| # taz.de -- Haushaltsschlusrunde im Abgeordnetenhaus: Im Zeichen der Neuwahl | |
| > Die Debatte über den rund 90 Milliarden Euro schweren Doppelhaushalt für | |
| > 2026 und 2027 ist geprägt von der Abgeordnetenhauswahl in zehn Monaten. | |
| Bild: Im Fokus der Oppositionskritik in der Haushaltsdebatte imj Abgeordnetenha… | |
| Laut Tagesordnung geht es nur um den Landeshaushalt. Gut, „nur“ passt nicht | |
| ganz – über 90 Milliarden Euro ist das Finanzpaket immerhin schwer, das im | |
| Abgeordnetenhaus am Donnerstagabend nach Redaktionsschluss zur Abstimmung | |
| steht. Und doch spielt in den vielen Reden des Tages, erst in der | |
| allgemeinen Aussprache, dann bei den einzelnen Ressorts, oft ein noch | |
| größeres Thema mit: [1][die Neuwahl des Parlaments in zehn Monaten]. | |
| „Das Beste an Ihrer Regierung ist, dass sie nur drei Jahre im Amt bleiben | |
| wird“, fasst beispielsweise Werner Graf seine Kritik am Haushaltsplan und | |
| an der schwarz-roten Koalition insgesamt zusammen. Wobei er, der | |
| Fraktionschef der Grünen [2][und ihr Spitzenkandidat für die Wahl am 20. | |
| September], unverkennbar auf den Titel des aktuellen Koalitionsvertrags von | |
| CDu und SPD – „Das Beste für Berlin“ – anspielt. | |
| Denn Gutes erkennt Graf eigentlich gar nicht, vom Superlativ „Das Beste“ | |
| ganz zu schweigen. „Ihre Bilanz, Herr Wegner“, hält er dem Regierungschef | |
| von der CDU vor, den er privat duzt, „ist eine verunsicherte Stadt im | |
| Dauerchaos.“ Finanzkürzungen ankündigen, sie dann teilweise wieder | |
| zurückziehen und sich dann noch dafür loben, so kann man aus Grafs Sicht | |
| nicht mit Berlin umgehen. | |
| „Die Koalition hat keinen Plan für die Zukunft dieser Stadt“, sagt er, und | |
| das schade dem Ansehen Berlins weltweit. Verunsicherung präge zudem die | |
| Stadt. Viele bekannte Alltagssorgen zählt Graf auf, von der Angst vor einer | |
| Mieterhöhung, vor Juden- und Schwulenhassern, vor der Erderwärmung. Neu ist | |
| dabei: Laut Graf gibt es auch Ängste, Berlin könne das Trinkwasser | |
| ausgehen. Sein Fazit mit Blick auf den 20. September 2026: „Die Zeit von | |
| Schwarz-Rot läuft ab.“ | |
| ## Wegner: „Fahrplan für die Zukunft von Berlin“ | |
| Knapp eine Stunde später steht der so kritisierte Kai Wegner selbst am | |
| Rednerpult, nachdem in der Zwischenzeit die Linksfraktion Grafs Kritik | |
| verstärkt und die AfD sich der CDU kaum verhohlen als SPD-Ersatz angedient | |
| hat. Der sieht ein ganz anderes Berlin, ein aufstrebendes mit mehr | |
| Mieterschutz als unter der dem früheren rot-grün-roten Senat, mit mehr | |
| Lehrern und [3][einem neuen Polizeigesetz als Basis für mehr Sicherheit] in | |
| der Stadt. | |
| Und der Haushalt ist für Wegner ganz und gar nicht ideen- oder planlos, | |
| sondern „unser Fahrplan für die Zukunft von Berlin“. Er sieht sich als | |
| einen, der Herausforderungen annimmt – beim Grünen Graf hingegen macht er | |
| „Verzagtheit“ und bei Linksfraktionschefin Anne Helm „Rückwärtsgewandth… | |
| aus. | |
| Während in dieser generellen Aussprache die beiden Koalitionspartner eng | |
| zusammenstehen, sieht das anders aus, als es anschließend um die Haushalte | |
| der einzelnen Ressorts geht. Im Bereich Verkehr etwa wirft ein Redner der | |
| zuständigen Senatorin Ute Bonde (CDU) „Fantastereien wie eine | |
| Magnetschwebebahn oder eine dritte Startbahn“ vor. Die solle sich bewusst | |
| sein: „Sie leiten keine Kreativwerkstatt, Sie leiten eine | |
| Senatsverwaltung.“ | |
| Und die nächste Rednerin fordert Richtung Bonde: „Vergessen Sie Ihre | |
| vierspurigen Luftschlösser.“ Das klingt nach Opposition, kommt aber von | |
| zwei Abgeordneten der SPD-Fraktion, also des Koalitionspartners – des | |
| nominellen zumindest, drängt sich in jenem Moment als Zusatz auf. | |
| ## 4 Milliarden neue Schulden im nächsten Jahr | |
| Das ändert nichts an der Ankündigung von CDU und SPD, am Abend dem | |
| Haushaltsplan zuzustimmen. Der sieht auf rund 4.100 Seiten für 2026 | |
| Einnahmen und Ausgaben von 45,5 Milliarden Euro vor. Für 2027 sind es 46,5 | |
| Milliarden. Das sind über 10 Prozent mehr als im laufenden Jahr mit rund 40 | |
| Milliarden. Diese Summen kann das Land nicht aus eigenen Einnahmen decken: | |
| 4 Milliarden neue Schulden sind vorgesehen, nur möglich durch die | |
| gelockerte Schuldenbremse. | |
| Grüne und Linkspartei werfen der Koalition dabei vor, viele | |
| Einnahmemöglichkeiten nicht zu nutzen: eine auf Brandenburger Niveau | |
| erhöhte Grunderwerbsteuer, eine Verpackungsteuer, nicht eingetriebene | |
| Steueraußenstände – und eine seit Jahren diskutierte Verteuerung des | |
| Anwohnerparkens. Beim letzten Punkt sichert Wegner der Linksfraktionschefin | |
| Helm zu, da sei er ganz bei ihr und bald werde da auch was vorliegen. Aber | |
| wann denn endlich?, kommt es aus den Oppositionsreihen zurück. Denn der | |
| Haushalt soll ja wenige Stunden später beschlossene Sache sein. | |
| Dass diese Planung tatsächlich bis Ende 2027 hält, gilt im Parlament nicht | |
| nur an diesem Tag als unwahrscheinlich. Weil eben der 20. September mit der | |
| Neuwahl dräut – und danach, wie mehrfach zu hören ist, bei jedweder derzeit | |
| realistischen Koalition ein Kassensturz ansteht. | |
| 18 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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