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# taz.de -- Krieg in Sudan: Fällt bald das nächste Gebiet an die RSF?
> Die Einnahme von El Fasher gelang der Miliz durch ihre Strategie der
> Belagerung und Umzingelung. Nun bereitet sie das wohl für die Region El
> Obeid vor.
Bild: Provisorische Klinik von MSF in Tawila in Nord-Darfur am 3. 11. 2025, in …
Am 25. Oktober erklärte die Miliz Rapid Support Forces (RSF), die
Provinzhauptstadt El Fasher im sudanesischen Darfur nach über 600 Tagen
Besatzung offiziell eingenommen zu haben. Die ehemalige Millionenstadt war
bis dato die letzte Bastion des sudanesischen Militärs (SAF) und seiner
Verbündeten in der Region. Nun wird sie nahezu vollständig von der RSF und
kooperierenden militärischen Gruppen kontrolliert.
Die vorausgegangene Belagerung hatte in El Fasher zu einer verheerenden
Hungersnot geführt, denn Nahrungsmittel, Medikamente und Treibstoff waren
monatelang von der RSF blockiert worden. [1][Der offiziellen Einnahme
folgten ethnisch motivierte Massenmorde, Vergewaltigungen, Festnahmen und
die Vertreibung von Hunderttausenden Zivilist:innen].
Nun droht Darfurs Nachbarregion Kordofan mit ihrer Provinzhauptstadt El
Obeid ein ähnliches Schicksal. Die aus Nord-, West- und Südkordofan
bestehende Region liegt östlich von Darfur und bildet den zentralen und
südlichen Sudan. In El Obeid, dem wirtschaftlichen Zentrum der Region,
lebten vor Kriegsbeginn etwa 500.000 Menschen. Dort werden unter anderem
Sesam und Erdnüsse angebaut. Vor allem [2][aber Gummi arabicum – ein
Akazienharz,] das weltweit in Lebensmitteln, Medikamenten und Kosmetika
verwendet wird.
Kordofan bildet [3][seit Kriegsbeginn] zudem einen strategischen
Schlüsselpunkt in der militärischen Auseinandersetzung. Denn hier verlaufen
wichtige Verbindungswege zwischen dem westlichen Darfur, der Hauptstadt
Khartum im Landesinneren und dem Osten Sudans.
## Deutliche Hinweise für eine nahende Eskalation in El Obeid
Derzeit wird El Obeid vom sudanesischen Militär (SAF) kontrolliert. Doch
hatte die RSF bis zum Februar dieses Jahres die Stadt schon einmal
ringsherum eingeschlossen. Das führte zu Versorgungsknappheit und
Massenvertreibungen. Ende Februar gelang es der SAF, diese Belagerung zu
durchbrechen und die Versorgungswege teilweise wiederherzustellen. Doch
anhaltende Kämpfe und Luftangriffe haben seither etliche zivile Opfer
gefordert.
Jüngste militärische Entwicklungen in Kordofan deuten auf eine
bevorstehende Eskalation hin. Sudanesische Medien berichten von neuen
Rekrutierungskampagnen – sowohl der RSF als auch der Armee in der Region.
Sie vermuten eine Vorbereitung auf kommende Offensiven. Gleichzeitig nehmen
Luft- und Bodenangriffe zu: Am Montag wurden bei einem Drohnenangriff der
RSF auf einer Beerdigung in El Obeid 40 Zivilist:innen getötet.
Die zunehmende Einnahme strategischer Knotenpunkte rund um El Obeid durch
die RSF weist auf eine erneute Strategie der Belargerung und Umzingelung
hin. Aus westlicher Richtung [4][kontrolliert die RSF] mit Darfur bereits
weite Gebiete.
Zeitgleich mit der Offensive auf El Fasher griffen RSF-Einheiten Orte
nördlich von El Obeid an. Zum Beispiel Bara, rund 60 Kilometer entfernt.
Erst im September hatte die SAF diese Stadt nach zwei Jahren RSF-Besatzung
zurückerobert. Berichte über neue Gefechte und Massaker lassen jedoch
vermuten, dass die RSF dort erneut die Oberhand gewinnt. Schon zwei Tage
nach der Stürmung El Fashers gaben die RSF zudem bekannt, die Region Um Dam
Haj Ahmed, nordöstlich von El Obeid, zu kontrollieren.
## Wer herrscht im sudanesischen Gebiet Kordofan?
In Südkordofan herrscht derzeit eine Kontrolle der Mosaik-Art: Teile der
Region werden kontrolliert von der SAF, andere von der RSF und der
ehemaligen Rebellengruppe Sudan People’s Liberation Movement-North
(SPLM-N).
Die SPLM-N unter Abdelaziz al-Hilu beherrscht weite Teile der abgelegenen
Nuba-Berge an der Grenze zum Südsudan. Als sudanesischer Ableger der
südsudanesischen Befreiungsbewegung kämpft sie seit Jahrzehnten gegen die
SAF, islamistische Kräfte und wechselnde Militärregierungen. Seit dem
Friedensabkommen von 2005 verfügt sie über eine begrenzte Autonomie in der
Region.
Im Februar dieses Jahres wurde eine Allianz zwischen der SPLM-N und der RSF
bekannt, als al-Hilu sich offiziell hinter die von der RSF formierte
Parallelregierung stellte. Diese konkurriert mit der international
anerkannten SAF-Regierung.
Unter Kontrolle der SAF bleibt die nordkordofanische Stadt Umm Ruwaba,
gelegen an der Verkehrsachse nach Osten, der letzte offene
Versorgungskorridor nach El Obeid. Ihre Nähe dazu und zum Bundesstaat
Weißer Nil – der weitgehend unter SAF-Kontrolle steht – ermöglicht bisher
die Versorgung mit Lebensmitteln, Treibstoff und Militärgütern. Sollte die
RSF aber Umm Ruwaba einnehmen, wäre El Obeid, wie zuvor El Fasher,
praktisch isoliert. [5][Was im Falle einer solchen Blockade blüht], zeigt
die grausame Geschichte El Fashers.
5 Nov 2025
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## AUTOREN
Saskia Jaschek
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