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# taz.de -- Plan für mehr Ackergifte: EU-Kommission erwägt unbefristete Zulas…
> Die Behörde diskutiert, Pestizide künftig grundsätzlich ohne Ablaufdatum
> zu erlauben. Eine solche Regel gefährde Mensch und Natur, sagen
> Umweltschützer.
Bild: Pestizide tragen auch dazu bei, dass Pflanzen- und Tierarten aussterben
Die zuständige Generaldirektion der EU-Kommission hat vorgeschlagen,
zugelassene Pestizide grundsätzlich nicht mehr regelmäßig auf ihre
Sicherheit hin zu überprüfen. In einem vom Nachrichtenportal Euractiv
veröffentlichten [1][Entwurf] der Kommissionsabteilung für Gesundheit heißt
es, „es wird vorgeschlagen, dass die Zulassungen von Wirkstoffen sowie die
Genehmigungen der sie enthaltenden Produkte grundsätzlich unbefristet
erteilt werden“.
Ausgenommen hiervon sollen bestimmte Wirkstoffe sein, „die im Hinblick auf
die Gesundheit von Menschen oder Tieren oder die Umwelt Anlass zur
Besorgnis geben“. Bereits im September hatte der ungarische EU-Kommissar
[2][Olivér Várhelyi], der die Generaldirektion unterstellt ist, gefordert,
bestehende Wirkstoffzulassungen grundsätzlich nicht mehr regelmäßig zu
überprüfen.
Der Einsatz von Pestiziden ist eine von mehreren Methoden, mit denen
Landwirte ihre Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen schützen. Die
Chemikalien tragen aber auch dazu bei, dass Pflanzen- und Tierarten
aussterben. Zudem haben sich [3][manche Mittel] im Nachhinein als
gesundheitsschädlich erwiesen. Deshalb wurde ihre Zulassung nicht
verlängert.
Doch künftig könnte die EU-Kommission die Sicherheit vieler Pestizide
seltener überprüfen, wenn die Zulassung unbefristet erteilt wird statt wie
bisher für zum Beispiel [4][10 Jahre]. Damit will die Generaldirektion
erreichen, dass die Zulassungsbehörden mehr Ressourcen unter anderem dafür
haben, neue Wirkstoffe zu genehmigen. Bisher dauerte die Prüfung neuer
Anträge zu lang, und den Bauern würden immer weniger verschiedene Pestizide
zur Verfügung stehen.
Um das zu ändern, will die Generaldirektion auch, dass verbotene Pestizide
noch bis zu 3 Jahre statt wie bisher höchstens 1 Jahr eingesetzt werden
dürfen. Außerdem sollen die Mitgliedstaaten, die über die Zulassung
fertiger Pestizidprodukte entscheiden, künftig nur noch die letzte
EU-Bewertung eines Wirkstoffs berücksichtigen, nicht jedoch neuere
wissenschaftliche Erkenntnisse.
Das [5][Pestizid-Aktionsnetzwerk] kritisiert, der Vorschlag würde
Industrieinteressen über Gesundheit und Umwelt stellen. „Wir erleben einen
beispiellosen Angriff auf Umwelt, Gesundheit und Natur – unter dem Vorwand,
Bürokratie abzubauen“, schreibt das Umweltinstitut München. Der Verein hat
für seine [6][Onlinepetition] „Hände weg von unseren Schutzstandards!“
bereits rund 20.000 Unterstützer gesammelt.
Eine Sprecherin der EU-Kommission teilte der taz mit, dass die Behörde
keine „keine geleakten Dokumente“ kommentiere. Sie werde im Dezember ein
„Omnibus-Paket“ zum Thema vorlegen, also ein Sammelgesetz, das mehrere
Änderungen in einem Vorschlag bündelt. Ziel sei, „die regulatorischen
Anforderungen für Pflanzenschutzmittel zu vereinfachen“. Unter keinen
Umständen würden die dann vorgeschlagenen Änderungen „das hohe Schutzniveau
der EU für die Gesundheit von Menschen oder die Umwelt verringern“.
Fraglich ist, ob sich Kommissar Várhelyi gegen die anderen Kommissare
durchsetzen kann. Nur dann würde die EU-Kommission dem Europäischen
Parlament und dem Rat der Mitgliedstaaten den Gesetzentwurf schicken.
Dieser dürfte nur in Kraft treten, wenn beide Gremien zustimmen.
27 Nov 2025
## LINKS
[1] https://www.euractiv.com/content/uploads/sites/2/2025/11/EURACTIV-SIMPLIFIC…
[2] https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-14737-2025-INIT/en/pdf
[3] /Aufklaerung-von-Pestizidskandal-gefordert/!5683409
[4] https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:309:0001:0…
[5] https://www.pan-europe.info/press-releases/2025/11/eu-commission-proposes-u…
[6] https://umweltinstitut.org/landwirtschaft/mitmachaktionen/pestizid-alarm-st…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
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