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# taz.de -- Widmung an alle Kriegsgefangenen: Aus der Zelle nach Straßburg
> Maxim Butkewitsch war einst Antimilitarist, später Kriegsgefangener. Nun
> erhielt der ukrainische Journalist den Václav-Havel-Preis.
Bild: Engagiert sich seit jeher auch gegen Rechtsradikale in der Ukraine: Journ…
Kyjiw taz Maxim Butkewitsch ist der diesjährige Preisträger des von der
Parlamentarischen Versammlung des Europarates verliehenen
Václav-Havel-Preises. Der zum 13. Mal verliehene Menschenrechtspreis wurde
Butkewitsch feierlich am Eröffnungstag der Herbstsitzung der
Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE) in Straßburg übergeben.
Der sichtlich gerührte schwarz gekleidete Butkewitsch, der auf seinem
T-Shirt die Aufschrift [1][„Ukrainische Kriegsgefangene:] ihr seid nicht
vergessen“ und am rechten Oberarm die ukrainischen Insignien trug, legte,
während der Saal applaudierte, seine rechte Hand auf sein Herz.
Maxim Butkewitsch ist Mitbegründer des [2][Zmina Human Rights Centre] in
Kyjiw sowie von [3][Hromadske Radio].
Der Gründer des Filmprojektes „Without Borders“ hatte sich lange Jahre,
auch in Zusammenarbeit mit der russischen [4][Menschenrechtlerin Swetlana
Gannuschkina], für die Rechte von Ausländern, Flüchtlingen und
Binnenflüchtlingen eingesetzt. Kaum eine Aktion gegen Rechtsradikale in der
Ukraine, bei der Butkewitsch fehlte.
Trotz seines lebenslangen Pazifismus meldete sich der Antimilitarist nach
Beginn der russischen Invasion in der Ukraine 2022 zum Militärdienst und
übernahm das Kommando über einen Zug. Nach seiner Gefangennahme wurde er
in Russland zu 13 Jahren Haft verurteilt. Über zwei Jahre verbrachte er in
russischer Gefangenschaft, bevor er im Oktober 2024 im Rahmen eines
Gefangenenaustauschs freikam.
„Es ist eine große Ehre, die mir – uns allen – sehr viel bedeutet“, sa…
er. Noch vor einem Jahr, als er sich in russischer Gefangenschaft befand,
wäre eine solche Auszeichnung für ihn „nur ein Traum“ gewesen.
## Appell an internationale Gemeinschaft
Er widmete den Preis allen ukrainischen Kriegsgefangenen und Geiseln in
Russland sowie all jenen Journalist:innen, denen in autoritären Regimen
ihre Freiheit genommen wurde. Zugleich appellierte er an die internationale
Gemeinschaft, diese Menschen nicht zu vergessen – ebenso wenig wie all
jene, die für Freiheit und Würde kämpfen.
„Die Ukraine verteidigt nicht nur ihre territoriale Integrität, sondern
auch grundlegende Werte“, betonte Butkewitsch. „Unsere Zusammenarbeit,
unsere Freiheit und unser Wille, in gegenseitigem Respekt, mit Würde und
ohne Angst zu leben, gründen auf genau diesen Werten.“
Seine auf Englisch gehaltene Dankesrede in Straßburg schloss Butkewitsch
mit den Worten: „Ruhm der Ukraine, Ruhm den Helden!“ Dieser Ruf, seit 1941
die Begrüßungsformel der Nationalisten der „Organisation ukrainischer
Nationalisten“ (OUN) und deren militärischem Arms, der „Ukrainischen
Aufständischen Armee“ (UPA), ist inzwischen offizielle Begrüßungsformel im
ukrainischen Militär.
Heute wird Butkewitsch auch deswegen in der Ukraine gefeiert, weil er sich
freiwillig für den Kriegsdienst entschieden hatte. Und das machen immer
weniger Ukrainer. Bei der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft liegen
aktuell 138.000 Fälle von Desertion und Fahnenflucht.
Auch in Russland gibt es Menschen, die sich über die Preisverleihung
freuen. Eine von ihnen ist die in Moskau lebende Menschenrechtlerin
Swetlana Gannuschkina. Gannuschkina, die genauso wie Butkewitsch viel für
Flüchtlinge und Binnenflüchtlinge macht, schätzt Butkewitsch sehr. „Ich
liebe seine Empathie, sein Mitgefühl, und auch seine Professionalität.
Butkewitsch ist ein echter Fachmann in Migrationsfragen“, sagt Gannuschkina
der taz am Telefon.
Sie hatte vielen Prozessen gegen Butkewitsch beigewohnt und konnte einmal,
dank eines unaufmerksamen Wärters, mit Butkewitsch in einer Prozesspause
reden und ihn von allen, denen er geholfen hatte, grüßen. Vor allem
erinnert sich Gannuschkina an eine aus Tschetschenien stammende russische
Staatsbürgerin, die in die Ukraine geflohen war.
## Furcht um ihr Leben
In Russland fürchtete diese Frau um ihr Leben, weil sie vor dem
Europäischen Menschengerichtshof in Straßburg gegen den russischen Staat
geklagt hatte, weil dieser an dem Tod ihres Sohnes schuld sei. Kurz nach
ihrer Ankunft in der Ukraine war die Frau, die in einer umkämpften
Ortschaft lebte, gefährdet.
„Dank des Einsatzes von Maxim Butkewitsch hatte diese Frau einen
ukrainischen Pass, Kindergeld und Sozialhilfe erhalten“, sagt Gannuschkina.
Zu einem Zeitpunkt, als Butkewitsch schon in der Armee war.
Unter den Gratulanten ist auch Valentina Grippo, Generalberichterstatterin
für Medienfreiheit und die Sicherheit von Journalist:innen bei der
Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE). Gleichzeitig erinnert
Grippo auch an zwei weitere Journalist:innen, die in der dreiköpfigen
Shortlist zur Preisverleihung waren und die beide derzeit inhaftiert sind:
die georgische Journalistin Msia Amaghlobeli und den aserbaidschanischen
Journalisten Ulvi Hasanli.
Hasanli, Direktor des in Aserbaidschan verfolgten unabhängigen Mediums
Abzas Media, wurde am 20. Juni 2025 zu neun Jahren Haft verurteilt. Der
Vorwurf: organisierter Schmuggel.
Die georgische Journalistin Msia Amaghlobeli, Gründerin der unabhängigen
Nachrichtenportale Batumelebi und Netgazeti, gilt seit Anfang 2025 als
erste politische Gefangene Georgiens seit 1991.
30 Sep 2025
## LINKS
[1] /Journalist-ueber-Kriegsgefangenschaft/!6051245
[2] https://zmina.ua/en/
[3] /Medien-in-der-Ukraine/!5864348
[4] https://refugee.ru/en/news/svetlana-gannushkina-nagrazhdena-premiej-za-dost…
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Pazifismus
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verleumdet.
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