| # taz.de -- Sound der Stadt: Präzise bis knallig | |
| > Bobby Conn präsentiert sein neues Album, Dell-Lillinger-Westergaard ihre | |
| > strukturierte Improvisation. Und Anja Huwe interpretiert alte Hits ganz | |
| > neu. | |
| Bild: Bobby Conn kommt ins Arkaoda | |
| Unlängst amüsierte sich Bobby Conn im Deutschlandradio darüber, dass er in | |
| Frankfurt bei einem Festival spielen wird, bei dem man sich der | |
| Nachwuchsförderung verpflichtet fühlt. Hey, so bleibt man doch für immer | |
| jung! Der Musiker, der auf die 60 zugeht, kommt eigentlich aus der No Wave | |
| Szene der 1990er Jahren, die in seiner Heimatstadt Chicago extra umtriebig | |
| war. Der Performance-Aspekt spielte dabei eine große Rolle, weswegen der | |
| experimentelle Electro Glam Rocker mit seinen exzessiven, theatralischen | |
| Bühnenshows punkten konnte. | |
| Im gleichen Radiointerview erklärte er übrigens auch, woher seine | |
| Leidenschaft für modulare Synthesizer rührt: Es gäbe die Alternativen für | |
| einen Mann mittleren Alters in den USA nur zwei wenig attraktive | |
| Alternativ-Hobbies: Waffen und Modelleisenbahnen. [1][Im Arkaoda stellt er | |
| sein gerade erschienenes Album „Bobby’s Place“ vor], das er ein „spilt | |
| personality album“ nennt. Darauf lernt das Publikum diverse Charaktere | |
| einer fiktiven Arbeitsplatz-Sitcom kennen, denen stets die Insolvenz droht. | |
| Musik zur Zeit also (19. 9., 20 Uhr, 16,95 Euro). | |
| Ebenfalls am Freitag feiern Dell-Lillinger-Westergaard [2][in der | |
| Musikbrauerei 15 Jahre Zusammenspiel] – die Composer-Performer Christopher | |
| Dell (Vibraphon), Christian Lillinger ( Schlagzeug) und Jonas Westergaard ( | |
| Kontrabass) nutzen den Anlass, um einen Querschnitt durch ihr Schaffen zu | |
| präsentieren, das sie „strukturierte Improvisation“ nennen. | |
| Nervös-abstraktes Grooves treffen auf knallige Riffs, Präzision auf | |
| Geschwindigkeit. (19.9, 20 Uhr, Tickets im VVK, 25, erm. 15 Euro). Das | |
| Konzert ist Teil des [3][Monat der zeitgenössischen Musik], der bis zum 12. | |
| Oktober geht. Ein Blick ins weitere Programm lohnt | |
| Verlässlich bietet der Kunstraum Hošek Contemporary, der auf der MS | |
| Heimatland residiert, auch experimentellen Klangwelten einen Raum. So | |
| findet hier immer mittwochs die Reihe Improvised & Experimental statt. | |
| Diese Woche lohnt sich auch am Sonntag ein Besuch. Ebenfalls im Kontext des | |
| Monat der zeitgenössischen Musiks geht es nämlich um Geräusche, die auch | |
| das gastgebende Schiff produzieren könnte. | |
| Mit ihrer immersiven Soundinstallation „From The Engine room“ stellt die | |
| Cellistin Ulrike Ruf zusammen mit ihrer Ko-Komponistin Heidrun Schramm und | |
| dem Bassklarinettestin Geräusche in den Fokus, die ein Verbrennungsmotor | |
| erzeugen kann – ein Abgesang auf eine Technologie, an der absurderweise | |
| große Gefühle hängen. Vielleicht liegt es ja daran, dass viele Menschen | |
| gerne Lärm machen – und wer könnte dabei besser assistieren als ein | |
| Verbrenner? (21. 9., 18.30 Uhr, [4][Tickets im VVK 10,65 Euro]) | |
