# taz.de -- Änderung bei der Deutschen Bahn: Internationale Zugtickets bald ei… | |
> Für Bahnfahrten über Staatsgrenzen hinweg braucht man bislang oft noch | |
> mehrere Tickets. Das soll sich für Reisen in die Nachbarländer bald | |
> ändern. | |
Bild: Der ICE von Berlin nach Paris: Internationale Zugtickets sollen einfacher… | |
Berlin dpa | Der Ticketkauf für Bahnfahrten durch Europa soll ab Herbst | |
einfacher werden. Dann ist die [1][Deutsche Bahn] an eine technische | |
Schnittstelle angeschlossen, die das bislang fragmentierte System | |
vereinheitlichen soll. Bis Ende 2026 wird die DB dann „Tickets aller großen | |
Bahnen unserer Nachbarländer direkt über bahn.de und die App DB Navigator | |
verkaufen können“, verspricht das Unternehmen. | |
„Der internationale Fernverkehr boomt“, sagt DB Fernverkehrsvorstand | |
Michael Peterson der Deutschen Presse-Agentur. 2024 sei für den | |
bundeseigenen Konzern das stärkste Jahr in diesem Bereich gewesen, mit | |
einem Wachstum von 22 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. | |
Immer wieder nimmt die Bahn neue Verbindungen in ihr Portfolio auf, | |
[2][zuletzt etwa eine ICE-Direktverbindung zwischen Berlin und Paris]. | |
Dennoch gibt es beim Bahnfahren in Europa etliche Probleme. „Es gibt kein | |
integriertes europäisches Bahnnetz“, stellt der Grünen-Politiker Matthias | |
Gastel fest. Der Bundestagsabgeordnete beschäftigt sich seit Jahren mit der | |
Bahn und sitzt im Aufsichtsrat der Bahn-Infrastrukturtochter InfraGo. | |
Die Probleme fingen schon beim Fahrkartenkauf an. Für länderübergreifende | |
Fahrten sind bislang oft mehrere Fahrscheine nötig, die einzeln gekauft | |
werden müssen. Das ist nicht nur umständlich. Auch die Fahrgastrechte | |
gelten – etwa im Fall eines verpassten Anschlusszugs – nicht. Tickets von | |
Wettbewerbern wie Flix sind ohnehin nicht über die Bahn zu kaufen – Gastel | |
zufolge, weil die DB eine „horrend hohe Provision erwartet, die nur dazu da | |
ist, abzuschrecken“. | |
## Bald von Oslo nach Athen mit einem Ticket | |
Hinzu kommen technische Probleme beim Betrieb grenzüberschreitender | |
Strecken. „Die Probleme fangen oft an, wenn eine Zugstrecke an eine | |
Landesgrenze stößt“, sagt [3][Sebastian Wilken], der über das | |
internationale Zugfahren auf seinem Blog Zugpost schreibt. Dabei gehe es | |
etwa um die Stromversorgung, um Leit- und Sicherungstechnik oder die | |
Spurbreite der Schienen, aber auch um die Sprachkenntnisse der Lokführer. | |
Zumindest beim Ticketkauf soll es bald einfacher werden. Europäische Bahnen | |
haben sich vor Jahren auf die Einführung des Schnittstellenstandards OSDM | |
(Open Sales and Distribution Model) verständigt. Bahn-Manager Peterson | |
spricht von der „Sprache, in der die europäischen Bahnen und | |
Vertriebsdienstleister dann ihre Daten miteinander austauschen“. Die DB | |
habe somit Zugriff auf das komplette Ticket-Portfolio der entsprechenden | |
Bahnen und umgekehrt. | |
Zunächst gelte das ab Herbst 2025 für die Österreichischen und die | |
Schweizer Bundesbahnen ÖBB und SBB. Monat für Monat sollten dann neue | |
Partner hinzukommen. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende nächsten Jahres | |
Europa nahezu flächendeckend entsprechend angebunden ist“, sagte Peterson. | |
„Damit kommen wir einem großen Ziel näher.“ Die Ticketbuchung quer durch | |
