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# taz.de -- Genossenschaftliche „Efsyn“ in der Krise: „Tiger“ kauft Kol…
> Die Tageszeitung „Efsyn“ gilt als Symbol unabhängiger Presse in
> Griechenland. Jetzt hat sie der Tycoon Dimitrios Melissanidis gekauft.
> Und nun?
Bild: Der 74-jährige Reeder und Ölmagnat und Selfmademan Dimitris Melissanidi…
Athen taz | Knapp 13 Jahre dauerte das mutige Projekt: Geboren wurde sie im
November 2012 in den Trümmern der linksliberalen Tageszeitung
Eleftherotypia, nun wird die [1][Athener] Tageszeitung Efsyn (Efimerida ton
Syntakton/Zeitung der Redakteure) – bisher wie die taz eine Genossenschaft
– an den griechischen Superreichen Dimitrios Melissanidis verkauft.
Wie die Efsyn am Montagabend über ihren Webauftritt in eigener Sache
bekanntgab, schlage „die Zeitung der Redakteure eine neue Seite auf“. Die
Generalversammlung der Genossenschaftsmitglieder habe am Montag den Verkauf
von 51 Prozent der sich in ihrem Besitz befindlichen Genossenschaftsanteile
an den Verlagskonzern Naftemporiki der Familie Melissanidis genehmigt.
Die erst kürzlich erzielte Vorvereinbarung zwischen beiden Seiten sei
einstimmig gebilligt worden, teilte die Efsyn mit. Das Dokument stelle die
endgültige Vereinbarung dar, die in Kürze unterzeichnet werden soll.
Die Efsyn-Genossenschaft hat 124 Mitglieder, allesamt Arbeitnehmer der
Zeitung: Journalisten, Techniker sowie Verwaltungspersonal. Der
Verkaufspreis für die Übertragung der Efsyn-Anteile decke die Schulden der
Zeitung gegenüber Dritten, offene Gehaltszahlungen (dem Vernehmen nach 5,5
Monatsgehälter), Dividendenausschüttungen an die Genossenschafter sowie ein
Investitionskapital für die Entwicklung von Efsyn „auf allen erforderlichen
Ebenen“ und „natürlich Lohnerhöhungen“. Nach taz-Informationen investie…
Melissanidis insgesamt 7,7 Millionen Euro in Efsyn.
Melissanidis ist ein Selfmademan. Der 74-jährige Reeder und Ölmagnat begann
seine berufliche Karriere Mitte der Siebziger Jahre mit einer Fahrschule im
südwestlichen Arbeitervorort Korydallos. Hernach baute der Pontosgrieche
ein Imperium aus einem global agierenden Treibstoff- und Öllieferanten mit
Milliardenumsatz auf. Bis Mitte 2024 besaß Melissanidis zudem den Athener
Top-Klub AEK Athen. Die AEK-Anhänger gaben ihm den Spitznamen „Tiger“.
Dass die Efsyn [2][künftig einem Tycoon] gehört, hat einen gewissen
Beigeschmack. Das sieht Dimitrios Kanellopoulos, Medienredakteur bei Efsyn,
nicht so. „Dass wir 13 Jahre lang als Genossenschaft durchgehalten haben,
ist definitiv ein Sieg“, erklärt Kanellopoulos der taz. „Wir haben Efsyn
mitten [3][in der Griechenlandkrise] ins Leben gerufen – eine
Herkulesaufgabe. Nun schlagen wir ein neues Kapitel auf“.
Der Verkauf habe rein ökonomische Gründe gehabt. Die Initiative für den
Deal sei von der Efsyn-Belegschaft ausgegangen, so Kanellopoulos. Laut
Efsyn seien sich beide Seiten einig, dass „die politische Identität und der
Charakter der Zeitung, die in ihrer historischen und aktuellen Dimension
den Grundpfeiler ihrer Existenz und Bekanntheit bilden, unverändert bleibt.
Die Geschäftsführung, die Redaktionsvertretung und die Arbeitsplätze
bleiben ebenso erhalten.“
## Keine Öffnung der Genossenschaft
Das bleibt abzuwarten. In puncto Auflage zählt Efsyn zu Hellas' führenden
Tageszeitungen. Das heißt jedoch im hierzulande real existierenden
Medienmarkt: Nach jüngsten Angaben verkaufte Efsyn am 8. September in ganz
Hellas 3.540 Exemplare ihrer Druckausgabe. Die Wochenendausgabe vom 6.
September fand landesweit 8.250 Käufer. Print-Abos spielen im hiesigen
Medienmarkt traditionell fast keine Rolle.
Ferner stößt das Genossenschaftswesen in Griechenland generell auf ein
geringes Interesse. Daher sei eine Öffnung der Genossenschaft an ihre Leser
und Freunde zum Erwerb von Anteilen nie ernsthaft in Erwägung gezogen
worden, so Efsyn-Redakteur Kanellopoulos zur taz.
Gleichwohl: Für die Einrichtung eines Podcast-Studios in den
Redaktionsräumen in der Athener Kolokotroni-Straße habe Efsyn einen Aufruf
an die Freunde der Zeitung gerichtet. „Wir brauchten dafür etwa 8.500 Euro.
Nach 48 Stunden hatten wir das Geld zusammen. Das hat funktioniert“, sagt
Kanellopoulos.
Offenkundig ist das nicht genug. So beginnt für Efsyn die Ära Melissanidis.
Schon vor der Übernahme von Efsyn hat Melissanidis Aktivitäten im
einheimischen Medienmarkt entfaltet. Im April 2021 erwarb der Tycoon für
kolportierte sieben Millionen Euro die Athener Wirtschaftszeitung
Naftemporiki. Im Frühjahr 2024 scheiterte er mit seinem Angebot, den
Zeitungstitel der pleitegegangenen Eleftherotypia zu erwerben.
Den sicherte sich für acht Millionen Euro der Oligarch Evangelos Marinakis,
Reeder und Eigner des Fußball-Serienmeisters Olympiakos Piräus. Mit Efsyn
hat Melissanidis fortan jedenfalls eine Gazette im Portfolio, die unter
linksliberalen und linken Lesern eine feste Größe ist.
24 Sep 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Ferry Batzoglou
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Griechenland
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