| Am Mittwoch macht dann The Jakob Manz Project um den jungen | |
| Jazz-Überflieger von der Schwäbischen Alb [5][Station im Gretchen]. Seine | |
| Band leitet der heute 24-jährige Saxofonist bereits seit 2017, Sein zweites | |
| Studium in Köln hat Manz auch bereits hinter sich – bei seinem ersten an | |
| der Musikhochschule Stuttgart war er gerade mal 15. The Jakob Manz Project | |
| ist vor allem zwischen Jazz Rock und Funk unterwegs und gestaltet selbiges | |
| sehr frisch. Manz ist stilistisch sowieso breit aufgestellt und probierte | |
| sich schon in verschiedensten Kontexten aus, was auch auf dieses | |
| Bandprojekt zurückstrahlt (24.9., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 24,20 Euro). | |
| Bekannt wurde Anja Huwe als Sängerin der legendären Band Xmal Deutschland, | |
| die Post-Punk mit einem gothic-haften Vibe zusammenbrachte – und, wie | |
| könnte es anders sein, zunächst vom unlängst verstorbenen, nicht minder | |
| legendären Alfred Hilsberg herausgebracht wurden. | |
| Ihr Erfolg in Deutschland hielt sich zunächst in Grenzen. Dafür kamen sie | |
| in Großbritannien ziemlich groß heraus, nachdem sie im Vorprogramm der | |
| Cocteau Twins auftraten. Heute ist Anja Huwe Malerin – und obwohl sie lang | |
| nichts wissen wollte von ihrer musikalischen Vergangenheit, veröffentlichte | |
| letztes Jahr recht überraschend (Corona sei Dank, ausnahmsweise mal) | |
| [6][mit „Codes“ noch ein Album]. Das war auf der Höhe der Zeit und ziemlich | |
| toll. | |
| Eine Xmal Deutschland-Reunion schließt sie immer noch aus, aber ein paar | |
| Hits von damals werden am Sonntag (und nochmal am Dienstag) in der | |
| Volksbühne auch gespielt – nur modern interpretiert. Nostalgie ist einfach | |
| nicht Huwes Ding. Gut so (28.+30.9., 20 Uhr, [7][Tickets im VVK 40 Euro]). | |
| 19 Sep 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://de.ra.co/events/2208356 | |
| [2] https://www.dell-lillinger-westergaard.de/dlw15 | |
| [3] https://field-notes.berlin/mdzm-programm | |
| [4] https://www.eventbrite.com/e/aus-dem-maschinenraum-tickets-1431705261979?af… | |
| [5] https://www.gretchen-club.de/detail.php?id=3124 | |
| [6] /Duesteres-aus-einem-Hamburger-Keller/!5995521 | |
| [7] https://ticket.volksbuehne-berlin.de/eventim.webshop/webticket/seatmap?even… | |
| ## AUTOREN | |
| Stephanie Grimm | |
| ## TAGS | |
| taz Plan | |
| Sound der Stadt | |
| Jazz | |
| Popmusik | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Neue Musik aus Berlin: Elegant psychedelische Gewitter | |
| Das Duo Lail & Lomar hat mit ihrer EP „My Head Could Explode“ ein | |
| funkelndes Debüt veröffentlicht. Am Mittwoch stellen sie es live in der Bar | |
| Bobu vor. | |
| Neue Musik aus Berlin: Mantra für den Alltag | |
| Das Duo „Liun + The Science Fiction Band“ legt sein drittes Album vor. | |
| Komplexe Soundtexturen und sogar ein Streicher-Ensemble kommen zum Einsatz. | |
| Neue Musik aus Berlin: Rhythmen der Zukunft | |
| Auf „New Environments & Rhythm Studies“ spielt sich Andrew Pekler in | |
| Sci-Fi-Sounds hinein und würdigt dabei Elektro-Größen wie Delia Derbyshire. |