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# taz.de -- Diskussion über Hamburgs Köhlbrandbrücke: „Eine absolut ikonis…
> Der geplante Abriss der Köhlbrandbrücke ist keine gute Idee, meint
> Kristina Sassenscheidt vom Hamburger Denkmalverein.
Bild: Soll abgerissen werden: die Köhlbrandbrücke in Hamburg
taz: Frau Sassenscheidt, was ist an der [1][Hamburger Köhlbrandbrücke] so
besonders, dass sie nicht abgerissen werden sollte?
Kristina Sassenscheidt: Also zuallererst ist es eines der wichtigsten
Wahrzeichen von Hamburg. Auf jeder Brötchentüte, auf der eine Silhouette
von Hamburg drauf ist, sieht man diese Köhlbrandbrücke. Und Hamburg hat
nicht so viele Wahrzeichen.
Den Michel noch, den Fernsehturm, und vielleicht jetzt auch die
Elbphilharmonie.
Man kann sie an einer Hand abzählen, und die Köhlbrandbrücke ist da auf
jeden Fall unverzichtbar.
Dabei geht die Köhlbrandbrücke ja über diesen zweiten Elbarm der Süderelbe,
der weg von der Stadt durchs Hafengebiet führt, man kann sie von der
eigentlichen Stadt aus gar nicht richtig sehen. Es ist eigentlich eine
Brücke für den Hafen.
Das stimmt. Für die meisten Hamburgerinnen und Hamburger hat die Brücke
eher eine stadtbildprägende Bedeutung. Sie sehen sie von Weitem und sind da
nicht regelmäßig drauf, und dann gibt es noch die, die regelmäßig über die
Brücke pendeln oder mit dem LKW rüberfahren. Vermutlich haben die wenigsten
die Brücke schon einmal angefasst oder sind draufgestanden. Es ist eher
eine Schönheit, die man von Weitem bewundert.
Wenn man dann doch mal mit dem Auto rüberfährt, hat man das Gefühl, man
schwebt über der Stadt.
Ich erinnere mich daran, wie mein Vater mit uns Kindern extra
darübergefahren ist. Das ist einfach etwas Besonders, dieser Rhythmus der
geschwungenen Straße mit den zwei Pylonen hintereinander …
Das sind die Pfeiler, an denen die Brücke dranhängt?
Ja, wie zwei gigantische Stimmgabeln, die in die Gegend ragen. Das ist
letztlich ja auch typisch für ein Bauwerk aus der Nachkriegszeit – eine
absolut ikonische Form. Sehr schlicht, sehr reduziert, sehr auf das
Wesentliche konzentriert, also diese Pylone, an denen die Stahlseile
hängen.
Aber sie ist marode und [2][muss abgerissen werden], so heißt es von Seiten
der Stadt.
Tatsächlich ist aber noch nirgendwo belegt worden, dass die Brücke nicht
erhalten werden kann. Es gab sogar im Jahr 2008 ein Gutachten, das
empfiehlt, eine Machbarkeitsstudie für den Erhalt der Brücke zu machen. Die
Brücke hat Schäden, so wie viele ältere Bauwerke. Das heißt aber noch lange
nicht, dass man sie abreißen muss.
Das Gutachten ist jetzt aber schon länger her.
Die Hamburger Hafenbehörde hat im letzten Jahr nochmal Nachrechnungen
angestellt, und der zuständige Ingenieur hat bestätigt: Die Brücke könnte
saniert werden, wenn man den Schwerlastverkehr runternimmt. Das bedeutet,
dass man diesen Verkehr [3][über eine zweite Brücke abwickeln muss], und
das ist ein Szenario, das es schon gegeben hat, bevor die Brücke gebaut
war.
Die Idee gab es schon in den Siebzigerjahren?