Europa – sei es von Oslo nach Athen oder Warschau nach Barcelona – werde in | |
einem Buchungsschritt über die gewohnten Vertriebskanäle möglich. | |
Bahnen und Vertriebsdienstleistern steht es frei, den OSDM-Standard | |
umzusetzen. Auf etwaige Vergütungen, die sich die Bahnen untereinander für | |
den Verkauf von Tickets zahlen, hat dieser keinen Einfluss. Bahn-Konkurrent | |
Flix ist nach eigenen Angaben nicht an der Entwicklung beteiligt gewesen. | |
Auf Anfrage teilt das Unternehmen mit: „OSDM bietet zwar einige positive | |
Eigenschaften, birgt aber auch Herausforderungen – insbesondere für neue | |
Marktteilnehmer.“ Dabei nennt Flix etwa die Kosten und die komplexe | |
Umsetzung. | |
DB-Kunden haben nach Angaben des Konzerns dagegen mehrere Vorteile. „Ich | |
kann eine internationale Fahrt dann genauso einfach buchen wie eine | |
nationale Fahrt“, sagt Peterson. Der Hinweis „Preis ermitteln“ ist bei | |
internationalen Verbindungen dann weitgehend Geschichte. Stattdessen | |
erhalten Kunden direkt eine Preisauskunft. Zudem können „Bahnen auch auf | |
günstige Preise anderer Bahnen zugreifen und diese kombinieren“. Während | |
der Reise werden die Fahrgäste übers Handy mit Informationen versorgt. Und: | |
Auch Tickets für den Regionalverkehr im Ausland können dann einfacher | |
gekauft werden. | |
## „Leuchttürme in einem riesigen Nebelmeer“ | |
Es tut sich also etwas im internationalen Bahnverkehr. Zugpost-Blogger | |
Wilken bewertet auch neue Verbindungen wie Berlin-Paris positiv. Von | |
solchen Verbindungen gebe es jedoch viel zu wenige, er spricht von | |
„Leuchttürmen in einem riesigen Nebelmeer“. Und auch Gastel sagt, dass sich | |
im internationalen Fernverkehr einiges tue – „aber sehr langsam und es ist | |
unglaublich aufwendig, umständlich, teuer. Da sind einfach wahnsinnig viele | |
Steine, die auf den Schienen liegen.“ | |
Dass es Handlungsbedarf gibt, ist auch in Brüssel längst bekannt. Neue | |
Verbindungen wie die geplante zwischen München und Rom werden von der | |
EU-Kommission unterstützt. In den Leitlinien von Behördenchefin Ursula von | |
der Leyen heißt es jedoch auch, grenzüberschreitende Bahnreisen seien für | |
viele Bürger nach wie vor zu kompliziert. „Die Menschen sollten offene | |
Buchungssysteme nutzen können, um transeuropäische Reisen bei mehreren | |
Dienstleistern erwerben zu können, ohne ihren Anspruch auf Erstattung oder | |
Ersatzreisen zu verlieren.“ | |
Die EU-Kommission werde einen Gesetzesvorschlag „über einheitliche digitale | |
Buchungs- und Ticketdienste“ vorlegen. Dieser solle sicherstellen, dass | |
„Europäerinnen und Europäer ein einziges Ticket auf einer einzigen | |
Plattform kaufen und ihre Fahrgastrechte für die gesamte Reise wahrnehmen | |
können“. | |
„Grundsätzlich habe ich überhaupt gar keine Befürchtungen, was die | |
EU-Kommission regulieren will, weil wir von den Zielen her exakt das | |
Gleiche wollen“, sagt Peterson. Allerdings wolle die Behörde einen anderen | |
Standard als OSDM vorschreiben. „Meine Befürchtungen sind allein, dass wir | |
Jahre in OSDM investiert haben, dass wir es in der IT umgesetzt haben – das | |
kostet Geld, das kostet Zeit – und dass die EU eine entsprechende | |
Regulierung nicht vor 2026 auf den Weg bringen würde.“ | |
27 May 2025 | |
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