# taz.de -- Baden-Württemberg in der Coronakrise: Schulstreit im Ländle | |
> Ministerpräsident Kretschmann entscheidet, dass Kitas und Schulen | |
> geschlossen bleiben. Seine Bildungsministerin Eisenmann ist not amused. | |
Bild: Weiterhin geschlossen: Schulen in Baden-Württemberg | |
BERLIN taz | Nach Berlin und Brandenburg ist auch Baden-Württemberg von | |
weiteren Schulöffnungen noch im Januar abgerückt. Wie Ministerpräsident | |
Winfried Kretschmann (Grüne) und Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU) | |
am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme mitteilten, bleiben die | |
Kitas und Grundschulen bis Ende Januar geschlossen. | |
Kretschmann begründete die Entscheidung mit dem Infektionsgeschehen: „Wir | |
befinden uns noch nicht in einem Abwärtstrend“, sagte er mit Blick auf den | |
[1][Höchstwert an Coronatoten] und einem Reproduktionswert über 1. | |
Zudem verwies Kretschmann auch darauf, dass die Virusmutationen aus | |
Südafrika und Großbritannien bereits in Baden-Württemberg aufgetreten | |
seien. Kretschmann stellte Eltern weiter eine Notbetreuung für Kinder in | |
Aussicht, appellierte aber „eindringlich“, diese nur „in Notfällen“ | |
wahrzunehmen. | |
Bildungsministerin Eisenmann betonte sichtlich verstimmt, der | |
Ministerpräsident habe die Entscheidung getroffen. „Ich hätte mir eine | |
differenzierte Vorgehensweise gewünscht“, sagte Eisenmann. Tatsächlich | |
hatte die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahlen im März schon früh | |
geöffnete Kitas und Grundschulen nach den Weihnachtsferien versprochen, und | |
zwar „unabhängig vom Infektionsgeschehen“. | |
## Ziel jetzt: Öffnungen im Februar | |
Vergangene Woche sprach Eisenmann dann schon vorsichtiger von „dem Ziel“, | |
ab dem 18. Januar Kitas und Grundschulen zu öffnen. Am Donnerstag nun blieb | |
ihr nichts anderes, als ihren Standpunkt zu wiederholen: Kinder benötigten | |
ein soziales Gefüge und Betreuung: „Kinder brauchen andere Kinder.“ | |
Die oppositionelle SPD begrüßte die Entscheidung: „Es hat sich | |
offensichtlich die Vernunft in der Landesregierung durchgesetzt!“, sagte | |
der Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Andreas Stoch. Die von Eisenmann | |
geplanten Schulöffnungen bezeichnete er als „unverantwortliche | |
Forderungen“. Auch die GEW Baden-Württemberg hatte die Pläne scharf | |
kritisiert. | |
[2][Die Bildungsgewerkschaft] fordert schon länger, Präsenzunterricht nur | |
nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zuzulassen, also bei | |
reduzierter Klassenstärke und mit Maske im Unterricht. | |
Wo sich Kretschmann und Eisenmann jedoch einig sind: Kitas und Schulen | |
sollen möglichst im Februar wieder öffnen. Eisenmann kündigte an, | |
freiwillige Tests für das Personal an Schulen und Kitas auszuweiten. | |
Ministerpräsident Kretschmann versprach, eine „Öffnungsperspektive“ | |
erarbeiten zu wollen, sollte der Lockdown über den Januar hinaus verlängert | |
werden. Er werde darauf drängen, dass das Thema bei der nächsten | |
Telefonschalte zwischen Kanzlerin Merkel und den | |
Ministerpräsident:innen besprochen werde. | |
Die hatten sich am 5. Januar darauf verständigt, Kitas und Schulen nur für | |
Notbetreuung zu öffnen. Einige Länder kündigten jedoch für | |
Abschlussklassen, Kitas und Grundschulen Lockerungen an. | |
14 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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