| # taz.de -- Polizeiliche Gesichtserkennung: Wenn die Polizei nicht monatelang w… | |
| > Ein Gutachten von Algorithm Watch zeigt, dass polizeiliche Foto-Fahndung | |
| > im Internet nur mit illegalen Datenbanken funktionieren kann. | |
| Bild: Ist nicht rechtskonform: Gesichtserkennung im Internet (Symbolbild) | |
| Berlin taz | – [1][Innenminister Alexander Dobrindt (CSU)] will mit | |
| Gesichtserkennung im Internet nach unbekannten oder untergetauchten | |
| Straftäter:innen fahnden. Dazu müsste er eine gigantische Datenbank | |
| aufbauen, erläutert nun ein Gutachten im Auftrag der Organisation | |
| „Algorithm Watch“ (AW). „Eine solche Datenbank mit allen frei verfügbaren | |
| Fotos aus dem Internet wäre jedoch eindeutig rechtswidrig“, sagt | |
| AW-Geschäftsführer Matthias Spielkamp. | |
| Die Bundesregierung arbeitet an zwei Gesetzen „zur Stärkung digitaler | |
| Ermittlungsbefugnisse in der Polizeiarbeit“. Bekannt wurden sie im Sommer | |
| auch als Dobrindts „Sicherheitspaket“. Ein zentraler Punkt ist die | |
| Foto-Fahndung mit Gesichtserkennung. Anhand eines Fotos soll im Internet | |
| nach weiteren Fotos der gleichen Person gesucht werden. So könnten | |
| unbekannte Verdächtige oder untergetauchte Straftäter:innen gefunden | |
| werden, hofft Dobrindt. | |
| „Biometrischer Abgleich mit öffentlich zugänglichen Daten aus dem Internet�… | |
| nennt sich die Methode in den Gesetzentwürfen. Sie soll künftig der | |
| Landespolizei zur Strafverfolgung, aber auch dem BKA und der Bundespolizei | |
| zur Gefahrenabwehr erlaubt sein. Doch wie soll das praktisch funktionieren? | |
| Algorithm Watch beauftragte den [2][Suchmaschinenexperten Dirk Lewandowski] | |
| von der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit einem | |
| Gutachten. Lewandowski kommt zum Schluss, dass die Foto-Fahndung ohne | |
| Datenbank keinen Sinn macht. Die Beantwortung einer Such-Anfrage würde | |
| „Monate oder gar Jahre“ dauern, wenn die Web-Crawler der Polizei jedes der | |
| Milliarden Fotos im Internet aufsuchen und individuell mit der Suchvorlage | |
| abgleichen müssten. | |
| Die einzige Alternative sieht Lewandowski in der Anlage einer Datenbank, | |
| die alle Fotos sammelt, biometrisch auswertet, indiziert und damit schnell | |
| vergleichbar macht. Letztlich arbeitet auch eine Suchmaschine wie Google | |
| nicht anders, nur dass dort keine biometrische Auswertung der Fotos | |
| stattfindet. Das Gutachten des Suchmaschinen-Professors wurde an diesem | |
| Mittwoch vorgestellt. | |
| AW-Geschäftsführer Spielkamp hält den Aufbau einer derartigen Datenbank | |
| jedoch für rechtswidrig: „Die KI-Verordnung der EU verbietet es | |
| ausnahmslos, Datenbanken zur Gesichtserkennung durch das ungezielte | |
| Auslesen von Gesichtsbildern aus dem Internet oder von | |
| Überwachungsaufnahmen zu erstellen.“ Die deutsche Polizei könne deshalb | |
| nicht mit den privaten Anbietern PimEyes und Clearview zusammenarbeiten, | |
| die solche illegalen Datenbanken erstellt haben. Außerdem dürfe sie auch | |
| selbst keine derartige völlig unverhältnismäßige Vorratsdatenbank aufbauen. | |
| Minister Dobrindt hat bisher nicht verraten, wie er die Gesichtserkennung | |
| im Internet rechtskonform umsetzen will. Auch seine Amtsvorgängerin | |
| [3][Nancy Faeser (SPD), die vor einem Jahr mit einem ähnlichen Projekt] | |
| gescheitert war, konnte die Frage nicht beantworten. In Dobrindts | |
| Gesetzentwurf, der Ende Juli auf der [4][journalistischen Plattform | |
| netzpolitik.org] geleakt wurde, heißt es nur, die geplante Regelung sei | |
| „technik- und produktneutral“ – eine schöne Umschreibung für die | |
| ministerielle Ratlosigkeit. | |
| 15 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Dobrindt-will-Drohnen-abschieben/!6115180/ | |
| [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Lewandowski | |
| [3] /Sicherheitspaket-der-Bundesregierung/!6041284 | |
| [4] https://netzpolitik.org/2025/gesichtserkennung-und-ki-innenminister-dobrind… | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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