| # taz.de -- Abschwächung der EU-Waldschutzverordnung: „Pragmatische Lösung�… | |
| > Die Zustimmung der extremen Rechten im EU-Parlament hat es möglich | |
| > gemacht: Europa verwässert seine Regeln für entwaldungsfreie | |
| > Lieferketten. | |
| Bild: Europa bietet weniger Schutz: Abgeholzter Regenwald im Amazonasgebiet in … | |
| Ist der Bürokratieabbau für die EU wichtiger als der Schutz der Wälder vor | |
| Abholzung und Brandrodung? Spielt der [1][Green Deal] für Umwelt- und | |
| Klimaschutz nur noch eine Nebenrolle? Darüber ist eine heftige Kontroverse | |
| entbrannt, nachdem Unterhändler des Europaparlaments und der 27 | |
| EU-Mitgliedsländer die sogenannte Entwaldungsverordnung ein weiteres Mal | |
| verschoben haben. | |
| Die schon 2023 verabschiedeten Regeln, die den Raubbau etwa für Kaffee- und | |
| Sojaplantagen eindämmen sollen, wurden für große Unternehmen ein Jahr | |
| ausgesetzt, für kleine Unternehmen bis Mitte 2027. Zudem werden die | |
| Berichtspflichten für Unternehmen gelockert. Im April 2026 sollen das | |
| EU-Gesetz erneut überprüft werden. Dann sind weitere Änderungen möglich. | |
| „Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?“, fragt der WWF nach der | |
| Einigung, die am Donnerstagabend in Brüssel erfolgt war. „Die abermalige | |
| Verschiebung um ein Jahr, die Aufweichung der Rückverfolgbarkeit und die | |
| großzügigen Ausnahmen für die Forstwirtschaft in der EU sind | |
| unverantwortlich“, sagte Peer Cyriacks, der beim WWF Deutschland für den | |
| Schutz der Wälder zuständig ist. | |
| Lob kommt dagegen von Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD): „Das | |
| ist eine pragmatische Lösung, die die Substanz beim Waldschutz erhält, aber | |
| deutlich weniger Bürokratie mit sich bringt.“ Die Bundesregierung erfülle | |
| damit den Auftrag aus dem Koalitionsvertrag. Schneider verspricht eine | |
| „wirksame Umsetzung ab 2027“ – also erst in zwei Jahren. | |
| ## „Schlecht gemachte Politik mit der extremen Rechten“ | |
| Von einem Erfolg spricht die CDU-Europaabgeordnete Christine Schneider. | |
| „Das Herzstück der Entwaldungsverordnung bleibt erhalten“, behauptet die | |
| zuständige Berichterstatterin im Europaparlament. „Wir schaffen | |
| Planungssicherheit für Unternehmen und sorgen zugleich dafür, dass | |
| illegaler Holzeinschlag wirksam gestoppt wird.“ | |
| [2][Völlig anders sieht dies die Grünen-Politikerin Anna Cavazzini]. Die | |
| Chefin des Binnenmarkt-Ausschusses spricht von einem „dramatischen Fehler“. | |
| Die Einigung führe zu [3][mehr Entwaldung in der Zeit der Klima- und | |
| Biodiversitätskrise]. Außerdem sei sie „eine Strafe“ für all jene | |
| Unternehmen, die bereits Millionen in die Umsetzung des Gesetzes investiert | |
| hatten. | |
| Die Verantwortung sieht Cavazzini bei CDU/CSU, die „schlecht gemachte | |
| Politik zusammen mit den extrem rechten Fraktionen im Europaparlament | |
| durchsetzen“. Als sich das Parlament im November auf seine | |
| Verhandlungsposition geeinigt hatte, war diese nur mit Stimmen rechter | |
| Parteien mehrheitsfähig. Grüne, Linke und Sozialdemokraten haben damals | |
| laut protestiert. | |
| Wie geht es nun weiter? Die EU-Kommission wurde aufgefordert, ein | |
| funktionsfähiges IT-System aufzubauen, mit dem Waldbesitzer, Unternehmen | |
| und Händler ihre Erklärung zur Sorgfaltspflicht („due diligance“) abgeben | |
| können. Die jüngste Verschiebung war mit technischen Problemen begründet | |
| worden – in Wahrheit gab es aber vor allem politische Gründe. Auch die USA | |
| hatten Druck gemacht. | |
| Im April soll die Brüsseler Behörde, die von Ursula von der Leyen (CDU) | |
| geleitet wird, eine Folgeabschätzung vorlegen. Im Mittelpunkt soll die | |
| „bürokratische Last“ für kleine und mittlere Unternehmen stehen, heißt es | |
| in einer Mitteilung des Europaparlaments. Was passiert, wenn die Bürokratie | |
| nach Ansicht der Abgeordneten immer noch zu groß ist, ist unklar. | |
| Dann könnte die Entwaldungsverordnung erneut gelockert oder sogar noch | |
| weiter aufgeschoben werden. Erst mal müssen aber die nun vereinbarten | |
| Änderungen noch einmal durch das Plenum des Parlaments und den Ministerrat. | |
| Das gilt als Formsache. Dann kann das entschärfte EU-Gesetz mit den langen | |
| Übergangsfristen im neuen Jahr in Kraft treten. | |
| 5 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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