# taz.de -- Anti-Terror-Einsatz in Syrien: US-Militär schaltet IS-Anführer aus | |
> Bei einem US-Spezialeinsatz in Idlib ist Abi Ibrahim al-Haschimi | |
> al-Kuraschi getötet worden. Nach syrischen Angaben sind auch Zivilisten | |
> unter den Opfern. | |
Bild: Menschen kontrollieren ein zerstörtes Haus nach der Operation des US-Mil… | |
DAMASKUS dpa/taz | Das US-Militär hat nach Angaben des Weißen Hauses bei | |
einem Einsatz im Nordwesten Syriens den Anführer der Terrormiliz | |
Islamischer Staat (IS) getötet. Er habe den Einsatz in der vergangenen | |
Nacht gegen Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi angeordnet, erklärte | |
US-Präsident Joe Biden am Donnerstag. | |
Biden, der auch der Oberkommandeur der US-Streitkräfte ist, erklärte, alle | |
Soldaten seien sicher von dem Einsatz zurückgekehrt. Der Einsatz habe dem | |
Schutz der Bürger der Vereinigten Staaten und der Verbündeten gedient. Dank | |
der Fähigkeiten und des Mutes des US-Militärs sei der IS-Anführer „vom | |
Schlachtfeld“ genommen worden. Das Vorgehen habe „die Welt zu einem | |
sichereren Ort gemacht“, erklärte der Präsident weiter. | |
Ersthelfer hatten zuvor von 13 getöteten Personen berichtet, darunter sechs | |
Kinder und vier Frauen. Der Einsatz der US-Spezialkräfte ereignete sich in | |
der von Rebellen gehaltenen nordwestlichen Provinz Idlib. Mehrere Anwohner | |
berichteten, sie hätten Körperteile nahe einem Haus im Ort Atme gesehen. | |
Die Anwohner, die anonym bleiben wollten, berichteten von Hubschraubern, | |
Explosionen und Maschinengewehrfeuer. | |
Der Einsatz habe etwa zwei Stunden gedauert. Auch ein Journalist im Auftrag | |
der Nachrichtenagentur AP erklärte, er habe rund um das Haus, dessen | |
Obergeschoss fast vollständig zerstört war, Leichenteile gesehen. Wände und | |
Böden waren teils blutbefleckt. Ein zerstörtes Zimmer mit einem hölzernen | |
Kinderbett auf dem Boden war zu sehen. | |
Angaben zu den Opferzahlen gingen teils auseinander. Die Syrische | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien erklärte, | |
als „Weißhelme“ bekannte Ersthelfer hätten gesagt, dass 13 Menschen getö… | |
worden seien. Zuvor hatte der Bürgerjournalist Ahmad Rahhal, der den Ort | |
besuchte, erklärt, er habe zwölf Leichen gesehen. | |
Das Pentagon machte zunächst keine detaillierten Angaben dazu, gegen wen | |
sich der Einsatz richtete und ob dabei Feinde oder Zivilisten getötet oder | |
verletzt wurden. Weite Teile der Region Idlib werden von Kämpfern | |
kontrolliert, die von der Türkei unterstützt werden, die Region ist jedoch | |
auch eine Hochburg der Terrorgruppe Al-Kaida. Auch andere militante | |
Extremisten haben in der Region Unterschlupf gefunden. | |
Anwohner und Aktivisten berichteten von einem großen Bodenangriff und von | |
US-Streitkräften, die mit Hilfe von Lautsprechern Frauen und Kinder | |
aufforderten, das Gebiet zu verlassen. Sie beschrieben den Einsatz als die | |
größte Militäroperation seit der [1][Tötung des IS-Chefs Abu Bakr | |
al-Bagdadi im Oktober 2019] | |
## Einsatz von Kampfhubschraubern | |
Die Beobachtungsstelle erklärte, Truppen der US-geführten Koalition seien | |
mit Hubschraubern in dem Gebiet gelandet und hätten ein Haus attackiert. Es | |
sei zu Zusammenstößen mit Kämpfern am Boden gekommen. Auch ein Aktivist in | |
Idlib sagte, er sei Zeuge von Zusammenstößen von Kämpfern und US-Militär | |
geworden. | |
Der Militäreinsatz erhielt auch in sozialen Medien Aufmerksamkeit. Tweets | |
aus der Region beschrieben Hubschrauber, die im Bereich des Gebäudes | |
Schüsse abgaben. Flugverfolgungsdaten legten zudem den Einsatz mehrerer | |
Drohnen in der Gegend der Stadt Sarmada und des Dorfes Salwa in der Provinz | |
Idlib nahe. | |
Die Operation erfolgte vor dem Hintergrund von Bemühungen der Terrorgruppe | |
„Islamischer Staat“ (IS), wieder stärker in Erscheinung zu treten. Die | |
Terrorgruppe hatte in der Region zuletzt mehrere Attacken ausgeführt. Bei | |
dem größten IS-Angriff seit dem Zerfall des von der Terrorgruppe | |
ausgerufenen Kalifats im Jahr 2019 wurde im Januar [2][ein Gefängnis im | |
Nordosten Syriens angegriffen], um dort einsitzende IS-Angehörige zu | |
befreien. Zehn Tage dauerten die Kämpfe an. | |
Die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hatten | |
am Montag erklärt, dass sich das Gefängnis in der Stadt Al-Hassaka wieder | |
vollständig unter ihrer Kontrolle befinde. 120 ihrer Kämpfer sowie | |
Gefängnisangestellte seien bei der IS-Attacke ums Leben gekommen, hieß es. | |
Die Beobachtungsstelle sprach dagegen von 373 Toten, darunter 268 | |
Dschihadisten, 98 SDF-Kämpfer und sieben Zivilisten. In dem Gefängnis sind | |
mindestens 3.000 Angehörige des Islamischen Staats inhaftiert. | |
Bei einer Pressekonferenz erklärte ein führender Vertreter der SDF, der | |
Angriff auf das Gefängnis sei Teil eines größeren Plans gewesen, den der IS | |
seit langem vorbereitet habe. „Sie wollten eine massive Attacke auf die | |
Region starten, einmal mehr ihren Terror verbreiten und Dunkelheit über die | |
Menschen in der Region verhängen und die Terrororganisation einmal mehr | |
wieder beleben.“ | |
3 Feb 2022 | |
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