| # taz.de -- Torstraße in Berlin-Mitte: Senat hängt an der Doppelspur | |
| > Beim Umbau der Torstraße will Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) dem | |
| > Autoverkehr unbedingt viel Platz geben. Zu einer Infoveranstaltung kam | |
| > sie nicht. | |
| Bild: Sie wollen die Bäume nicht gehen lassen: Mit einer Urmamungsaktion prote… | |
| Die Senatsverwaltung für Verkehr ist offenbar fest entschlossen, den ab | |
| 2026 [1][vorgesehenen Umbau der Torstraße in Mitte] am Autoverkehr | |
| auszurichten. Mobilitätspolitische Organisationen kritisieren diesen Ansatz | |
| scharf, weil er Pkws und Lkws mehr Raum als nötig einräume – das gehe auf | |
| Kosten der Verkehrssicherheit, aber auch der Aufenthaltsqualität auf der | |
| Ost-West-Verbindung. Dass weder Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) noch ihr | |
| Staatssekretär bei einer Infoveranstaltung am Mittwochabend trotz großen | |
| Interesses der BürgerInnen teilnahmen, ist für sie ein Zeichen, dass die | |
| Verwaltung in dieser Sache nicht mit sich reden lassen will. | |
| Der Umbau der maroden Straße, auf der es bis dato keine Radspuren gibt, ist | |
| seit Längerem geplant. Die bis 2023 grün geführte Verkehrsverwaltung hatte | |
| eine Reduzierung der Fahrspuren für den motorisierten Verkehr angedacht – | |
| vor Kurzem nun veröffentlichte die CDU-geführte Verwaltung [2][ihre | |
| angepasste Planung für den westlichen Abschnitt zwischen Chausseestraße und | |
| Rosenthaler Platz], die wieder jeweils zwei Spuren vorsieht. Zur Begründung | |
| wird auf den „Erhalt der Leistungsfähigkeit“ der Straße verwiesen. | |
| Ein Effekt davon ist, dass Radfahrende auf der südlichen Straßenseite auf | |
| einem sogenannten Hochbordradweg fahren sollen, dessen Breite vom aktuellen | |
| Gehweg abgeht. Außerdem sollen nach Beginn der Arbeiten im 3. Quartal des | |
| kommenden Jahres etliche jahrzehntealte Straßenbäume ersatzlos gefällt | |
| werden, weil Bondes Verwaltung Kfz-Stellplätze erhalten will. | |
| „Statt eines innerstädtischen klimaangepassten Boulevards mit | |
| Aufenthaltsqualität soll eine Autoschneise erhalten werden, für die es | |
| nicht einmal verkehrlichen Bedarf gibt“, so das Fazit des Berliner Bunds | |
| für Umwelt und Naturschutz. „Die Entscheidung, die Torstraße vierspurig | |
| auszubauen, ist politisch getroffen worden“, meint BUND-Verkehrsexpertin | |
| Katharina Wolf, „auf Basis der Fakten würden auch zwei Autospuren | |
| ausreichen.“ | |
| Trotzdem sei die politische Leitungsebene der gut besuchten Veranstaltung | |
| im eigenen Haus ferngeblieben. Wolf: „Es ist feige, den berechtigten Unmut | |
| über die Autopolitik der CDU einfach ungebremst auf die Beschäftigten der | |
| Verwaltung niedergehen zu lassen, ohne sich vor sie zu stellen.“ | |
| ## Eine Spur pro Richtung soll reichen | |
| Um die insgesamt vier Fahrspuren für den Autoverkehr zu rechtfertigen, | |
| argumentiert die Verkehrsverwaltung mit den Verkehrszählungen der | |
| vergangenen Jahre. In ihrer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion | |
| gibt sie durchschnittliche Verkehrsstärken an Werktagen von 20.100–33.800 | |
| Fahrzeugen im Jahr 2019 und 18.200–32.300 im Jahr 2023 an. Nach einer | |
| Auswertung der Grünen bezieht sich die jeweils kleinere Zahl auf den | |
| westlichen Abschnitt, um den es aktuell geht. Diese ließe sich aber auch | |
| mit jeweils einer Fahrspur bewältigen. | |
| Weitere Zweifel an der Seriosität der vorliegenden Planungen wirft ein | |
| alternatives Sicherheitsaudit auf, das der Verein Changing Cities vor | |
| wenigen Tagen vorstellte. Diesem zufolge soll der Entwurf „34 gravierende | |
| Sicherheitsdefizite“ enthalten, „die voraussichtlich zu verletzten Personen | |
| führen würden“. Ein von der Senatsverwaltung selbst in Auftrag gegebenes | |
| externes Sicherheitsaudit ist hingegen nicht einsehbar. Changing Cities | |
| fordert nun Ute Bonde auf, diesen Bericht zu veröffentlichen. | |
| Auch eine Alternativplanung hat Changing Cities vorgelegt – mit zwei | |
| Fahrspuren für den Kfz-Verkehr, einer breiten „Safety Lane“ für | |
| Radfahrende, die im Notfall von Rettungsdiensten genutzt werden kann, und | |
| einem Multifunktionsstreifen, wo zu bestimmten Tageszeiten der | |
| Lieferverkehr halten kann. „Keine Bäume müssen gefällt werden, und die | |
| Fußgänger*innen bekommen mehr Platz“, so das Versprechen. | |
| Vor der Informationsveranstaltung am Mittwoch demonstrierte die | |
| Bürgerinitiative Lebendige Torstraße vor dem Dienstgebäude der | |
| Senatsverwaltung in der Brunnenstraße. Die Initiative kritisiert nicht nur | |
| die vorliegende Planung, sondern zieht auch in Zweifel, dass die | |
| PlanerInnen sich wirklich ein Bild von der Lage vor Ort gemacht haben. Das | |
| werde auch daran deutlich, dass viele existierende Elemente auf der | |
| Torstraße „gar nicht berücksichtigt“ seien. | |
| 21 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Verkehrspolitik-der-CDU-in-Berlin/!6122389 | |
| [2] https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/infrastruktur/strassen… | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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