Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- China-Kritikerin Carmen Lau: Deepfakes gegen Demokratie
> Mithilfe von gefälschten Nacktfotos soll der Ruf der aus Hongkong
> geflüchteten Aktivistin geschädigt werden. Sie spricht von
> „transnationaler Repression“.
Bild: Carmen Lau spricht bei einer Kundgebung gegen den geplanten Neubau der ch…
In ihrem Kampf für Demokratie in Hongkong hat Carmen Lau schon viele Opfer
bringen müssen: 2021 musste sie aus der Stadt fliehen, als China dort die
Demokratiebewegung zerschlug. Die heute 30-Jährige hat ihr Mandat im
Bezirksparlament verloren, ihre Partei musste sich auflösen. Doch auch im
britischen Exil war Lau schon mit Steckbriefen konfrontiert, die Unbekannte
in ihrer Nachbarschaft verteilt hatten. Und Chinas Botschaft setzte für
Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen, eine Belohnung von einer Million
Hongkong Dollar (umgerechnet 107.000 Euro) aus.
Beunruhigend daran war, dass Hongkongs Polizei Carmen Lau [1][über die
offizielle Webseite der Polizei suchen lässt] und eine Belohnung in der
gleichen Höhe ausgelobt hat. Vorgeworfen wird Lau, deren Geburtsname auf
kantonesisch La Kar-men lautet, in dem offiziellen Online-Steckbrief
„Aufwiegelung“ und „Verschwörung mit ausländischen Elementen zur Gefäh…
der nationalen Sicherheit“. Schon die Steckbriefe waren eine „schwere
psychologische Last“, sagte Lau. Sie traute sich nur noch mit einer Kappe
und Maske aus dem Haus. Bald suchte sie sich eine neue Wohnung an einem
anderen Ort.
Den Mund lässt sich die Aktivistin zum Ärger Pekings und Hongkongs auch in
ihrem Exil in einem Londoner Vorort nicht verbieten. Vielmehr organisiert
sie Menschen, die dorthin aus Hongkong geflohen sind, und setzt sich weiter
für Demokratie und Freiheit in ihrer Heimat ein. Lau zählt auch zu den
größten Kritikern des [2][geplanten, aber bisher nicht genehmigten Neubaus
der chinesischen Botschaft in London]. Das wäre Chinas weltgrößte
Auslandsvertretung. Sie könnte, so fürchten viele, bei Chinas
Spionageaktivitäten im Königreich helfen, die in den letzten Jahren
Berichten zufolge bereits ein dreistes Ausmaß angenommen haben.
## Und jetzt auch noch Deepfakes
Doch nun haben Carmen Laus unbekannte Gegner, mutmaßlich aus dem Umfeld der
Peking-nahen Hongkonger Regierung oder gar aus Chinas
Staatssicherheitsapparat, noch härtere Geschütze aufgefahren: Sie
verschickten an frühere Nachbarn Briefe, in denen Lau in Montagen leicht
oder gar nicht bekleidet in sexuell-aufreizenden Posen oder beim
Geschlechtsakt zu sehen ist und sexuelle Dienstleistungen anbietet. Solche
Deepfakes genannten Montagen lassen sich leicht mit Programmen oder
künstlicher Intelligenz erzeugen. Diese Form der geschlechtsspezifischen
Gewalt nutzten in der Vergangenheit häufig Männer, um sich an ihren
Ex-Partnerinnen zu rächen.
Bei Lau scheint das Ziel die Einschüchterung einer politischen Aktivistin
zu sein. Mit den Worten „Ich bin eine Frau und ich werde auf diese Art
bedroht“, wird die Aktivistin [3][im Guardian zitiert], der als Erster
darüber berichtete. Sie bezeichnet die Briefe mit den sexualisierten
Angriffen „als Eskalation transnationaler Repression“.
Laut der britischen Polizei wurden die Briefe an Lau in Macau abgeschickt.
Die frühere portugiesische Kolonie und heutige chinesische
Sonderverwaltungsregion ist Hongkongs Nachbarstadt auf der anderen Seite
des Perlfluss-Deltas.
Lau ist laut Guardian nicht als Einzige solchen neuartigen Angriffen
ausgesetzt. Auch die Frau des früheren Hongkonger Abgeordneten der
Demokratischen Partei, Ted Hui, wird mit Deepfakes verleumdet. Zwar stand
sie nicht in der Öffentlichkeit, doch das legt die Vermutung nahe: Das sind
keine Einzelfälle, sondern eine organisierte Kampagne gegen
Demokratie-Aktivistinnen.
11 Dec 2025
## LINKS
[1] https://www.police.gov.hk/ppp_en/06_appeals_public/nsc/detail.html?id=20240…
[2] https://www.bbc.com/news/articles/c3v3rygdrryo
[3] https://www.theguardian.com/world/2025/dec/11/sexually-explicit-letters-dee…
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Großbritannien
Hongkong
China
Sexualisierte Gewalt
Misogynie
GNS
Social-Auswahl
Reden wir darüber
China
Hongkong
Hongkong
## ARTIKEL ZUM THEMA
Propaganda in Peking: Frieden spielen in Peking
Ein Tiktok-Clip der Linksjugend Solid feiert die „World Youth Conference
for Peace“ in Peking. Doch Repression und Zwangsarbeit werden ausgeblendet.
Buchhändler über Meinungsfreiheit: „Durch Lesen verstehen wir Chinas strukt…
Der Peking-kritische Hongkonger Buchhändler Lam Wing-Kee über seine
Erfahrungen in Hongkong und Taiwan und seine Verfolgung durch China.
China setzt sich durch: Hongkongs Demokraten wollen aufgeben
Die Demokratische Partei in Hongkong bereitet unter dem Druck Pekings ihre
Auflösung vor. Sie war die einflussreichste Partei der Demokratiebewegung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.