| # taz.de -- Abschiebungen nach Griechenland: Deutschland weist auch weibliche G… | |
| > Die Situation für anerkannte Geflüchtete in Griechenland ist übel. | |
| > Trotzdem will die Bundesregierung wohl auch Frauen bald dorthin | |
| > zurückschicken. | |
| Bild: Ein Flüchtlingslager auf Samos, Griechenland | |
| Berlin taz | Die deutschen Behörden verweigern nicht mehr nur jungen | |
| Männern, sondern auch geflüchteten Frauen Schutz in Deutschland, wenn diese | |
| bereits ein Asylverfahren in Griechenland durchlaufen haben. Laut einer | |
| Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Grünen-Abgeordneten Filiz | |
| Polat betrifft dies auch ältere Menschen bis 62 Jahre. „Die Bundesregierung | |
| muss ihre Praxis der Unzulässigkeitsentscheidungen und Abschiebungen nach | |
| Griechenland sofort aussetzen“, fordert sie deswegen. | |
| Die Abschiebungen betreffen Geflüchtete, die in Griechenland Asyl beantragt | |
| und Schutz erhalten haben. Fast alle von ihnen ziehen nach der Anerkennung | |
| in andere EU-Länder und stellen dort erneut Asylanträge, da die | |
| Lebensbedingungen in Griechenland katastrophal sind. | |
| Das ist von der griechischen Regierung auch beabsichtigt. Indem Geflüchtete | |
| nach der Anerkennung etwa unverzüglich die staatlichen Unterkünfte | |
| verlassen müssen, sollen sie verelenden [1][und damit zur Weiterreise | |
| gezwungen werden]. Zuletzt strich die griechische Regierung auch das | |
| Helius-Programm, das Geflüchteten zumindest geringe Mietzuschüsse gewährt. | |
| Wegen der prekären Lage in Griechenland schob Deutschland lange Zeit | |
| niemanden dorthin ab, obwohl das Dublin-System dies vorsieht. Stattdessen | |
| erhielten fast alle ein neues Asylverfahren und bei positivem Bescheid eine | |
| Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. | |
| ## Offenbar schon 2.100 Frauen abgelehnt | |
| Im Frühjahr 2025 entschied jedoch das Bundesverwaltungsgericht, dass | |
| Abschiebungen nach Griechenland für [2][arbeitsfähige junge Männer] wieder | |
| möglich seien. Zwar gebe es dort weder staatliche Unterstützung, noch viele | |
| reguläre Jobs, doch könnten die Betroffenen in der „Schattenwirtschaft“ | |
| Arbeit finden, so das Gericht. Gemeint ist Schwarzarbeit. Seitdem lehnt | |
| Deutschland die Asylanträge junger Männer mit Schutzstatus aus Griechenland | |
| fast immer als unzulässig ab. | |
| Am Donnerstag bestätigte das Bundesverwaltungsgericht diese Linie im Fall | |
| eines 29-jährigen Geflüchteten aus Syrien, der gegen seine drohende | |
| Abschiebung nach Griechenland geklagt hatte. Es sei nicht zu erwarten, dass | |
| er dort in eine extreme materielle Notlage gerate, so die Richter*innen. | |
| Aus der Antwort auf Polats Anfrage geht hervor, dass diese Praxis längst | |
| nicht nur junge Männer betrifft. Stattdessen sei eine Ablehnung als | |
| unzulässig auch möglich in allen Fällen von „arbeitsfähigen, gesunden und | |
| alleinstehenden weiblichen Schutzberechtigten sowie der arbeitsfähigen, | |
| gesunden und kinderlosen Ehe- bzw. Lebenspartner mit internationalem | |
| Schutzstatus in Griechenland, die das 62. Lebensjahr noch nicht vollendet | |
| haben.“ | |
| ## Kein Konsens zwischen BAMF und Gericht | |
| Die Zahlen bestätigen dies. Von den rund 17.000 Asylanträgen, die in diesem | |
| Jahr als unzulässig abgelehnt wurden, stammten etwa 2.100 von Frauen mit | |
| griechischem Schutzstatus. | |
| Demnach schätzt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Lage | |
| in Griechenland noch positiver ein als das Bundesverwaltungsgericht, das ja | |
| explizit nur über die Situation junger geflüchteter Männer entschieden | |
| hatte. Grünen-Abgeordnete Polat dazu: „Diese Politik verweigert sich der | |
| Realität. Sie ignoriert die humanitäre Not – mitten in Europa.“ | |
| Wie viele Frauen oder ältere Geflüchtete tatsächlich nach Griechenland | |
| abgeschoben wurden, bleibt unklar. Auch unabhängige NGOs haben dazu bisher | |
| keine Berichte vorgelegt. Die Bundesregierung verweist auf die | |
| Zuständigkeit der Länder und drückt sich um eine Antwort. Sicher ist | |
| jedoch, dass die Zahl der Abschiebungen nach Griechenland rapide steigt. In | |
| der ersten Jahreshälfte 2025 wurden bereits 388 Menschen dorthin | |
| zurückgeschickt, wo sie nun durchschlagen müssen. | |
| 24 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Deutsche-Asylpolitik/!6096169 | |
| [2] /Dublin-Ueberstellungen/!6079240 | |
| ## AUTOREN | |
| Frederik Eikmanns | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Griechenland | |
| Asyl | |
| Flüchtlinge | |
| Social-Auswahl | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Libyen | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Ukrainische Geflüchtete in Thüringen: „Wie im Gefängnis“ | |
| In Jena werden Geflüchtete in den Räumen eines Pflegeheims untergebracht. | |
| Ein Vorzeigeprojekt – doch einige Bewohner klagen über willkürliche | |
| Kontrollen. | |
| Flüchtlingsabwehr im Mittelmeer: Weiter mit den libyschen Folterern | |
| Trotz anhaltender Menschenrechtsverletzungen: Deutschland und Italien | |
| entscheiden sich für weitere Kooperation mit Libyens Küstenwache. | |
| Deutschlands harte Abschottungspolitik: Fast keine Visa mehr für russische Opp… | |
| Nach dem Ende der Aufnahmeprogramme kann die Bundesregierung noch einzeln | |
| über Schutz für Menschen aus Russland oder Iran entscheiden. Sie tut es | |
| aber fast nie. |