Damals gab es schon ganz konkrete Planungen für eine Zwillingsbrücke, die
man bauen könnte, sobald das Verkehrsaufkommen steigt. Wir vom
Denkmalverein haben ein Foto auf Instagram von einem Modell dieser
Zwillingsköhlbrandbrücke gepostet. Auf dem sieht man zwei Köhlbrandbrücken
– was natürlich lustig ist, weil man ein anderes Bild gewohnt ist. Aber
tatsächlich war das die Idee von Anfang an.
Gibt es Sympathien in der Hamburger Politik für diesen Vorschlag?
In der SPD kaum, bei vielen Grünen durchaus. Die zuständige
Wirtschaftssenatorin denkt leider aktuell nur darüber nach, entweder die
Brücke neu zu bauen, aber deutlich höher, oder einen Tunnel. Deswegen haben
wir ja jetzt die [4][Onlinepetition gestartet], die fordert, auch einen
möglichen Erhalt zu prüfen, bevor die Bürgerschaft im Sommer über das Thema
entscheidet.
Hamburger Schule ist ja, abzureißen und neu zu bauen.
Na ja, die Brücke steht ja auch [5][unter Denkmalschutz]. Mit ihrer
besonderen Konstruktion erzählt sie ganz viel Ingenieurbaugeschichte. Das
könnte kein Nachbau leisten. Darüber hinaus besteht sie aus wertvollen
Ressourcen, Stahl und Beton, die man weiternutzen kann. Und die alte Brücke
ist ja noch in der Lage, ihren Teil zur Bewältigung des Verkehrsaufkommens
beizutragen, zum Beispiel den Autoverkehr abzuwickeln.
Ein Argument für den Abriss der alten Brücke war ja die Schiffshöhe: Die
Containerschiffe würden [6][immer größer werden]. Aber das ist jetzt auch
vom Tisch, oder?
Das Argument ist tatsächlich ein wenig überholt, vor allem durch die
globalen Hafenentwicklungen. Von den ganz großen Schiffen kommen immer
weniger nach Hamburg, und das Terminal Altenwerder, das hinter der Brücke
liegt, ist nur eins von vier Terminals in Hamburg. Drei Terminals liegen
vor der Brücke und können sämtliche Großschiffe abwickeln, die noch nach
Hamburg kommen.
Wenn die Köhlbrandbrücke stehen bliebe, würde sich das denn dann rechnen im
Vergleich zu einer neuen Brücke oder einem Tunnel?
Wir sind der Überzeugung, dass das sogar mit Abstand die günstigste Lösung
sein könnte. Bei einem Brückenneubau oder einem Tunnel werden die Kosten
inzwischen auf über zehn Milliarden Euro geschätzt.
Der Tunnel würde teurer wegen des schlechten Untergrunds.
Ja. Und was die Stadt als Brückenneubau plant, ist eine über 70 Meter hohe
Brücke, die ja eingehaust werden muss. Das ist wie ein Tunnel in der Luft,
weil da oben ein unglaublicher Wind herrscht. Der Neubau einer zweiten
Brücke, die nur so hoch ist wie die Köhlbrandbrücke, wäre dagegen längst
nicht so aufwendig.
Und wenn eine neue Brücke architektonisch großartig wäre?
Das ist eine hypothetische Frage. Die Köhlbrandbrücke ist ein
ingenieurbautechnisches Meisterwerk von internationalem Rang. So was reißt
man doch nicht einfach ab!
11 Feb 2024
## LINKS
[1] /Geheimes-Gutachten-zur-Koehlbrandbruecke/!5949883
[2] /Abriss-der-Koehlbrandbruecke-in-Hamburg/!5947848
[3] https://www.akhh.de/aktuell/nachrichten/artikel/pressemitteilung-der-hak-na…
[4] http://www.change.org/koehlbrandbruecke
[5] https://www.denkmalverein.de/gefaehrdet
[6] /Krise-im-Hamburger-Hafen/!5482409
## AUTOREN
Daniel Wiese
## TAGS
Hamburger Hafen
Denkmalschutz
Brücke
Autobahn
Verkehrswende
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