| # taz.de -- Dezentrale Flüchtlingsunterbringung: Mischquartiere im Wartestand | |
| > Der Bau gemischter Wohnquartiere für Flüchtlinge und Alteingesessene | |
| > kommt langsamer voran als geplant. Bürgerinitiative kritisiert mangelnde | |
| > Integration. | |
| Bild: In Harvestehude leben in einer Unterkunft an der Sophienterasse bislang n… | |
| Hamburg taz | Das sogenannte A-Team feierte einmal wieder sich selbst. Als | |
| die Fraktionschefs der Regierungsparteien, Andreas Dressel (SPD) und Anjes | |
| Tjarks (Grüne), vor wenigen Tagen sieben Hamburger Standorte besuchten, an | |
| denen „Flüchtlingsunterkünfte mit der Perspektive Wohnen“ entstehen, | |
| bekamen sie zumeist zwar noch wenig zu sehen, waren aber trotzdem | |
| zufrieden. „Die Quartiere kommen voran“, lautete die Kernbotschaft der | |
| beiden Politiker. Dass das Tempo der Baufortschritte jedoch weit hinter den | |
| Vorgaben zurückbleibt, darüber verlor das Duo kein Wort. | |
| Die zwölf neuen Wohnquartiere mit rund 2.300 Wohneinheiten, in den zunächst | |
| anerkannte Flüchtlinge untergebracht werden, sollten bereits 2016 | |
| fertiggestellt werden. Doch nur an zwei der zwölf Standorte, am Mittleren | |
| Landweg in Bergedorf und am Elfsaal in Jenfeld, wird im Spätsommer 2017 | |
| schon gewohnt. 2.000 Flüchtlinge leben hier derzeit in insgesamt knapp | |
| 1.000 fertiggestellten „Expresswohnungen“. | |
| Sieben weitere Quartiere sind immerhin im Bau, drei aber befinden sich noch | |
| in der Bauvorbereitung. Für die Wohnanlage in der Baurstraße in Othmarschen | |
| wurde bislang nicht einmal ein Bauantrag eingereicht. | |
| Insgesamt sollen an den 12 Standorten einmal 9.000 Menschen untergebracht | |
| werden. Langfristig sollen in den 2.300 Wohnungen Migranten und | |
| Alteingesessene in einer guten Durchmischung miteinander wohnen, um die | |
| Integration der Flüchtlinge zu erleichtern. Doch das kann dauern. Für neun | |
| der zwölf Standorte muss noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden, damit | |
| eine gemischte Belegung hier möglich wird. Derzeit ist nur die Erstellung | |
| von Wohnunterkünften für Geflüchtete mit vereinfachtem | |
| Genehmigungsverfahren möglich. | |
| „Die Bebauungspläne sind aber überall in Arbeit“, betonte Dressel. Der | |
| SPD-Politiker rechnet damit, dass bei dem größten Quartier am Mittleren | |
| Landweg und auch am Poppenbüttler Berg, wo gut 100 Wohneinheiten entstehen, | |
| schon 2018 auch Nichtgeflüchtete eine Wohnung bekommen können. Vor allem | |
| lobt Dressel, man habe „gemeinsam mit der Volksinitiative“, mit der die | |
| rot-grüne Regierung vor einem Jahr Bürgerverträge für eine dezentrale | |
| Flüchtlingsunterbringung schloss, „diverse Maßnahmen auf den Weg gebracht, | |
| die eine gelingende Integration der Geflüchteten ermöglichen“. | |
| Das aber sieht Ini-Sprecher Klaus Schomacker kritisch: Dass der Wohnungsbau | |
| schleppend vorangeht, ficht ihn dabei weniger an als das Fehlen einer | |
| vernünftigen sozialen Infrastruktur. „Am Mittleren Landweg kann schon | |
| vernünftig gewohnt, aber nicht vernünftig gelebt werden“, sagte er. Noch | |
| heute kranke das Senatskonzept „an seinen Geburtsfehlern, die durch die | |
| Bürgerverträge nicht mehr heilbar“ gewesen seien. Zudem habe der Senat die | |
| Entspannung durch zurückgehende Flüchtlingszahlen eben nicht genutzt, | |
| „statt der Schaffung von Wohnraum die optimale Integration der Geflüchteten | |
| in den Vordergrund zu rücken“. | |
| 22 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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