# taz.de -- Coronavirus in Kamerun: Deutsche sitzen fest | |
> Das Coronavirus wurde aus Europa nach Kamerun eingeschleppt. Das trifft | |
> jetzt Europäer, die wegen der Grenzschließung dort festsitzen. | |
Bild: „Immer angespannter“: Afrikanistin Raija Kramer mit ihrem Forschungst… | |
BERLIN taz | Mit 56 bestätigten Infektionen gehört Kamerun nach Südafrika, | |
Burkina Faso und Senegal zu den am stärksten vom Coronavirus betroffenen | |
Ländern in Afrika südlich der Sahara. 29 Fälle wurden allein seit Samstag | |
gemeldet. Nun breitet sich Coronawut gegen weiße Ausländer aus: Der erste | |
Fall war am 6. März ein eingereister Franzose. Der 58-Jährige steckte eine | |
Kamerunerin an, das Virus zog seine Kreise. | |
Wer weiß ist und gerade in Kamerun weilt, hat jetzt Pech. Die Hamburger | |
Afrikanistin [1][Raija Kramer] sitzt mit einer Doktorandin und zwei | |
Studierenden nach einem Aufenthalt in der Kleinstadt Ngaoundéré, der nach | |
Unruhen vorzeitig zu Ende ging, in einem Hotel in Yaoundé fest. | |
„Die Situation außerhalb der Hotelmauern wird immer angespannter“, | |
berichtet die Wissenschaftlerin der taz. „Die Bevölkerung leidet unter den | |
Maßnahmen der Regierung und die Angst vor einer Coronaepidemie wird immer | |
hysterischer. Außerhalb des Hotels können wir uns nicht mehr frei bewegen, | |
da wir verbal, teils auch körperlich als ‚Corona-Träger‘ angegriffen word… | |
sind.“ | |
In Douala, Kameruns größter Stadt, sitzt laut AFP eine Mitarbeiterin der | |
Münchner Uniklinik Großhadern mit drei weiteren deutschen Frauen fest. „Die | |
sind aus Europa, die haben Corona mitgebracht“, fassen sie die Stimmung | |
zusammen. | |
Ein Sicherheitshinweis der deutschen Botschaft in Kamerun, der der taz | |
vorliegt, warnt vor „rassistischen Ressentiments innerhalb der Bevölkerung“ | |
und rät Deutschen, das Haus nicht zu verlassen. | |
Kramer und die anderen sitzen fest, weil sämtliche internationale Flüge aus | |
Kamerun am vergangenen Mittwoch eingestellt wurden. Alle Grenzen sind zu. | |
Und für eine Evakuierung wie aus Marokko ist die Anzahl der Betroffenen in | |
Kamerun zu klein. | |
Die Bevölkerung, ohnehin gebeutelt von der autoritären Herrschaft des seit | |
1982 regierenden Präsidenten [2][Paul Biya], leidet nicht minder unter | |
Zwangsmaßnahmen. Alle Bars sind zu, alle Sportveranstaltungen abgesagt. | |
Reisen von einer Stadt in die andere sind untersagt. | |
Am Montag empörte sich die Regierungszeitung [3][Cameroon Tribune ] unter | |
dem Titel „Spielen wir nicht mit dem Feuer!“ darüber, dass die | |
„Hygienemaßnahmen“ von Regierung und WHO „leider auf Gleichgültigkeit“ | |
träfen. | |
Wen wundert's? Wenn Präsident Biya krank wird, reist er in die Schweiz; | |
wenn die Kameruner krank werden, müssen sie zu Hause bleiben. Für | |
Normalbürger sind die Grenzen dicht; in Frankreich weilende Angehörige | |
hoher Politiker konnten in den vergangenen Tagen heimkehren. | |
Seitdem explodiert die Zahl der Infizierten. Der neueste Fall ist Kameruns | |
Parlamentspräsident Cavayé Yeguié. | |
24 Mar 2020 | |
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[2] /Praesidentschaftswahl-in-Kamerun/!5545154/ | |
[3] http://Cameroon%20Tribune | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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