| # taz.de -- Bundestagswahlrecht: Reform der Wahlrechtsreform | |
| > Die Linke kritisiert, dass die Koalition in der neuen | |
| > Wahlrechtskommission unter sich bleibt. Die Grünen sehen keine | |
| > Notwendigkeit für ein neues Gesetz. | |
| Bild: Im Umbau: Mit einer Wahlrechtsreform soll den Bundestag verkleinert werden | |
| Berlin taz | An diesem Mittwoch nimmt die von Union und SPD vereinbarte | |
| Kommission für eine [1][erneute Reformierung des Bundestagswahlrechts] ihre | |
| Arbeit auf. Dass die schwarz-rote Koalition dabei lieber unter sich bleibt, | |
| stößt auf Unmut der Opposition. | |
| „Wenn die Wahlrechtsreform gelingen soll, darf sie nicht im Hinterzimmer | |
| verhandelt werden“, kritisiert die innenpolitische Sprecherin der | |
| Linksfraktion, Clara Bünger. „Das heißt, dass auch wir als Opposition mit | |
| am Tisch sitzen müssen“, sagte sie der taz. Die Menschen erwarteten „zu | |
| Recht, dass hier nicht parteipolitische Taktik, sondern Verantwortung | |
| zählt“. | |
| Der zehnköpfigen Kommission gehören jeweils vier Mitglieder von CDU und SPD | |
| sowie zwei der CSU an. Bekannteste Mitglieder sind Innenminister Alexander | |
| Dobrindt (CSU), dessen Vorgängerin Nancy Faeser sowie Justizministerin | |
| Stefanie Hubig (beide SPD). Die Opposition bleibt außen vor. Es gehe erst | |
| einmal darum, dass sich die Koalition zügig einig werde, begründen das | |
| Union und SPD. | |
| In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich CDU, CSU und SPD auf die Einsetzung | |
| einer Kommission verständigt, die noch in diesem Jahr „Vorschläge | |
| unterbreiten soll, wie jeder Bewerber mit Erststimmenmehrheit in den | |
| Bundestag einziehen kann und der Bundestag unter Beachtung des | |
| Zweitstimmenergebnisses grundsätzlich bei der aktuellen Größe verbleiben | |
| kann“. Zudem soll die Kommission prüfen, „wie die gleichberechtigte | |
| Repräsentanz von Frauen im Parlament gewährleistet werden kann und ob | |
| Menschen ab 16 Jahren an der Wahl teilnehmen sollten“. | |
| ## Nicht mehr automatisch in den Bundestag | |
| Der Hauptauftrag an die neue Kommission ist also die Revision der letzten | |
| [2][Wahlrechtsreform der Ampelkoalition von 2023] – was ein Herzensanliegen | |
| der Union ist. Der Grund: Mit ihrer damaligen Bundestagsmehrheit hatten | |
| SPD, Grüne und FDP durchgesetzt, dass der Bundestag von seinerzeit 736 | |
| Abgeordnete auf eine festgelegte Größe von 630 Abgeordneten verkleinert | |
| wurde. Erreicht wird das durch einen Wegfall der Überhang- und | |
| Ausgleichsmandate – wogegen die CDU/CSU-Fraktion und die Bayerische | |
| Staatsregierung vergeblich vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt hatten. | |
| Parteien erhalten also nur noch so viele Sitze, wie ihnen nach dem | |
| Zweitstimmenergebnis zustehen. Das bedeutet, dass Direktkandidat:innen, die | |
| in ihrem Wahlkreis die Mehrheit der Erststimmen erhalten, nicht mehr | |
| automatisch ins Parlament einziehen. Dieses Schicksal [3][ereilte bei der | |
| vergangenen Wahl insgesamt 23 Kandidierende]: 15 der CDU, drei der CSU, | |
| vier der AfD und eine der SPD. | |
| Das Bundestagswahlrecht ist seit vielen Jahren ein Zankapfel zwischen den | |
| Parteien. Das Problem ist ein Zielkonflikt: Wenn jede:r | |
| Erststimmensieger:in einen Platz im Parlament garantiert bekommen | |
| soll, lässt sich das nur schwer mit einem kleineren Parlament und einer | |
| festen Abgeordnetenzahl vereinbaren, wenn gleichzeitig das | |
| Zweitstimmenergebnis eins zu eins abgebildet werden soll. | |
| „Wir haben ein gutes Wahlrecht in der letzten Legislaturperiode | |
| beschlossen“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge am | |
| Mittwoch in Berlin. Deswegen sehe sie keine Notwendigkeit, es zu ändern. Es | |
| sei vielmehr wichtig, „dass nicht über unausgeglichene Überhangmandate | |
| beispielsweise ein Wahlergebnis im Nachtrag verzerrt wird, wie wir es in | |
| der Vergangenheit oft erlebt haben zugunsten der CSU“. | |
| 15 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
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