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# taz.de -- Corona bei Jugendlichen: Junge Leute sorgen sich
> EIne Studie zeigt hohe Zustimmung junger Menschen für
> Corona-Schutzmaßnamen. Aber sie haben Zukunftsängste und wollen mehr
> mitreden.
Bild: SchülerInnen und Studierende leiden vor allem unter den Folgen des erzwu…
Frankfurt/Main taz | „Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders stark
von der Pandemie betroffen – gerade in der vulnerablen Zeit der Pubertät,
die mit inneren und äußeren Veränderungen und Umbrüchen einhergeht.
Trotzdem zeigen sie große Solidarität und immenses
Verantwortungsbewusstsein.“ Zu dieser Bewertung kommt eine Studie des
Sozialpädagogischen Instituts Mainz, das im Auftrag des
rheinland-pfälzischen Jugendministeriums mehr als 5.000 junge Menschen
zwischen 14 und 27 Jahren zu den Auswirkungen der Coronapandemie befragt
hat.
Eine große Mehrheit von ihnen akzeptiert danach die Einschränkungen zum
Schutz vor Corona: Als „angemessen“ empfinden 27,2 Prozent der Befragten
die Maßnahmen, für 34,9 Prozent gehen sie sogar nicht weit genug. Dieses
Ergebnis ist deshalb erstaunlich, weil die am Freitag in Mainz vorgelegten
Zahlen auch deutlich machen, dass Jugendliche und junge Erwachsene unter
den Einschränkungen in ihrer Freizeitgestaltung, in Ausbildung, Schule und
Beruf erheblich leiden.
Sie schauen mit Sorge auf ihre persönliche Zukunft und die der
Gesellschaft. Die rheinland-pfälzische Jugendministerin Katharina Binz
(Grüne) betonte bei der Präsentation der Zahlen, dass die Studie
keinesfalls ein negatives Jugendbild in der Pandemie zeichne; vielmehr sei
deutlich geworden, „dass junge Menschen überwiegend solidarisch und
verantwortungsvoll handeln“, so die Ministerin.
Die Mehrheit der Befragten (77 Prozent) beklagt, dass ihre Belange bei den
Coronamaßnahmen nicht genug berücksichtigt würden. Ihre
Mitbestimmungsmöglichkeiten in den formalen Bildungsinstitutionen, in der
Freizeit sowie in Politik und am Wohnort haben sich nach ihrer Wahrnehmung
sogar verschlechtert.
## Langfristige Pandemiefolgen befürchtet
Nur fünf Prozent haben das Gefühl, dass sie in der Politik mitreden können,
zwölf Prozent bejahen das für ihre Stadt oder ihren Wohnort, 27 Prozent für
die Universität, 28 Prozent für Schule, 36 Prozent für den
Ausbildungsplatz. Fast 68 Prozent wünschen sich mehr Mitspracherechte, vor
allem die über 15-Jährigen.
In der Coronapandemie sehen lediglich 18 Prozent ihre Zukunft
zuversichtlich, zwölf Prozent sehen sie „düster“, 54 Prozent „besorgt�…
allem junge Menschen, die beziehungsweise deren Familien geringe
finanzielle Ressourcen zu Verfügung hätten, sähen ihre Zukunft
pessimistisch, schreiben die AutorInnen der Studie.
Langfristige Einschränkungen der Pandemie befürchten fast 80 Prozent der
Befragten. Dass die Schere zwischen Arm und Reich größer wird, erwarten 69
Prozent. Sorgen über den möglichen Verlust einer nahestehenden Person
machen sich knapp 60 Prozent.
## CoronaleugnerInnen wenig populär
Dass sie selbst erkranken könnten, treibt nur ein Viertel der Befragten um.
CoronaleugnerInnen haben bei ihnen gleichwohl kaum eine Chance. 71 Prozent
der Befragten finden Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen und
Maskenpflicht schlecht oder sehr schlecht, nur 10 Prozent finden sie sehr
oder eher gut.
SchülerInnen und Studierenden leiden vor allem unter den Folgen des
erzwungenen Fernunterrichts. 66 Prozent der SchülerlInnen und 95 Prozent
der Studierenden lernten zum Zeitpunkt der Befragung (März/April 2021)
überwiegend zu Hause.
Während 38 Prozent der SchülerInnen mit ihrer aktuellen Situation
unzufrieden sind, klagt fast jeder zweite Studierende (45 Prozent) über die
fehlenden Kontakte mit Lehrenden und Mitstudierenden. Bemerkenswert an den
Zahlen ist, dass immerhin jedeR ZehnteR der Befragten nicht über einen
ausreichenden Zugang zum Internet verfügt, etwa wegen fehlender Geräte oder
schlechter Intenetverbindungen.
Jugendministerin Binz wertete die starke Beteiligung der jungen Leute an
der Studie als gutes Zeichen. Sie las die Ergebnisse als Aufforderung, die
Mitwirkungsrechte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stärken.
Beteiligung erweise sich auch in der Pandemie als zentraler Aspekt für eine
positive Lebensperspektive und Lebensgestaltung, betonte sie. „Für mich
zeigen die Ergebnisse auch, dass wir die politische Beteiligung stärken und
endlich das Wahlalter 16 realisieren müssen. Das fordern die jungen
Menschen in der Befragung ebenso wie die Stärkung der kommunalen
Jugendvertretungen“, so die grüne Ministerin.
27 Aug 2021
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Schule und Corona
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