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# taz.de -- Arbeitszeitreform: Griechenland führt 13-Stunden-Tag ein
> Konservative Mehrheit stimmt für Flexibilisierung der maximalen
> Arbeitszeit. Abgeordnete erlitt ausgerechnet nach 13 Stunden
> Schwächeanfall.
Bild: Gewerkschafter demonstrieren am vergangenen Dienstag in Athen gegen die A…
Athen taz | Die Gewerkschaften hatten gleich zweimal binnen 14 Tagen zu
einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen, der das öffentliche Leben in
Hellas weitgehend lahmlegte. Doch ihr Widerstand nutzte nichts. Der von der
konservativen Regierung eingebrachte Gesetzentwurf zur „Deregulierung der
Arbeit“ und „Flexibilisierung der Arbeitszeiten“ im Privatsektor ist am
Donnerstag im Athener Parlament verabschiedet worden.
158 Abgeordnete stimmten dafür, 109 dagegen. Der Abstimmung blieben die
Abgeordneten des Bündnisses der Radikalen Linken (Syriza) demonstrativ
fern. Vorgesehen ist in dem Gesetz die Einführung einer 13-stündigen
Tagesarbeitszeit, eine mögliche Viertagewoche (bei gleicher
Wochenarbeitszeit) und eine auf Abruf „flexible“ Beschäftigung von bis zu
120 Minuten.
Besonders die Einführung des 13-Stunden-Tags ist umstritten. Bisher durfte
ein Arbeitnehmer ausnahmsweise bis zu 13 Stunden pro Tag arbeiten, sofern
er bei zwei oder mehr Arbeitgebern beschäftigt war.
Fortan ist eine 13-stündige Beschäftigung beim selben Arbeitgeber möglich,
mit einem Zuschlag von 40 Prozent auf die Überstunden, sofern Ruhezeiten
und Wochenarbeitszeit eingehalten werden. Die 13-Stunden-Arbeitszeit kann
nicht täglich, sondern nur an maximal 37 Tagen pro Jahr angewendet werden.
## Pro Jahr sind jetzt 37 13-Stunden-Tage zulässig
Die gesetzlich festgelegten Grenzen betragen weiterhin 40 Stunden pro Woche
bei einer Fünftagewoche, 48 Stunden bei einer Sechstagewoche,
einschließlich Überstunden. Deren Obergrenze bleibt bei 150 Stunden pro
Jahr. Ausgenommen sind Supermärkte und Industriebetriebe. Denn dort würden
13 Arbeitsstunden plus 30 Minuten Pause die vorgeschriebene Ruhezeit von
elf Stunden überschreiten.
Somit kann ein Arbeitnehmer fortan in einer Sechstagewoche 13 Stunden am
Freitag und 13 Stunden am Samstag arbeiten. Für die 9. Stunde (1.
Überstunde) gibt es einen Zuschlag von 20 Prozent, für die Stunden 10 bis
13 jeweils 40 Prozent. Nachdem jemand bereits 26 Stunden in zwei Tagen
gearbeitet hat, bleiben der Person noch 22 Stunden für die restlichen
Wochentage, sodass sie von Montag bis Donnerstag eine reduzierte
Arbeitszeit von 5,5 Stunden hat.
Finanziell bedeutet das: Ein Arbeitnehmer, der mit den landesüblichen acht
Euro pro Stunde bezahlt wird, erhält 104 Euro, wenn er 13 Stunden bei zwei
Arbeitgebern arbeitet, oder 119 Euro, wenn er die gleichen Stunden für
einen Arbeitgeber arbeitet. Laut dem neuen Gesetz darf nicht benachteiligt
werden, wer Überstunden ablehnt.
Nur ein Viertel der Arbeitnehmer haben in Hellas einen Tarifvertrag.
Billige Arbeit (per Ende 2024 im Schnitt 1.342 Euro im Monat brutto) und
hohe Inflation haben die Kaufkraft auf den zweitniedrigsten Wert in der EU
einbrechen lassen.
Ursprünglich sollte die Abstimmung über das neue Arbeitsgesetz am Mittwoch
stattfinden. Doch die nationalkonservative Abgeordnete Maria Athanasiou
erlitt am späten Mittwochabend einen Schwächeanfall – ausgerechnet 13
Stunden nach Beginn der Debatte an dem Tag.
19 Oct 2025
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
## TAGS
Griechenland
Arbeitszeit
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Barrierefreiheit
Friedrich Merz
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