| # taz.de -- Eskalation in der Habersaathstraße: 200 Mieter sitzen im Kalten | |
| > Vermieter wollte Vertrag nicht verlängern, so wurde die Fernwärme nun | |
| > abgestellt. Mieter und Mieterverein fordern Bezirk zum sofortigen Handeln | |
| > auf. | |
| Bild: Die Wohnungen in der Habersaathstraße sind teilweise mit ehemaligen Obda… | |
| Berlin taz | Die Situation für die Mieter des Häuserkomplexes | |
| Habersaathstraße 40–48 hat sich dramatisch zugespitzt: Nachdem vorige Woche | |
| zeitweise das kalte Wasser abgestellt war, sitzen sie seit Dienstagmorgen | |
| ohne Heizung da. Gegen 7 Uhr in der Früh kamen Leute vom | |
| Fernwärme-Versorger Berliner Energie und Wärme (BEW) und klemmten unter | |
| Polizeischutz die Versorgungsleitung ab, berichten Mieter der taz. Ein | |
| BEW-Sprecher bestätigt: „Die Eigentümerin hat sich entschieden, keine | |
| Fernwärme mehr zu beziehen. Ohne neuen Vertrag mussten wir die Versorgung | |
| daher einstellen.“ | |
| Damit hat Eigentümer Andreas Pichotta, Geschäftsführer der | |
| Immobiliengesellschaft Arcadia Estates, [1][die Lage weiter eskaliert]. | |
| Schon lange will er alle Mieter loswerden, die Häuser abreißen und | |
| Luxuswohnungen errichten. Gegen die verbliebenen Bewohner geht er mit immer | |
| rabiateren Methoden vor: kürzlich brachen [2][Sicherheitsleute illegal bei | |
| Bewohnern ein]. Vorige Woche war das kalte Wasser weg, erst nach Androhung | |
| einer einstweiligen Verfügung durch einen Mieter wurde es wieder | |
| angestellt, sagte Sebastian Bartels, Geschäftsführer des Mietervereins, der | |
| taz. | |
| Die Abschaltung der Fernwärme macht die Wohnungen zu dieser Jahreszeit | |
| praktisch unbewohnbar. „Wie kann das sein, es gibt doch Gesetze in | |
| Deutschland?“, fragt Michael Lubelsky, der in Nr. 40a und Nr. 42 das Hotel | |
| „Arena Rooms“ betreibt. Er zahle Miete und Heizkostenabschlag, nun müsse er | |
| seinen Gästen, die nicht mal warm duschen könnten, Ersatzzimmer besorgen – | |
| „oder sie gehen ins Kempinski auf meine Kosten!“ | |
| Das Hotel des Ukrainers mit 20 Zimmern und 30 Appartements ist voll | |
| besetzt, hier leben rund 120 Menschen, teils Touristen, aber vor allem | |
| ukrainische Bauarbeiter mit ihren Frauen und Kindern. „Der Bezirk muss | |
| dafür sorgen, dass die Fernwärme sofort wieder angeht“, fordert Lubelsky. | |
| Außerdem will er für seine entgangenen Einnahmen und Zusatzkosten | |
| entschädigt werden. | |
| ## „Grober Vertragsbruch“ | |
| Auch Mieter Daniel Diekmann aus Nr. 48 ist wütend: „Über 200 Menschen im | |
| Kalten sitzen zu lassen, ist grober Vertragsbruch!“ Die von Picotta | |
| versprochenen Radiatoren seien nie angekommen, außerdem zahle er für | |
| Zentralheizung. Sauer ist Diekmann, der seit Jahren als Mieterbeirat und | |
| Aktivist gegen Picotta kämpft, auch auf das Bezirksamt: Das behaupte, nur | |
| tätig werden zu können, wenn jeder Mieter eine E-Mail mit seinen | |
| Beschwerden schickt. „Wie kann das sein? Wir leben doch in einem | |
| Rechtsstaat.“ | |
| Auch Bartels vom Mieterverein sagt, der Bezirk müsse sofort tätig werden. | |
| „Der Eigentümer muss in die Schranken gewiesen werden – am besten im Zuge | |
| einer Treuhänderschaft.“ Das fordert [3][auch die Linkspartei]. Dies | |
| bedeute, erklärt Bartels, dass der Bezirk jemanden sucht, „der die | |
| ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Häuser in die Hand nimmt“. | |
| Doch der Bezirk scheint abgetaucht, eine taz-Anfrage blieb bis | |
| Redaktionsschluss unbeantwortet. Als es ums kalte Wasser ging, hatte das | |
| Bezirksamt Picotta noch eine „Ersatzvornahme“ angedroht, wenn er nicht | |
| ordnungsgemäße Zustände herstellt. Davon kann nun wirklich keine Rede mehr | |
| sein. | |
| 4 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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