| # taz.de -- Neue Osnabrücker Zeitung: Druck auf dem Kessel | |
| > LeserInnen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ haben eine Initiative | |
| > gegründet. Sie werfen ihrer Lokalzeitung vor, immer rechtspopulistischer | |
| > zu werden. | |
| Bild: Kritisches Auge auf die Zeitung: Leser vor einem Schaukasten der „Neuen… | |
| In einer Osnabrücker Gaststätte gründete sich am Dienstag vergangener Woche | |
| die „Aktion NOZkritisch“ (ANK). Sie entstand aus einem öffentlichen Runden | |
| Tisch der LeserInnen-Initiative „Für einen faktenbasierten Journalismus | |
| ohne Rechtspopulismus“. Einen Tag zuvor – Zufall oder nicht – breitete der | |
| Chefredakteur der [1][Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ)], Burkhard Ewert, | |
| dessen Handeln die Kritik der ANK mitauslöste, in seiner Zeitung [2][sechs | |
| Thesen zur „Zukunft des Journalismus“] aus. | |
| Ewert geht darin auch auf den Vorwurf ein, der Politik-Mantelteil seiner | |
| Regionalzeitung vollziehe einen „Rechtsruck“. Die Redaktion verkörpere | |
| „Vielfalt und Breite in ihren Positionen und ihren Personen“. Sie | |
| respektiere die Positionen, „die in der Leserschaft vorhanden sind“, heißt | |
| es in dem Beitrag, zu dem Ewert auf einem großen Foto als Visionär in die | |
| Ferne blickt. Die Kritik komme im Kern von Menschen, die „keine Vielfalt | |
| wollen, die Einseitigkeit wollen“, lässt sich Ewert zitieren. | |
| Christoph Schnare, einer der Initiatoren der ANK, weist diese Wertung | |
| zurück: „Ewert verwechselt die von ihm beklagte ‚Einseitigkeit‘ seiner | |
| Kritiker mit einer demokratischen Grundhaltung, die die Vielfalt des | |
| demokratischen Spektrums respektiert, aber das einseitige Weltbild der | |
| Rechtsextremen ablehnt“, sagt er der taz. Gesellschaftliche Vielfalt lasse | |
| sich auch abbilden, ohne sich „rechte Narrative zu eigen machen zu müssen“. | |
| Stefan Rümmele, ebenfalls einer der Initiatoren, sagt der taz, die ANK sei | |
| „sehr zufrieden“ mit der „lebendigen Resonanz“ auf ihren ersten Runden | |
| Tisch. „Empörung“ und „viel Wut“ seien zutage getreten. Rund 25 | |
| NOZ-KritikerInnen waren gekommen. „Da war viel Druck auf dem Kessel.“ | |
| Im überregionalen Mantelteil der NOZ befeuern Ewert und Michael Clasen, | |
| operativer Verantwortlicher der Gemeinschaftsredaktion von NOZ und dem | |
| Medienhaus NOZ/mh:n, immer wieder rechte Diskurse – zur Irritation von | |
| Lesenden, NOZ-MitarbeiterInnen und Medien. Auch die [3][taz berichtete]. | |
| Die ANK-Initiatoren haben sich im April dieses Jahres erstmals privat | |
| getroffen. Im Juni entstand ein Offener Brief an die Verleger und | |
| Geschäftsführer der NOZ-Mediengruppe, in dem die Entwicklung der NOZ zu | |
| einer „immer rechtspopulistischer ausgerichteten Tageszeitung“ kritisiert | |
| wird. Dieser Brief führte im Juli zu einem Treffen mit Ewert in der | |
| NOZ-Geschäftsstelle, das allerdings, so Rümmele, keine Klärung brachte. | |
| ## Gruppe konfrontiert Herausgeber mit Fragenkatalog | |
| Daraufhin konfrontierte die Gruppe die Herausgeber der NOZ mit einem langen | |
| Fragenkatalog. Ein Thema war beispielsweise, warum sich in Ewerts | |
| Kommentaren „niemals ein kritisches Wort zu Trumps Politik und seinem Hang | |
| zum Autoritarismus“ finde. Ein anderes, dass Clasen zu seinen | |
| „Expertentalks“ vor allem „Vertreter des von ihm präferierten | |
| rechtspopulistischen Spektrums“ einlade. Die Gruppe wollte wissen, ob sich | |
| das mit der politischen Auffassung der Herausgeber deckt. Eine Antwort | |
| bleibt aus, was vergangenen Dienstag zur Gründung der ANK führte. | |
| Zeuginnen dieser Gründung waren Louisa Riepe, die zwar mit Ewert eine | |
| Chefredaktions-Doppelspitze bildet, aber meist auffällig unauffällig | |
| bleibt, sowie Kim Gerecht, Leiterin der „Content Unit Osnabrück“ der NOZ. | |
| Ein pikantes Detail: Die ANK erkannte erst durch den Hinweis eines | |
| Mitdiskutanten, wer da mit im Publikum saß. | |
| „Mag sein, dass die beiden sich später selbst vorgestellt hätten“, sagt | |
| Rümmele. „Aber rund eine Viertelstunde lang taten sie es nicht. Uns | |
| schienen sie auf offizieller Mission zu sein. Riepe, von uns auf Ewerts | |
| Thesen vom Vortag angesprochen, richtete uns aus, Ewert lasse grüßen, er | |
| sei derzeit auf Reisen.“ | |
| ## ANK wertet NOZ-Besuch als Dialogangebot | |
| Die NOZ-Präsenz sei „nicht ganz nach dem Geschmack der Teilnehmenden“ | |
| gewesen, sagt Schnare. „Einige haben sich dadurch eingeengt gefühlt, sich | |
| so face to face zu äußern.“ Die NOZ-VertreterInnen hätten sich | |
| „konstruktiv“ beteiligt. Aber: „Offenbar wollte man uns einhegen, | |
| ausbremsen.“ | |
| Riepes und Gerechts Besuch wertet die ANK als Dialogangebot der NOZ, „damit | |
| wir ihr helfen, besser zu werden“. Schnare stellt jedoch klar: „Wir wollen | |
| erst einmal unsere eigenen Positionen bestimmen.“ Instrumentalisieren lasse | |
| man sich nicht. „Zum Vorwurf des Rechtspopulismus haben Riepe und Gerecht | |
| sich nicht geäußert.“ | |
| Die NOZ wurde von der taz um eine Kommentierung gebeten, unter anderem zur | |
| Bewertung der Gründung und Ausrichtung der ANK, zur Rolle von Riepe und | |
| Gerecht beim ANK-Treffen sowie zur Frage, ob die NOZ den Vorwurf generell | |
| zurückweist, sich rechter Narrative zu bedienen. Auch nach mehreren Tagen, | |
| Mails und Telefonaten zeigte sich die NOZ aber außerstande, die Fragen der | |
| taz bis Redaktionsschluss zu beantworten. | |
| Die ANK bereitet derweil ein Follow-up für Anfang 2026 vor. „So schnell | |
| wird uns die NOZ nicht los“, sagt Rümmele und kündigt „weitere Aktionen“ | |
| an. „Schließlich haben wir uns mit unserem Namen ein Programm gegeben!“ | |
| 23 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Neue-Osnabruecker-Zeitung/!t5658578 | |
| [2] https://www.shz.de/service/einblick/hinter-den-kulissen/artikel/zukunft-des… | |
| [3] /Querdenkende-Lokalpresse/!6074403 | |
| ## AUTOREN | |
| Harff-Peter Schönherr | |
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