| # taz.de -- Austritt nach Rechtsruck der AfD: Gründungsmitglied Oppel tritt aus | |
| > Nach dem Rechtsruck in Riesa zieht eine langjährige | |
| > Bundesschiedsrichterin offenbar Konsequenzen. Dafür gibt es neue | |
| > Konfliktlinien im Bundesvorstand. | |
| Bild: Und Tschüss: Nach dem Rechtsruck in Riesa muss Alice Weidel erste Mitgli… | |
| Berlin taz | Nach dem deutlichen Rechtsruck auf dem Parteitag in Riesa ist | |
| die innerhalb der AfD durchaus bekannte und wichtige Monica-Ines Oppel | |
| ausgetreten. Die bayerische Rechtsanwältin war 2013 Gründungsmitglied der | |
| mittlerweile extrem rechten Partei. Mit ihrem Austritt hat sie offenbar | |
| Konsequenzen aus dem neu besetzten Bundesvorstand und dem langjährigen | |
| Radikalisierungskurs der AfD gezogen, zumindest wird das [1][parteiintern | |
| von verschiedener Seite kolportiert] und spekuliert. | |
| Auf taz-Anfrage bestätigte Oppel zwar ihren Austritt zum Monatsende, wollte | |
| sich aber offiziell nicht zu den Gründen dafür äußern. Sie war bis zum | |
| Parteitag in Riesa Präsidentin des parteiinternen Bundesschiedsgerichts. In | |
| ihrer Amtszeit annullierte das Schiedsgericht unter ihrer Führung etwa die | |
| Mitgliedschaft des Rechtsextremen Andreas Kalbitz, die mit veränderten | |
| Mehrheitsverhältnissen [2][nun womöglich wieder zur Diskussion steht]. | |
| Auch das auf dem Parteitag von Riesa neu gewählte Bundesschiedsgericht ist | |
| deutlich nach rechts gerückt. Oppel war in Riesa nicht erneut angetreten, | |
| dafür haben im Bundesschiedsgericht nun Leute wie Gereon Bollmann aus | |
| Schleswig-Holstein das Sagen, der einst als Landesschiedsrichter den | |
| Rauswurf von Doris Sayn-Wittgenstein wegen rechtsextremer Kontakte | |
| verworfen hatte. | |
| Und der ebenfalls gewählte Roland Ulbrich aus Sachsen kritisierte in seiner | |
| Vorstellungsrede ganz offen „systemkonforme Tendenzen“ in der AfD – mit i… | |
| werde es keine „PAV-Orgien“ mehr geben. PAV steht für | |
| Parteiausschlussverfahren. Ulbrich deutete auch an, dass Kalbitz' Teilnahme | |
| an einem neonazistischen HDJ-Feriencamp (Heimattreue Deutsche Jugend) | |
| [3][für ihn kein Ausschlussgrund sei]. | |
| ## Grabenkämpfe gehen weiter, Meuthen-Lager hält still | |
| Offen ist, wie viele prominente Mitglieder Oppel folgen werden. Die Reste | |
| des Meuthen-Lagers, die Stil und Auftreten, wenn auch häufig nicht die | |
| rechtsextremen Inhalte der völkischen Strömung um Björn Höcke ablehnen, | |
| halten nach dem deutlichen Rechtsruck bislang still. Viele | |
| Opportunist*innen dürften auch aus Rücksicht auf ihre Mandate die | |
| Opposition zu den rechtsextremen Kreisen aufgegeben haben. | |
| Das heißt allerdings nicht, dass interne Grabenkämpfe vorbei sind: Der neue | |
| Bundesvorstand ist erst ein paar Tage alt, aber neue Konfliktlinien haben | |
| sich bereits vor seiner Konstituierung vergangenen Freitag aufgetan. Nicht | |
| nur warf der sachsen-anhaltinische rechtsextreme Lautsprecher Hans-Thomas | |
| Tillschneider den neu gewählten Chefs nach dem abgebrochenen Parteitag vor, | |
| [4][„Krieg gegen die eigene Partei“ zu führen] und verglich ihren Stil mit | |
| dem des ausgetretenen Parteichefs Jörg Meuthen. Auch flammte [5][ein | |
| Konflikt zwischen Alice Weidel und Höcke auf], nachdem diese sich zunächst | |
