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# taz.de -- Deutsche Fußballerinnen ohne WM-Form: Abschied aus dem Favoritenkr…
> Ein schlechter WM-Test und der Ausfall von Carolin Simon vermiesen die
> Stimmung der deutschen Fußballerinnen. Doch nicht alle sind gleich
> besorgt.
Bild: Frustriert nach dem zweiten Gegentor: Jule Brand im Spiel gegen Sambia
Die Bedenken sind Martina Voss-Tecklenburg inzwischen längst anzusehen.
Sorgenfalten zeigten sich auf dem Gesicht der Bundestrainerin, als die
55-Jährige in Herzogenaurach ihren Kader für die WM in Australien und
Neuseeland (20. Juli bis 20. August) kommentierte. Die vermasselte
WM-Generalprobe gegen den unkonventionellen Außenseiter Sambia (2:3) hätte
ihr als Ballast für den Abflug nach Sydney am Dienstag eigentlich schon
gereicht, als am Wochenende gleich noch eine weitere Hiobsbotschaft
eintraf. Carolin Simon hatte sich in der grotesken Schlussphase dieses
Testspiels einen Riss des vorderen Kreuzbands zugezogen.
Der Ausfall der 30-Jährigen vom FC Bayern trifft die deutsche Nationalelf
auf einer neuralgischen Position. [1][Mit Felicitas Rauch (VfL Wolfsburg)
steht nur noch eine richtige Linksverteidigerin] zur Verfügung. Die erst
zur USA-Reise im Herbst vergangenen Jahres ins DFB-Team zurückgekehrte
Simon war nebenbei die beste Vorlagengeberin der Liga. „Dass das im letzten
Spiel passiert, trifft uns alle hart. Caro wäre im Kader gewesen, sie hatte
sich die vergangenen 14 Tage ganz, ganz stark präsentiert. Nicht nur auf
dem Platz“, sagte Voss-Tecklenburg.
Gestrichen wurden aus dem WM-Aufgebot erwartungsgemäß nach der bereits
abgereisten Paulina Krumbiegel nun noch Sarai Linder (beide TSG
Hoffenheim), Tabea Sellner (VfL Wolfsburg) und Ersatztorhüterin Ena
Mahmutovic (MSV Duisburg). Die als zentrale Anker unverzichtbaren Lena
Oberdorf (muskuläre Läsion) und Marina Hegering (Fußprellung) haben zwar
nur leichte Verletzungen erlitten, dennoch reist Janina Minge (SC Freiburg)
als 24. und zusätzliche Spielerin mit.
Bei vielen ist die Selbstsicherheit dahin. Von einer Titelform scheint das
Team gut zwei Wochen vor der Eröffnung so weit weg wie Australien von
Deutschland. Immerhin ist der Vertrauensvorschuss für die deutschen
Fußballerinnen riesig: Da gab es im gut besuchten Sportpark Ronhof bei der
Ehrenrunde unverändert Beifall, am Absperrgitter drängten sich die Fans.
Bei solch wohlwollender Grundstimmung neigten einige zur Schönfärberei.
## Gefährliche Ballverluste
Der Ball sei ja „gut gelaufen“, meinte Mittelfeldspielerin Sara Däbritz.
Doch wenn gegen einen WM-Neuling vorne Durchschlagskraft, hinten
Wehrhaftigkeit fehlen, bringt das wenig. Fast jeder Ballverlust beschwor
bei einem insgesamt ideenarmen Auftritt genau wie gegen Vietnam eine
brenzlige Situation herauf.
„Wir müssen schneller ins Gegenpressing kommen, wir sind nicht kompakt
genug“, mahnte Kapitänin Alexandra Popp. Hierzulande würden bei Fußballfans
„ja [2][ganz schnell die Alarmglocken angehen]“, fügte die 32-Jährige
sarkastisch an, sie mache sich „keine Sorgen“, was ein wenig verwunderte.
Voss-Tecklenburg hob die Stimme, als sie mit Blick auf die Gruppenspiele
gegen Marokko (24. Juli), Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August)
sagte: „Gegen Kolumbien kommt die gleiche Physis, das gleiche Tempo auf uns
zu.“
Fünf von Verunsicherung geprägte Länderspiele 2023 – gegen Schweden (0:0),
die Niederlande (1:0), Brasilien (1:2), [3][Vietnam (2:1)] und nun Sambia –
nähren den Verdacht, dass sogar diese bunte Vorrunde zur Zitterpartie
werden kann. „In der Summe zu viele Fehler. In der Summe ein durchwachsenes
Jahr“, konstatierte Voss-Tecklenburg, die zwar „nicht alles zerreden“
wollte, aber doch deutliche Worte fand: „Mentalität und Körperlichkeit“
müsse man reinkriegen, da müsse es endlich „klares Handeln und ein
Learning“ geben.
Gleichwohl wollte die Daueroptimistin aus dem Dämpfer im Frankenland auch
eine Chance erkannt haben: „Vielleicht gucken die anderen jetzt weniger auf
uns.“ Stimmt wohl: Der eine oder andere wird Deutschland auch bei den
Frauen nicht mehr zu den WM-Favoriten zählen.
9 Jul 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Frank Hellmann
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Frauen-Fußball-WM 2023
Schwerpunkt Rassismus
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