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# taz.de -- Terroranschlag am Bondi Beach: Attacke auf jüdisches Leben
> Amokläufer erschießen mindestens zwölf Menschen während des jüdischen
> Chanukka-Fests. Premierminister Albanese spricht von antisemitischem
> Terror.
Bild: Nach dem Anschlag: Die Polizei sperrt einen Bereich am Bondi Beach ab, Sy…
Amokläufer haben am weltbekannten Bondi Beach in Sydney am Sonntagabend
mindestens zwölf Menschen erschossen. Einer der mutmaßlichen Täter ist
offenbar von der Polizei getötet worden, ein weiterer soll schwer verletzt
sein. Ob ein dritter Täter beteiligt gewesen sein könnte, war zunächst
unklar. Laut Polizei gab es mindestens 30 Verletzte, darunter zwei
Polizisten. Der Polizeipräsident des australischen Bundesstaats New South
Wales, Mal Lanyon, deutete an, dass sich die Zahl der Toten noch ändern
könnte. Verletzte träfen noch immer in Krankenhäusern ein, sagte er. Zur
Zeit der Tat fand in einem Park [1][das jüdische Chanukka-Fest] statt. Der
Regierungschef von New South Wales, Chris Minns, sprach von einem Anschlag
auf die jüdische Gemeinde.
Augenzeugenberichten zufolge schossen zwei schwarz gekleidete Männer im
nördlichen Teil von Bondi Beach in Richtung eines Parks, in dem jüdische
Bewohner das jährlich stattfindende „Chanukah by the Sea-Fest“ feierten.
Sally Jackson vom Fernsehsender ABC befand sich am Strand, als sie Schüsse
hörte und Menschen in ihrer Badekleidung wegrennen sah. Fliehende hätten
bei nahe gelegenen Häusern an die Türen geklopft und um Schutz gebeten,
sagte die Reporterin: „Es waren jüdische Frauen und Kinder, die unglaublich
verzweifelt und verängstigt waren.“ Australiens Premierminister Anthony
Albanese sprach am Abend in der Hauptstadt Canberra von antisemitischem
Terrorismus: Der Anschlag sei „ein Akt des Bösen, des Antisemitismus, des
Terrorismus“.
Augenzeuge Marley Carroll berichtete gegenüber ABC News: „Zuerst dachte
ich: Oh, das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss, weil man
einfach nicht glauben würde, dass so etwas in Sydney passiert. Und dann
sahen wir plötzlich eine Menschenmenge aus North Bondi auf uns zulaufen“,
sagte Carroll. „Ich erinnere mich, dass eine Gruppe Mädchen an uns
vorbeirannte und rief: ‚Er schießt auf Menschen, er schießt auf Menschen.�…
Bondi Beach ist der bekannteste Strand Australiens und ein Magnet für
Touristen. Da jüdische Menschen Ziel der Attentäter waren, kam in den
Medien rasch die Spekulation auf, bei den Amokläufern handle es sich
entweder um Muslime oder Neonazis. Wenige Stunden nach der Tat stürmten
Sondereinheiten das Haus eines der mutmaßlichen Täter im Südwesten von
Sydney. Zur Identität der Schützen äußerte sich die Polizei zunächst nicht.
Ein Passant soll einen der Männer während der Schießerei von hinten
überwältigt und ihm die Waffe entrissen haben. New South Wales’
Regierungschef Minns bezeichnete ihn als „wahren Helden“.
Das islamische Konzil in Australien zeigte sich in einer Pressemitteilung
schockiert. „Diese Gewalttaten und Verbrechen haben in unserer Gesellschaft
keinen Platz. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden
und mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden“, heißt es in der
Erklärung. „Unsere Herzen, Gedanken und Gebete sind bei den Opfern, ihren
Familien und allen, die Zeugen dieses zutiefst traumatisierenden Angriffs
waren oder davon betroffen sind.“
Im Laufe des Abends schienen die Einsatzkräfte die Situation unter
Kontrolle zu haben. Für Aufregung sorgte zwischendurch die Nachricht über
einen Bombenfund: Die Polizei hatte im Auto eines Verdächtigen einen
Sprengsatz gefunden.
## „Globale Intifada“
[2][Israels Präsident Jitzchak Herzog] verurteilte das Attentat am Bondi
Beach als „einen äußerst grausamen Angriff auf Juden“, die beim Entzünden
der ersten Chanukka-Kerze zusammengekommen waren. Australien hat seit
Beginn von Israels Krieg im Gazastreifen im Oktober 2023 eine Reihe
antisemitischer Angriffe auf Synagogen, Gebäude und Autos erlebt. Der
israelische Außenminister Gideon Saar sieht einen Zusammenhang: „Dies sind
die Ergebnisse der antisemitischen Ausschreitungen in den Straßen
Australiens der letzten zwei Jahre, mit den antisemitischen und
aufhetzenden Aufrufen zur ‚Globalisierung der Intifada‘, die heute Realität
geworden sind.“
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) kündigte an, zum Ende des
Chanukka-Fests am Mittwoch eine Kerze vor dem Brandenburger Tor entzünden
zu wollen: „An Antisemitismus dürfen wir uns nie gewöhnen, ihn nie unter
uns dulden – nie dürfen wir schweigen, wenn jüdisches Leben bedroht ist.“
(mit ap, kna, reuters)
14 Dec 2025
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
[2] /Deutsch-israelische-Diplomatie/!6084453
## AUTOREN
Urs Wälterlin
## TAGS
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