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# taz.de -- Verkehrswende: Hocheffiziente Mogelpackungen
> Die Bundesregierung will Hybrid-Autos fördern. Das könnte eine Chance
> sein – hätte Schwarz-Rot nicht noch eine andere Mogelpackung parat.
Was haben Hybridautos und die Bundesregierung gemeinsam? Es sind beides
modische Mogelpackungen. Wollen modern wirken, aber drin stecken maximal
die Werte der vorvorletzten Saison. Da ist es nur folgerichtig, dass die
Bundesregierung eine Förderung für die Plug-in-Hybride plant. Vielleicht
wird ja überholt sein damit zu retro und wieder modern?
Jedenfalls: Dass die Bundesregierung gerne Autos fördern möchte, die zwar
technisch mit Strom fahren können, praktisch aber fast nur den
Verbrennungsmotor nutzen, kommt zu einem interessanten Zeitpunkt. Denn dass
die Hybride in der Praxis eine Mogelpackung sind, scheint sich mittlerweile
auch in Kreisen herumgesprochen zu haben, die weder als öko noch als grün
verschrien sind.
Zum Beispiel im VDA, dem Verband der Automobilindustrie. [1][Der möchte
gerne], dass Hybride auch nach 2035 noch zugelassen werden können. Und weil
[2][dann eigentlich eine Null-Emissions-Regel für Neuwagen] gelten soll,
schlägt der Verband einen Ladezwang vor: Mit einer Regelmäßigkeit, die
festzulegen wäre, müsste das Hybridfahrzeug an den Strom.
Technisch ließe sich das problemlos umsetzen. Mit der ganzen Elektronik,
den Sensoren und der Software, die aktuelle Fahrzeuggenerationen so
eingebaut haben, wäre vermutlich nicht mehr nötig als ein entsprechendes
Update. Und bei der Gelegenheit ließe sich gleich noch mehr machen: zum
Beispiel in Sachen Tempolimit. Fahrzeuge wissen meist genau, in welchem
Tempobereich sie gerade unterwegs sind, vor allem innerorts. Das technisch
zu begrenzen wäre möglich – und zwischen der Theorie und der Umsetzung
steht nur ein riesiger kollektiver Aufschrei der Autofahrerlobby, die ein
Recht auf Rasen irgendwo im Grundgesetz vermutet. Oder war es die
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte?
Was außerdem lebensrettend wäre: ein Schutz vor Dooring-Unfällen. Befindet
sich ein Objekt, zum Beispiel ein Mensch auf dem Fahrrad, gerade neben dem
Auto? Auch das könnten Sensoren feststellen. Und eine Türöffnung erst dann
wieder zulassen, wenn der Weg frei ist. Der Verkehrsminister hat immerhin
gerade angekündigt, an entsprechenden Vorschriften zu arbeiten. Unbequeme
Vorgaben für die Autoindustrie – das wäre ja mal was Neues.
Übrigens wünscht sich die Bundesregierung nicht nur Hybridautos, sondern
auch „hocheffiziente Verbrenner“. Davon hat sie ja sogar ein paar in den
eigenen Reihen: Steuergelder, Glaubwürdigkeit, die Lebensgrundlagen
künftiger Generationen verbrennen da ein paar Leute sehr effizient. Weil
aber Expert:innen rätseln, was Autos damit zu tun haben, formulierte ein
Regierungssprecher diese Woche diesen Satz: „Ein hocheffizienter Verbrenner
ist ein Verbrenner, der hocheffizient ist.“ In diesem Sinne: Eine
Mogelpackung ist ein Produkt, bei dem gemogelt wird.
5 Dec 2025
## LINKS
[1] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/klimaschutz-debatte-aut…
[2] https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20230210IPR74715/fit-fur-…
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Kolumne Digitalozän
Mobilität
Autos
Hybridauto
CO2-Emissionen
Bundesregierung
Verkehrswende
Schwerpunkt Klimawandel
Klimaschutzziele
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