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# taz.de -- Klingbeil in China: Miteinander reden statt übereinander
> Vor Kanzler Merz und Außenminister Wadephul besucht Finanzminister
> Klingbeil China. Er spricht auch schwierige Themen an.
Bild: Lars Klingbeil (l, SPD), Bundesminister der Finanzen, und He Lifeng, Vize…
Das wäre schon mal geschafft. Noch vor Außenminister Johann Wadephul und
Kanzler Friedrich Merz (beide CDU) [1][ist Finanzminister Lars Klingbeil
(SPD) am Montag in Peking gelandet.] Bei eisigem Wind, aber immerhin
strahlendem Sonnenschein. [2][Wadephul hatte seine Chinareise kurzfristig
abgesagt] – zu wenig Termine, Merz plant noch, aber Klingbeil redet schon.
Konkrete Zusagen konnte er den Chinesen dennoch nicht abringen.
Im prunkvollen Staatsgästehaus der chinesischen Regierung wurde er am
Mittag mit knappem Handschlag von Vizepremier He Lifeng empfangen. Ein
Gesprächspartner, über den Klingbeil kaum meckern kann: He war
Chefverhandler im Zollstreit mit den USA und hat laut Handelsblatt den
direkten Draht zum mächtigsten Mann der Volksrepublik Xi Jinping.
Der Zollverhandler macht auch gleich klar, was er sich von seinem Gast
wünscht. Deutschland solle seine Führungsrolle in der EU wahrnehmen, um
diese dazu zu bewegen, auf China zuzugehen. Damit man Zollschranken abbauen
und gemeinsam zurückkehren könne zu offenen Märkten.
Klingbeil hatte vor seiner Abreise erklärt, er wolle schwierige Themen
nicht aussparen. „Wir suchen den Dialog mit China, um trotz wachsender
internationaler Spannungen Lösungen für drängende Probleme zu finden.“
## Beziehungsstatus: kompliziert
Beziehungsprobleme zwischen China und Deutschland und der EU gibt es
zuhauf. Die Mission des deutschen Vizekanzlers ist eine heikle: Er will
China für mehr Zusammenarbeit gewinnen, gleichzeitig aber klare Grenzen
ziehen. Mit Kanzler Merz hat er zuvor lange über den Besuch gesprochen,
auch mit dem Außenministerium hat man sich eng abgestimmt. Das betont
Klingbeil auch in Peking.
Auf keinen Fall will er Chinas Teile-und-herrsche-Spiel mitspielen. China
sei erneut der wichtigste Handelspartner, liest Klingbeil von seinem
sorgsam ausformulierten Manuskript ab. Jedoch: „Wettbewerb muss zu fairen
Bedingungen stattfinden“.
Die wachsende Marktmacht chinesischer Unternehmen, die die Weltmärkte dank
großzügiger staatlicher Subventionen und eines künstlich
heruntergerechneten Yuen mit billigem Stahl und konkurrenzlos günstigen
Elektroautos überschwemmen, ist für die europäische Konkurrenz ein echtes
Problem. Die EU reagiert mit Gegenzöllen.
Und dann ist da noch der Krieg Russlands gegen die Ukraine, den China nicht
nur billigend in Kauf nimmt, sondern auch politisch und wirtschaftlich
unterstützt, indem es Russland mit sogenannten Dual-Use-Gütern versorgt.
Auch den spricht Klingbeil an: „China kann eine ganz besondere Rolle
zufallen, auf Russland einzuwirken und diesen Krieg zu beenden“, appelliert
er.
## Kein „Krieg“, sondern „Krise“
He, der in einem Saal mit hohen Decken und prunkvollen Lüstern neben ihm
sitzt, spricht nicht von Krieg, sondern von Krise: Man unterstütze alle
Friedensbemühungen und werde sich international dafür einsetzen, dass diese
Krise politisch gelöst wird. Ob das tatsächlich dazu führt, dass China
Putin aktiv Einhalt gebietet, darf man bezweifeln. Aber immerhin scheinen
sich beide Seiten einig zu sein, dass miteinander reden besser ist als
übereinander.
Auch den Abend hat sich He für Klingbeil freigehalten, beim Abendessen will
man weiter diskutieren. Klingbeil wird begleitet von Banken- und
Versicherungsvertreter:innen. Diese tauschten sich ebenfalls am Montag mit
Mitarbeiter:innen chinesischer Aufsichtsbehörden und
Regierungsvertretern aus.
Das Ziel der Deutschen: [3][mehr Zusammenarbeit im Finanzsektor und ein
besserer Marktzugang für deutsche Unternehmen.] Der Finanzdialog ist der
eigentliche Anlass für die Reise des Ministers. Den gibt es seit 10 Jahren,
und da es sich um ein festes Format handelt, welches traditionell alle zwei
Jahre stattfindet, ließ er sich nicht so leicht über Nacht absagen. Das hat
die Reiseplanungen des Finanzministers, die im Zeichen des abgesagten
Antrittsbesuchs von Außenminister Wadephul standen, erleichtert.
Auch an weiteren Gesprächspartnern mangelt es Klingbeil nicht. Am Dienstag
trifft er den Chefideologen der Kommunistischen Partei Liu Haixing, dann in
seiner Funktion als SPD-Parteivorsitzender. Der Parteiendialog zwischen SPD
und KPCh existiert seit über 40 Jahren. Als „europäisch, prinzipientreu und
pragmatisch“ bezeichnet die SPD-Parteizentrale die eigene China-Strategie.
„Gerade bei schwierigen Themen braucht es einen kritischen Austausch.“ Das
kann man durchaus auch als Wink ans Auswärtige Amt verstehen.
17 Nov 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Anna Lehmann
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