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# taz.de -- Gewalt im Westjordanland: Olivenernte unter Lebensgefahr
> Die diesjährige Olivenernte im Westjordanland verläuft besonders
> gewalttätig. Am vergangenen Wochenende wurden auch Journalist*innen
> angegriffen.
Bild: Die Reuters-Fotografin Raneen Sawafta (M.) wurde von militanten Siedlern …
Vier vermummte junge Männer in dunklen Sturmhauben und weißen T-Shirts
schwingen Stöcke und Keulen. Ein Mann mit Schutzhelm und der Aufschrift
„Press“ auf seiner blauen Weste hebt den Arm vors Gesicht. Eine Frau in
Presseausrüstung liegt zwischen Felsen am Boden. Weibliche Schreie im
Hintergrund. [1][Diese Szenen haben Journalist*innen, darunter von Reuters,
am Samstag nahe dem palästinensische Dorfs Beita im Westjordanland südlich
von Nablus dokumentiert.]
Rund 30 Dorfbewohner*innen und zehn Journalist*innen sowie
Aktivist*innen hatten sich in einem Olivenhain nahe einem Außenposten
versammelt, um Oliven zu ernten und die Arbeit zu dokumentieren. Plötzlich
stürmten mehrere Dutzend Siedler vom Hügel herab. Sie schlugen mit Stöcken
auf Menschen ein, darunter die Reuters-Journalistin Raneen Sawafta, die
selbst am Boden liegend weiter attackiert wurde. Auf Bildern ist eine Delle
in ihrem Helm zu sehen. Ein Kollege, der sich mit den Armen zu schützen
versuchte, wurde ebenfalls getroffen. Reuters forderte die israelischen
Behörden auf, „den Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur
Rechenschaft zu ziehen – sowie sicherzustellen, dass Journalist*innen
frei und unversehrt arbeiten können“.
Ob es Festnahmen gab, bleibt unklar. Die israelische Polizei äußerte sich
nicht. Das Militär erklärte auf Anfrage, es verurteile jede Form von
Gewalt, die von der Hauptaufgabe der Streitkräfte – Verteidigung und
Antiterrorismus – ablenke, und bemühe sich, Schaden an Zivilist*innen,
einschließlich Journalist*innen, zu minimieren. Es betonte jedoch, dass
Arbeit in einem aktiven Kampfgebiet Risiken berge.
Die Einstufung von Olivenhainen im Westjordanland als „aktives Kampfgebiet“
wirft Fragen auf. [2][Die diesjährige Olivenernte verläuft besonders
gewalttätig.] Laut dem Büro für die Koordinierung humanitärer
Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) gab es allein im Oktober 264
Angriffe mit Personen- oder Sachschäden – die höchste Zahl seit Beginn der
Aufzeichnungen 2006. Erst am Dienstag setzten Siedler Berichten zufolge ein
Gebiet nahe Tulkarem, einschließlich einer Molkerei, in Brand.
Am Donnerstag haben radikale haben israelische Siedler im Westjordanland
palästinensischen Berichten zufolge eine Moschee in Brand gesetzt. Sie
hätten am frühen Morgen außerdem rassistische Parolen an die Wände des
Gotteshauses im Ort Deir Istiya gesprüht, meldete die palästinensische
Nachrichtenagentur Wafa. Mehrere Medien berichteten, die hinterlassenen
Schmierereien in hebräischer Sprache hätten unter anderem den Propheten
Mohammed beleidigt. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Die israelische Zeitung Haaretz berichtete kürzlich, Offiziere der
israelischen Armee (IDF) machten die Unterstützung der Siedler*innen
durch einige Minister*innen, Politiker*innen und religiöse Führer für
die Gewaltzunahme verantwortlich. Polizei und Geheimdienst Shin Bet sähen
unter diesem Druck weg. Anfragen der taz an die zuständigen Stellen blieben
unbeantwortet.
Immer häufiger geraten Journalist*innen im Westjordanland zwischen die
Fronten und werden selbst Ziel der Angriffe, über die sie berichten.
Bereits im Juli attackierten offenbar Siedler ein Team des US-Senders CNN
nahe Sinjil. [3][Eine Woche zuvor traf es Journalist*innen der
Deutschen Welle]. Besonders gefährdet sind palästinensische Reporter*innen.
14 Nov 2025
## LINKS
[1] https://www.reuters.com/world/middle-east/israeli-settlers-attack-palestini…
[2] /Siedlergewalt-im-Westjordanland/!6122590
[3] /Attacke-auf-Deutsche-Welle-bei-Ramallah/!6095741
## AUTOREN
Serena Bilanceri
## TAGS
Westjordanland
Journalist
Siedler
Gewalt
Israel Defense Forces (IDF)
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