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# taz.de -- AfD unterliegt in Lokalwahlen: Auf verlorenen Posten
> Frankfurt und Eisenhüttenstadt sind keine Ausnahme. Die AfD verliert eine
> Wahl nach der anderen. Damit das so bleibt, sind Kommunen und Medien
> gefragt.
Bild: Wird viel besprochen, aber nicht immer gewählt. Die AfD, hier bei einer …
Der AfD ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Erzählung
durchzusetzen, sie eile [1][von Erfolg zu Erfolg]. Verstärkt wird diese
geschickte politische Selbstvermarktung dadurch, dass sich die
tatsächlichen Erfolge in den Medien und in der öffentlichen Debatte hoher
Aufmerksamkeit erfreuen.
Ob um 2 Prozentpunkte gestiegene Umfragewerte oder die neueste
rechtsextreme Aussage eines AfD-Funktionärs aus der dritten Reihe. All das
wird medial aus gutem Grund berichtet, auch um die sich ohnehin rasant
vollziehende Normalisierung nicht einfach durchrutschen zu lassen. Eine
solche Akzentsetzung der öffentlichen Wahrnehmung auf den Aufstieg der
Partei hat für die AfD einen angenehmen Effekt. Nichts macht so erfolgreich
wie der Erfolg oder eben die Erzählung, die Partei erziele nur Erfolge.
Das motiviert nicht nur den Kern der Parteianhänger*innen; es treibt ihr
auch Wähler*innen zu, die mit der AfD programmatisch nicht komplett
übereinstimmen. Diese Leute finden sich in einzelnen AfD-Positionen bei
bestimmten Themen wieder oder sind der Meinung, die Partei solle in
Verantwortung kommen, um zu zeigen, was sie politisch liefern kann. Es ist
ein sich selbst verstärkender Kreislauf der Erzählung des Erfolgs der
Partei, der ihren Aufstieg stabilisiert.
Über Niederlagen und Misserfolge der AfD aber wird im Vergleich zur
Berichterstattung über ihren politischen Aufstieg weniger Trubel gemacht.
Da ist etwa die [2][Serie der Niederlagen der Partei bei Landrats- und
Bürgermeisterwahlen in diesem Jahr]. Zuletzt verloren am Sonntag die
AfD-Kandidaten bei den Stichwahlen zu den Ober- beziehungsweise
Bürgermeisterwahlen in Frankfurt (Oder) und in Eisenhüttenstadt.
Dass es der AfD bislang nicht gelungen ist, in größerem Umfang
Bürgermeister und Landräte zu stellen, wird in den Regionen, in denen diese
Wahlen stattfinden, natürlich berichtet.
## Unterhalb der Wahrnehmungsschwelle
Aber wem steht schon vor Augen, dass die AfD bei den Landratswahlen in
[3][Brandenburg] und Mecklenburg-Vorpommern leer ausging? Die Wahl des
AfD-Politikers Sesselmann zum Landrat in Sonneberg (Thüringen) oder die
Wahl von Hannes Loth zum Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz schaffte es
hingegen sogar in die überregionalen Abendnachrichten. Dass beide
Amtsträger mit AfD-Parteibuch seitdem nicht nur ihre Wahlversprechen
brachen, sondern auch inhaltliche Fehlentscheidungen trafen, die nicht zum
Wohle der Bürger*innen sind, liegt unterhalb der überregionalen
Wahrnehmungsschwelle.
Das vergleichsweise schwache Abschneiden der AfD auf kommunaler Ebene
bedarf der Analyse und lohnt, hervorgehoben zu werden. Denn offenbar ist es
so, dass Wähler*innen, die bei Landtags- und Bundestagswahlen ihre Stimme
der AfD geben, die Partei nicht wählen, wenn es darum geht, die politische
Verantwortung für ihr unmittelbares Lebensumfeld in die Hände von
AfD-Politikern zu legen. Motto: Möge die AfD die Politik in Berlin oder
einer Landeshauptstadt wie Dresden richtig aufmischen. Aber vor Ort sollen
bewährte und verankerte Kommunalpolitiker*innen dafür sorgen, dass
das Gemeinwesen funktioniert.
Das wird nicht so bleiben. In Kommunen, in denen die AfD bald in der
dritten Legislaturperiode vertreten ist, bildet sie Netzwerke, steigt in
den kommunalen Gremien auf, verschafft sich somit vor Ort bei den
Bürger*innen politischen Kredit.
Doch gerade die [4][kommunale Ebene] ist der Ort, an dem Menschen die
Erfahrung machen, dass sie durchaus etwas bewegen können, und es in Bezug
auf die Frage der Verantwortungsübernahme eben nicht egal ist, wer vor Ort
Entscheidungen trifft.
Um den weiteren Aufstieg der AfD zu bremsen, würde es schon helfen, wenn
Medien und Politik sich nicht an der unfreiwilligen Verstärkung des
AfD-Narrativs beteiligen, die Partei könne, einmal in Verantwortung, Stroh
zu Gold spinnen. Es gibt keinen Automatismus des Erfolgs für die AfD. Dazu
gehört, die gut geölte laufende Propaganda der Partei in eigener Sache
nicht auch noch zu verstärken
13 Oct 2025
## LINKS
[1] /Soziologe-ueber-AfD-Erfolg/!6068511
[2] /AfD-unterliegt-bei-Buergermeisterwahlen/!6111510
[3] /SPD-verliert-Stichwahl-in-Brandenburg/!6119502
[4] /NRW-Kommunalwahlen/!6116208
## AUTOREN
David Begrich
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