| # taz.de -- Isländischer Film über Trauer auf DVD: Wenn die anderen zu Träne… | |
| > In Rúnar Rúnarssons Film „Wenn das Licht zerbricht“ müssen zwei Frauen | |
| > mit dem Tod ihres Geliebten zurechtkommen. Nur eine der beiden weiß von | |
| > der anderen. | |
| Bild: Zwei Frauen, die einen Mann verloren haben: Klara (Katla Njálsdóttir) u… | |
| Una liebt Diddi. Diddi liebt Una. Sie sind jung, studieren Performance an | |
| der isländischen Kunstakademie in Reykavík. Es ist Abend, sie kiffen am | |
| Meer, das Licht bricht, die Sonne geht unter. Sie schlafen miteinander bei | |
| Diddi. Am Morgen bricht er auf, weil er reinen Tisch machen will: Er wird | |
| sich von Klara trennen, mit der er eine Beziehung hat. Sie lebt in einer | |
| anderen Stadt. | |
| Eine lange Passage, eine Fahrt, man sieht fast gänzlich abstrakt nur eine | |
| Kette vorbeiziehender Lichter oben im Dunkel, dazu ist Jóhann Jóhannssons | |
| sehr traurige und sehr schöne Komposition für Streicher und Stimme „Odi et | |
| amo“ zu hören. Dann klärt sich das Bild, die Licht-Dunkel-Passage ist ein | |
| Tunnel, und es rast ein Feuerball auf die darin fahrenden Autos zu. | |
| Diddi ist tot. Una erfährt es nicht gleich. Sie erwacht in Diddis Bett, da | |
| ist er schon auf dem Weg zu Klara, und sie schläft am Ende darin wieder | |
| ein, in den Armen von Klara, von der Diddi sich im Leben nicht mehr | |
| getrennt hat. So schließt der Film sehr bewusst einen Kreis. Auf die | |
| Stunden dieses einen Tages, auf Szenen der Erinnerung und der Trauer, für | |
| Una allein und in Gemeinschaft mit Freunden, beschränkt sich „Wenn das | |
| Licht zerbricht“. | |
| Auf den Schultern, dem Gesicht und der sommersprossigen Stirn, dem | |
| Hinterkopf, dem Körper Unas, die von der Musikerin Elín Hall mit großer | |
| äußerer Ruhe gespielt wird, ruht dabei fast das ganze Gewicht. | |
| ## Gemeinsames Trauern | |
| Man sieht Una mit den gemeinsamen Freunden, Diddis WG-Mitbewohner Günni, | |
| der so heftig trauert wie Una und auch wie Klara (Katla Njálsdóttir), die | |
| aus der anderen Stadt nach Reykjavík kommt. Man sieht sie mit ihrem Vater, | |
| aber der verschwindet gleich wieder. Man sieht sie in der Kneipe, in der | |
| sie jobbt und nun diverse Alkoholika kippt. Man trauert gemeinsam, sieht | |
| Fotos und Filme von früher. Mit Klara steht Una vor der expressionistischen | |
| Kirche Hallgrímskirkja mit ihren beeindruckenden orgelpfeifenartigen | |
| Betonpfeilern und reenactet eine Performance, bei der sie die Teilnehmer | |
| das Fliegen gelehrt hat. | |
| [1][Regisseur Rúnar Rúnarsson], der auch das Drehbuch verfasst hat, | |
| verzichtet auf jede Dramatisierung und Plotkomplikation. Bekannt geworden | |
| ist er als [2][Regisseur von Kurzfilmen], und in einem guten Sinn ist „Wenn | |
| das Licht zerbricht“ etwas wie ein ruhig atmender, nicht distanziert, aber | |
| unaufdringlich beobachtender, sich auf einzelne Bilder und Einstellungen | |
| konzentrierender längerer Kurzfilm. | |
| Es ist ein Film, der weniger über Narration als über aufeinander | |
| reagierende Bilder und die Variation von Motiven komponiert ist. Die | |
| Lichterkette im Tunnel am Anfang wird am Schluss gespiegelt, wieder das | |
| Jóhann-Jóhannsson-Lied, fast abstrakt diesmal der Flug über das Meer. Der | |
| Feuerball diesmal: die Sonne, die aufgeht. | |
| Una ist die Figur, die in der Schärfe liegt, während die Umgebung oft | |
| verschwommen bleibt, nicht als schlichte Subjektive gefilmt, es ist eher | |
| etwas wie eine Objektivierung der Tränen im filmischen Bild. Wenn es einen | |
| Konflikt gibt, dann nur in der Frage nach dem Verhältnis von Una und Klara, | |
| den Frauen, von denen nur die eine weiß, dass Didi sich von der anderen zu | |
| trennen bereit war. | |
| In einem sehr eindrucksvollen Moment blendet Rúnar Rúnarsson die Gesichter | |
| der beiden Frauen in einer Großaufnahme so übereinander, dass ein | |
| Kompositgesicht daraus entsteht. Wieder die Entscheidung, das Drama nicht | |
| über den Plot aufzulösen, sondern ein Bild zu finden, das ein Verhältnis in | |
| eine visuelle Form übersetzt. So auch der versöhnliche und trotzdem nicht | |
| kitschige Schluss mit Klara und Una, die eine in den Armen der andern in | |
| Diddis Bett: gegenseitiger Trost im geteilten Verlust. | |
| 9 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ekkehard Knörer | |
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