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# taz.de -- Actionkomödie „Fight or Flight“: Eine große Popcorntüte voll…
> Regisseur James Madigan lädt mit seiner Actionkomödie „Fight or Flight“,
> die nun auf DVD erscheint, zur Reise in einem verrückten Flugzeug.
> Mancher verliert den Kopf.
Bild: Lucas Reyes (Josh Hartnett) trifft in „Fight or Flight“ auf reichlich…
Das geht ja gut los. Blick in den Himmel, in ein Flugzeug, in dem weiß Gott
in medias res die Hölle los ist: Handgemenge aller gegen alle, Schläge,
Tritte, Blut spritzt, ein ordentliches Loch wird in die Flugzeughölle
gesprengt, auch ist eine Kettensäge im Spiel. Dazu aber liebliche
Walzermusik, „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss wie einst im
All bei Stanley Kubricks Weltraumoper „2001“. Ernst meint er das
hoffentlich nicht.
Er: James Madigan, Regisseur. Einer, der es in Hollywood aus der hinteren
Reihe ans Steuer dieser Actionkomödie geschafft hat. Bislang vor allem
Credits als Special Effects Supervisor, zuletzt viel Second-Unit-Regie. Im
Studiosystem gab es Hocharbeiter-Karrieren dieser Art öfter, heute ist das
eine eher ungewöhnliche Sache. Die Bewährungsprobe, „Fight or Flight“, ist
ein mittleres Ding, sicher nicht A, eher B. Ganz gewiss nicht „2001“, eher
„Snakes on a Plane“. Ohne Schlangen. Mit Kampfsport. In den USA kurz mal im
Kino. Hierzulande dann DVD-Start.
Der Elevator-Pitch ging vermutlich in Richtung [1][„Bullet Train“, der
Zug-Action-Hit mit Brad Pitt], aber hoch in der Luft und Josh Hartnett als
Pitt. Mit blonden Haaren wie dieser und körperlich noch einmal fitter. Mit
Hartnett ging es seit dem großen Durchbruch 2001 in der Tendenz eher bergab
als bergauf (Bild-Schlagzeile letztes Jahr: „Einstiger ‚Pearl
Harbor‘-Schnuckel. Darum verschwand Josh Hartnett aus Hollywood“), zuletzt
hatte er aber wieder ganz gute Rollen, etwa in M. Night Shyamalans „Trap“,
und war sogar, wenn auch nicht in vorderster Front, in [2][Christopher
Nolans „Oppenheimer“] zu sehen.
Das also ist das Vehikel, in das man sich setzt. Steuermann unbekannt,
Top-Star ein wenig abgehalftert. Und dann sieht der Plot allen Ernstes
(fragen Sie nicht) auch noch vor, dass ein ganzes doppelstöckiges
Interkontinentalflugzeug mit einander bekämpfenden Kampfsportgeübten
gefüllt ist. Dunkelmänner aller Art, die bald an der Decke kleben,
Business-Class-mäßig durch Passagier- und Frachträume fliegen, Kopf, Arme,
andere Körperteile verlieren, eine Dezimationsorgie sondergleichen. Dazu
spielt der heftige Punk von The Clash.
Und immer kommt noch was nach, von der asiatischen Kill-Bill-Frauen-Truppe
zu schweigen (das sind die Guten). Aber klar, in „Bullet Train“ steigen
unterwegs manche Widersacher noch zu. Das geht in diesem Fall nicht. Es ist
im Übrigen fast ein bisschen viel Plot, aber am Ende fällt er dann doch
nicht zu sehr ins Gewicht. Erwähnt sei noch, dass als Gegenspielerin auf
Erden Katee Sackhoff im Spiel ist, die Menschen guten Geschmacks als
Starbuck aus „Battlestar Galactica“ verehren. Nach diesem frühen Höhepunkt
leider auch eher Karriere im Sinkflug.
## Das Flugzeug als Füllhorn nicht versiegender Gegner
Das Schöne: All das ist eine große Popcorntüte voll Fun. Neben Hartnett
gibt Charithra Chandran eine geistig sehr überlegene Zweitprotagonistin,
die Absurdität eines Flugzeugs als Füllhorn nicht versiegender Gegner hat
ihren eigenen Liebreiz.
Und Regisseur Madigan kriegt als alter Second-Unit-Mann nicht nur die
Kampfszenen wirklich mehr als ordentlich hin. Für das nie überbordende
Dazwischen pfeift er auf jeden Rest-Realismus. Allein wie der Himmel am
Ende der kurzen Vorgeschichte in Thailand (fragen Sie nicht) in samtenes
Dunkelorange eingefärbt ist
Kurzum: Wenn man mit der Wirklichkeit mal so richtig gar nichts am Hut und
dabei grimmigen Ab-18-Spaß haben will, dann macht man mit dieser
unglaublichen Reise in einem verrückten Flugzeug garantiert nichts
verkehrt. Und nicht nur der Anfang, auch das Ende ist lustig und schön.
7 Jul 2025
## LINKS
[1] /Actionkomoedie-Bullet-Train-im-Kino/!5868084
[2] /Christopher-Nolans-Film-Oppenheimer/!5945288
## AUTOREN
Ekkehard Knörer
## TAGS
DVD
Actionfilm
Komödie
Flugzeug
Kampfsport
Filmkritik
Atombombe
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