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# taz.de -- Vorschläge der Monopolkommission: Fernwärme soll verbraucherfreun…
> Wer Fernwärme bezieht, ist bislang einem Anbieter ausgeliefert. Die
> Monopolkommission will mehr Transparenz und Wettbewerb für diesen Markt.
Bild: Fernwärmeleitungen entlang der Emscher in Essen, Nordrhein-Westfalen
Die Monopolkommission der Bundesregierung fordert eine kundenfreundlichere
Gestaltung [1][des Fernwärmemarkts]. Dazu soll mehr Preistransparenz und
Zugang für Wettbewerber auf dem bislang von Monopolisten geprägten Markt
geschaffen werden. Nur so könne Fernwärme als tragende Säule der
Energiewende etabliert werden, heißt es in einem Gutachten zum
Energiesektor der Kommission, das sie am Dienstag an
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) übergeben hat.
Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Beratungsgremium der
Bundesregierung. Sie besteht aus fünf auf Vorschlag der Bundesregierung
berufenen Mitgliedern, die aus Wissenschaft oder Wirtschaft stammen.
Vertreter:innen von Gewerkschaften oder Umwelt- und Verbraucherschutz
sind nicht vertreten.
Bei Fernwärme werden Gebäude über Rohre mit zentral erhitztem Wasser oder
Wasserdampf beheizt. Rund 15 Prozent der Haushalte heizen so. Nach den
Plänen der früheren Bundesregierung sollen bis zum Jahr 2045 – bis dahin
soll Deutschland klimaneutral sein – 30 Prozent der Haushalte mit Fernwärme
versorgt werden. Heute wird Fernwärme meistens fossil erzeugt, auch das
soll sich bis 2045 ändern.
Bislang sind bei der Fernwärme Erzeugung, Infrastruktur und Vertrieb in
einer Hand. Die Anbieter sind Monopolisten, sie können ihre Marktmacht
ausnutzen und die Energiepreise drastisch in die Höhe treiben. Mit der
Verdrängung von Gas- und Ölheizungen dürfte die Marktmacht weiter zunehmen.
Nach einer [2][Auswertung des Verbraucherszentrale Bundesverbands (VZBV)
aus diesem Frühjahr] unterschieden sich die Kosten regional erheblich. Wer
an einen teuren Anbieter gerät, zahlt mehrere Hundert Euro mehr als
Kund:innen von günstigen Lieferanten – der Wechsel zu einem anderen
Versorger ist aber nicht möglich. Die Verbraucherschützer:innen
fordern deshalb einen Preisdeckel.
## Kommission will Preisobergrenze
Die Monopolkommission macht einen Vorschlag, der in eine ähnliche Richtung
geht. Sie schlägt die Einführung eines bundesweiten Grundversorgungstarifs
vor, der durch eine Preisobergrenze begrenzt wird. „Daneben soll es weitere
Tarife geben“, sagte Kommissionsmitglied Rupprecht Podszun bei der
Vorstellung des Berichts. Verbraucher:innen können sich so entscheiden,
ob sie den Grundtarif oder das Angebot ihres Anbieters nehmen. „Die
Preisobergrenze ist eine Sicherheitslinie, die neue Dynamik in den Markt
bringt“, erklärte der Jurist.
Außerdem fordert die Monopolkommission die Einrichtung einer
„verpflichtenden Transparenzplattform“ – einer Preisübersicht. In
Österreich gibt es so ein Projekt bereits. In Deutschland betreiben
Verbände der Energiewirtschaft [3][eine Preisplattform auf freiwilliger
Basis]. Dort ist nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte des
Fernwärmemarktes abgebildet.
Vor allem an der Marktstruktur soll sich nach dem Willen der Kommission
etwas ändern. In anderen Energiesektoren wie dem Strom sind Netz und
Erzeugung getrennt. Die Netze sind ein Monopol, Wettbewerb gibt es aber bei
der Produktion und dem Vertrieb von Strom. Im Fernwärmemarkt gibt es so
eine Trennung bislang kaum. Da sich die Erzeugungsstrukturen in den
kommenden Jahren ändern werden, empfiehlt die Monopolkommission, den Zugang
von dritten Wärmeerzeugern zum Netz gesetzlich zu ermöglichen. „Wir stehen
vor einer historischen Chance“, sagte Podszun. Er sieht die Möglichkeit,
den historisch gewachsenen Monopolmarkt aufzubrechen. Neue Wärmeerzeuger
könnten etwa Rechenzentren sein, die Abwärme vermarkten wollen.
## Gegen Lademonopol an Autobahnen
Die Monopolkommission warnt außerdem vor mangelndem Wettbewerb beim Ausbau
der Ladeinfrastruktur an Autobahnen. Besonders kritisch sieht sie den
Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkws. Es dürfe an Autobahnen nicht zu
einem Lademonopol für die Tank & Rast GmbH kommen, hieß es. Nach Angaben
der Kommission wurden etwa zwei Drittel der geplanten Ladeparks an
Autobahnen ohne Ausschreibung direkt an das Unternehmen vergeben.
Für den Strommarkt fordert die Kommission unter anderem flexiblere Preise,
auch mit Blick auf die strapazierten Netze. „Wir brauchen ein System, bei
dem sich sowohl Verbraucher als auch Anbieter netzdienlich verhalten“,
sagte der Kommissionsvorsitzende und Industrieökonom Tomaso Duso.
4 Nov 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Fernwärme
Monopol
Wettbewerb
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Schwerpunkt Klimawandel
Fernwärme
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