urteil, das Nachahmer ermutigt | |
Der Angreifer, der auf den türkischen Journalisten Can Dündar schoss, wurde | |
verurteilt. Das Urteil ist eine Drohung an Journalisten. | |
Meşale Tolu über Staatsempfang: „Erdoğan sollte sich zu Hause fühlen“ | |
Nach seinem Besuch in Deutschland ist der türkische Präsident wieder | |
abgereist. Die Journalistin Meşale Tolu, die monatelang in der Türkei in | |
Haft saß, zieht Bilanz. | |
Erdoğan-Besuch in Berlin: T-Shirt-Freiheit beschränkt | |
Der türkische Staatschef Erdoğan fordert die Festnahme des Journalisten Can | |
Dündar. Merkel beklagt Differenzen. Ein Reporter wird abgeführt. |