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# taz.de -- EU-Korruptionsskandal: Federica Mogherini soll bei Auftragsvergabe …
> Gegen die Ex-Außenbeauftragte und Europakolleg-Chefin wird ermittelt.
> Derweil sichert sich EVP-Fraktionschef Weber jährliche Bezüge von 330.000
> Euro.
Bild: Federica Mogherini soll Informationen weitergegeben haben, um sich einen …
Drei Jahre nach „Katargate“, der Schmiergeldaffäre um die ehemalige
[1][Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili], wird die EU erneut von einem
Korruptionsskandal erschüttert. Diesmal geht es um mögliche krumme
Geschäfte bei der Vergabe von Aufträgen an das Europakolleg, eine
EU-Kaderschmiede in Brügge. Als Hauptverdächtige gilt die [2][frühere
EU-Außenbeauftragte] Federica Mogherini, die das Kolleg seit 2020 leitet.
Die belgische Justiz erhob gegen die 52-jährige Italienerin Anklage wegen
Betrugs und Korruption.
Diesmal wurden keine Koffer voller Geld gefunden, wie im Fall Kaili 2022 –
die Affäre ist bis heute nicht aufgeklärt. Im Zentrum des neuen Skandals
steht stattdessen die öffentliche Auftragsvergabe. Nach Angaben der
Europäischen Staatsanwaltschaft konzentrieren sich die Ermittlungen auf ein
EU-finanziertes Ausbildungsprogramm für Nachwuchsdiplomaten. Mogherini soll
Informationen weitergegeben haben, um sich den Auftrag zu sichern.
Bereits am Dienstag fanden Durchsuchungen im Europakolleg, beim Auswärtigen
Dienst in Brüssel sowie in mehreren Wohnungen statt. Mogherini [3][wurde
festgenommen], ist aber mittlerweile wieder auf freiem Fuß, [4][da keine
Fluchtgefahr bestehe]. Als möglicher Mittäter gilt der italienische
EU-Diplomat Stefano Sannino. Er war von 2021 bis 2024 der ranghöchste
EU-Beamte im Auswärtigen Dienst und ist derzeit Generaldirektor der
EU-Kommission für den Nahen Osten, Nordafrika und die Golf-Region.
Die Kommission wollte sich zu den laufenden Ermittlungen nicht äußern.
Dabei ist die Brüsseler Behörde gleich mehrfach betroffen. Neben Sannino
war früher auch der Spanier Josep Borrell der deutschen [5][Behördenchefin
Ursula von der Leyen] unterstellt. Borrell war Mogherinis Nachfolger im Amt
des Außenbeauftragten. In seine Amtszeit fallen auch die mutmaßlichen
Betrugsfälle.
## Von der Leyen unter Druck
In Brüssel sorgt die Affäre für großen Wirbel. Dies sei der „größte
Skandal“ seit dem Rücktritt der Santer-Kommission im Jahr 1999, schrieb das
im Europaviertel viel gelesene Portal „Politico“. Er könne auch von der
Leyen erfassen, mutmaßen Insider. Die deutsche CDU-Politikerin muss immer
wieder mit Affären kämpfen. Zuletzt war ihr früherer Justizkommissar Didier
Reynders angeklagt worden – wegen des Verdachts der Geldwäsche. Auch in
diesem Fall will von der Leyen nichts gewusst haben.
Massiven Ärger gibt es auch im Europaparlament. Dort hat sich der Chef der
größten Fraktion, [6][der CSU-Politiker Manfred Weber], ein doppeltes
Gehalt genehmigt. Neuerdings kassiert Weber, der auch die konservative
Europäische Volkspartei (EVP) leitet, offenbar auch noch einen Zuschlag von
17 Prozent. Insgesamt würden sich seine Bezüge damit im Jahr auf 330.000
Euro addieren, berichtet das Internetportal „Euractiv“.
Im Parlament kommt dies nicht gut an. Zwar heißt es bei der EVP, Weber habe
zwei Funktionen: als Parteichef und als Fraktionsvorsitzender. Deshalb
stünden ihm auch zwei Gehälter zu. Der neue Zuschlag folge belgischem
Recht, das eine automatische Anpassung der Löhne an die Inflation vorsieht.
Allerdings hat die Regierung in Brüssel beschlossen, diese „Indexierung“
für Gehälter über 4.000 Euro auszusetzen – Weber liegt weit über der
Schwelle.
Scharfe Kritik am mächtigsten Politiker des EU-Parlaments kommt von der
Linken und den Grünen. „Der Mehrheit Sparsamkeit predigen, sich selbst aber
großzügig zu bedienen, ist spätbayrische Dekadenz“, sagte der Co-Chef der
Linksfraktion, Martin Schirdewan. „Während sich Millionen Europäerinnen und
Europäer kaum noch eine warm beheizte Wohnung leisten können, gönnt sich
der EVP-Vorsitzende ein automatisch indexiertes Weihnachtsgeschenk.“
Verärgert äußert sich auch der grüne EU-Abgeordnete Daniel Freund. Weber
verdiene als Abgeordneter gutes Geld, sagte er. „Dass er sich jetzt als
EVP-Chef noch ein Gehalt auszahlen lässt und seinen Jahresverdienst so mehr
als verdoppelt, ist nicht vermittelbar.“ Dennoch dürfte Weber damit
durchkommen. Denn bisher gibt es keine Klagen vor Gericht – und wie viel
Gehalt die EVP ihrem Chef zahlt, können die Europaabgeordneten nicht
mitentscheiden.
3 Dec 2025
## LINKS
[1] /Korruptionsskandal-bei-der-EU/!5901036
[2] /EU-Mission-Sophia-im-Mittelmeer/!5588995
[3] /Verdacht-auf-Mittelmissbrauch/!6134740
[4] /Federica-Mogherini-wieder-frei/!6134908
[5] /Geheimdienst-Plaene-von-Ursula-von-der-Leyen-sorgen-fuer-Unmut/!6129101
[6] /Streit-um-EU-Verbrenner-Aus/!6113620
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Federica Mogherini
Europäische Union
Schwerpunkt Korruption
Manfred Weber
Federica Mogherini
EU-Außenbeauftragte
EU-Außenbeauftragte
Frontex
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