| # taz.de -- Erhöhung der Verteidigungsausgaben: Bundesregierung verspricht mehr | |
| > Die Nato drängt Deutschland zu höheren Verteidigungsausgaben. In der | |
| > mittelfristigen Planung von Finanzminister Scholz klafft aber ein | |
| > Milliardenloch. | |
| Bild: Die Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben verlaufe alles andere a… | |
| Brüssel/Berlin dpa | Im Streit mit den USA über die Verteidigungsausgaben | |
| hat Deutschland trotz wegbrechender Steuereinnahmen neue Zusagen gemacht. | |
| Die Bundesregierung legte der Nato am Dienstag nach Informationen der | |
| Deutschen Presse-Agentur und des Spiegel [1][ein Strategiepapier vor], das | |
| eine Erhöhung der Militärinvestitionen über die bis 2024 zugesagten 1,5 | |
| Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hinaus vorsieht. „Dieser Anstieg | |
| wird in den Jahren nach 2024 fortgesetzt“, heißt es in dem Bericht. Einen | |
| Nachweis, in welchen Schritten das konkret erfolgen soll, bleibt die | |
| Bundesregierung der Nato aber schuldig. | |
| In den sogenannten „Strategic Level Reports“ legen die Nato-Staaten jedes | |
| Jahr ihre Beiträge zum Bündnis dar. Deutschland war diesmal das letzte der | |
| 29 Mitgliedsländer, das lieferte – mehr als einen Monat nach Ablauf der | |
| Abgabefrist am 31. Dezember 2018. Grund war ein hartes Ringen innerhalb der | |
| Bundesregierung, in der sie eine Zwickmühle aufzulösen versuchte: | |
| [2][Einerseits drängen US-Präsident Donald Trump] und Konsorten den | |
| wirtschaftsstärksten europäischen Bündnispartner, sich bei den | |
| Verteidigungsausgaben möglichst zügig auf das Nato-Ziel von zwei Prozent | |
| des BIP zuzubewegen. | |
| Andererseits sind die ganz fetten Jahre sprudelnder Steuereinnahmen in | |
| Deutschland vorbei. Seit Montag ist öffentlich bekannt, dass in [3][der | |
| mittelfristigen Finanzplanung bis 2023] ein Loch von 24,7 Milliarden Euro | |
| klafft. Ein Grund ist, dass die Wachstumsprognose für 2019 von 1,8 auf 1,0 | |
| Prozent nach unten korrigiert worden ist. Es werden deutlich sinkende | |
| Steuereinnahmen erwartet. | |
| Die Bundesregierung entschied sich – anders als üblich –, der Nato keine | |
| konkreten Schritte mehr für die Erhöhung der Verteidigungsausgaben zu | |
| melden, sondern nur eine langfristige politische Zielsetzung: 1,5 Prozent | |
| des BIP bis 2024 und eine Fortsetzung der Erhöhung darüber hinaus. | |
| Gleichzeitig wird in dem Bericht darauf abgehoben, was Deutschland | |
| tatsächlich leistet: Zum Beispiel die Entsendung von 1.200 Soldaten in den | |
| Nato-Einsatz in Afghanistan oder die Stationierung von 500 Soldaten für die | |
| Abschreckung Russlands in Litauen. | |
| ## Washington will konkrete Angaben | |
| Nach Angaben aus Nato-Kreisen entspricht der deutsche Bericht allerdings | |
| nicht den Erwartungen. Denn sowohl in Brüssel als auch in Washington | |
| verlangt man konkrete Angaben darüber, wie die Ziele bei den | |
| Verteidigungsausgaben erreicht werden können. So war bei Deutschland bis | |
| zuletzt völlig unklar, wie man 2024 auf eine Quote von 1,5 Prozent kommen | |
| soll, wenn man 2022 laut der aktuellen mittelfristigen Finanzplanung nur | |
| bei 1,23 Prozent liegen wird. | |
| Der deutsche Strategiebericht ist deswegen nicht unbedingt geeignet, den | |
| Unmut der Amerikaner zu dämpfen. Bei einem Nato-Gipfeltreffen im | |
| vergangenen Sommer in Brüssel hatte Trump sogar einen Austritt der USA aus | |
| dem Bündnis nicht ausgeschlossen, sollten nicht alle Bündnispartner sofort | |
| zwei Prozent ihres BIP für Verteidigung ausgeben. Der US-Präsident beklagt | |
| seit langem eine unfaire Lastenteilung im Militärbündnis und attackiert vor | |
| allem Deutschland wegen seiner vergleichsweise niedrigen Ausgabenquote von | |
| zuletzt nur 1,24 Prozent des BIP in 2018. Die USA lagen zuletzt bei einem | |
| Wert von 3,5 Prozent. | |
| In der kommenden Woche kommen [4][die Nato-Verteidigungsminister in | |
| Brüssel] zusammen. Auch bei der anschließenden [5][Münchner | |
| Sicherheitskonferenz] werden die Militärausgaben Thema sein. [6][Von der | |
| Leyen] lief sich am Dienstag bei ihrer Reise durchs Baltikum schon einmal | |
| für die anstehenden Auseinandersetzungen bei diesen Treffen warm. Die | |
| Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben verlaufe alles andere als | |
| langsam, verteidigte die CDU-Politikerin am Dienstagnachmittag bei einer | |
| Diskussionsveranstaltung in der estnischen Hauptstadt Tallinn die deutsche | |
| Haltung. „Sie sollten nicht vergessen, wo wir herkommen.“ | |
| Sollten die 1,5 Prozent bis 2024 erreicht werden, bedeute das eine | |
| Steigerung on 80 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts, betonte von der Leyen. | |
| „Jeder kann das ja mal mit seinen eignen Zahlen vergleichen.“ Man sollte | |
| lieber über die tatsächlichen Beiträge einzelner Mitglieder zur Nato | |
| sprechen. Deutschland sei schließlich der zweitgrößte Truppensteller in der | |
| Nato. „Wir stehen zum Zwei-Prozent-Ziel, ja. Aber wir sollten uns nicht nur | |
| auf das Zwei-Prozent-Ziel konzentrieren.“ Stattdessen sollte es darum | |
| gehen: „Wer macht den Job.“ | |
| 6 Feb 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/verteidigungsetat-deutschland-verspri… | |
| [2] /Nach-Eskalation-bei-Nato-Gipfel/!5522150 | |
| [3] /Bundeshaushalt-2019/!5549844 | |
| [4] /INF-Abruestungsvertrag/!5567343 | |
| [5] /!t5021107/ | |
| [6] /Berateraffaere-Verteidigungsministerium/!5569618 | |
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