| über eine mögliche Kandidatur des Höcke-Vertrauten und Weidel-Intimfeinds | |
| Dirk Spaniel zerlegt hatten und Weidel sich später gegen Höckes | |
| rassistische und verschwörungsideologische Europa-„Resolution“ aussprach. | |
| Kristallisationspunkt des Konfliktes könnte der von Höcke auf dem Parteitag | |
| durchgebrachte Antrag sein, die rechtsextreme Pseudogewerkschaft | |
| „Gewerkschaft Automobil“ von der Unvereinbarkeitsliste zu streichen. Der | |
| Gründer hat Bezüge zur Terrororganisation Blood & Honor, ebenso zu NPD und | |
| III. Weg. | |
| Deswegen kündigte der neu gewählte und inzwischen konstituierte | |
| Bundesvorstand bereits an, den Parteitagsbeschluss bedingt zu befolgen. | |
| Weidel sagte bei einer Pressekonferenz vergangenen Freitag, die Delegierten | |
| hätten gar nicht gewusst, worüber sie abgestimmt hätten. Die Organisation | |
| sei keine gewerkschaftliche Interessensvertretung. Der „Verein“ sei | |
| „hochgradig toxisch“ und gehöre zurück auf die Unvereinbarkeistliste, so | |
| Weidel. | |
| Gleichwohl räumte der Co-Vorsitzende Tino Chrupalla ein, dass mit dem | |
| Parteitagsbeschluss formell die Unvereinbarkeit aufgehoben sei. Dennoch | |
| habe der Bundesvorstand die Hoheit über die Mitgliedsaufnahme, sagte | |
| Chrupalla. Auf dem Parteitag hatten mehrere Mitglieder des neu gewählten | |
| Bundesvorstands die von Höcke geforderte Streichung mit deutlichen Worten | |
| unter anderem als „Harakiri“ angesichts der Verfassungsschutzbeobachtung | |
| der Partei kritisiert. Ebenso hatte sich etwa das Höcke nahestehende | |
| Vorstandsmitglied Maximilian Krah dafür ausgesprochen. Die heftigen | |
| internen Konflikte bleiben der AfD und im Bundesvorstand erhalten – und | |
| werden auch weiter öffentlich ausgetragen. | |
| 28 Jun 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.sueddeutsche.de/politik/afd-bjoern-hoecke-monica-ines-oppel-1.5… | |
| [2] /AfD-Parteitag-in-Riesa/!5859327 | |
| [3] /AfD-Parteitag-in-Riesa/!5861869 | |
| [4] /Rechtsextremist-in-der-AfD/!5862822 | |
| [5] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-was-der-triumph-von-bjoern-h… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Alice Weidel | |
| Björn Höcke | |
| Rechtsextremismus | |
| GNS | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Schwerpunkt AfD in Berlin | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Schwerpunkt AfD | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Die AfD und der Krieg: Angst und Wut sind zurück | |
| Die AfD will inhaltlich mit der Inflation punkten. Auf der Suche nach | |
| Sündenböcken klammert die rechte Partei den russischen Angriffskrieg aus. | |
| Rechtsextremist in der AfD: Höcke geht aufs Ganze | |
| Nach dem AfD-Parteitag in Riesa zeichnet sich ab, dass Höcke in zwei Jahren | |
| nach der Macht greift. Er ist schon jetzt die mächtigste Person in der | |
| extrem rechten Partei. | |
| AfD-Parteitag in Riesa: Projekt Faschisierung läuft | |
| Die AfD hat sich weiter radikalisiert, Höckes Einfluss ist gewachsen. Die | |
| völkische Strömung bestimmt den Parteitag und setzt einen neuen Vorstand | |
| durch. | |
| AfD-Bundesparteitag in Riesa: Das Prinzip Höcke | |
| Bei der AfD setzt sich der ehemalige „Flügel“ weitgehend durch und bringt | |
| die Partei auf Linie. Die ist auf dem Weg zur ostdeutschen Regionalpartei. |