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# taz.de -- Diskussion um Erbschaftssteuer: Vermögen zu besteuern ist jetzt Sa…
> In der CDU ist eine Debatte um die Erbschaftssteuer aufgekeimt. Die SPD
> sollte deshalb nicht zu viel Druck ausüben – es wäre kontraproduktiv.
Bild: Von der Linkspartei lernen, heißt siegen lernen: Die Parteivorsitzenden …
Von der Linkspartei lernen, heißt zurzeit siegen lernen. Als sich die
SPD-Linken in der vergangenen Woche zum Sommerfest trafen, verschenkten sie
Mützen mit „Tax The Rich“-Logo an die eigenen Führungskräfte. Und auch
Finanzminister und Parteichef Lars Klingbeil wird nicht müde zu betonen,
dass jetzt wirklich „alle“ ihren Beitrag leisten müssten.
Das Bedürfnis nach [1][ein bisschen Klassenkampf und einer
sozialdemokratischen Erzählung] in der Koalition mit einer auf
wirtschaftsliberal gedrehten Merz-CDU ist groß.
Dennoch ist es gerade beim Thema Steuergerechtigkeit ratsam, die Union
nicht zu stark zu triezen. Nicht weil es hier nichts zu tun gäbe. Die
Vermögensungleichheit ist mittlerweile so groß und die
[2][Finanzierungsnöte der Koalition so drängend], dass die Diskussion über
eine gerechtere Besteuerung von sehr, sehr hohen Erbschaften und Vermögen
auch in der CDU angekommen ist.
Der Fraktionsvorsitzende der Union, Jens Spahn, nannte die
Vermögensverteilung in Deutschland kürzlich ein Problem. Und die Mehrheit
der eigenen Wähler:innen findet schon lange, dass Millionäre mehr
Steuern zahlen sollten.
## Erben ist ohne Besteuerung leistungsfeindlich
Nur noch einige [3][bratwurstaffine CSU-Politiker] wiederholen faktenfrei,
eine höhere Besteuerung von Milliardenvermögen sei „leistungsfeindlich“.
Das Gegenteil ist der Fall: Wer sehr viel erbt, muss nichts dafür leisten,
nicht einmal Steuern zahlen.
Eine Anfrage der Linkspartei – schon wieder die! – hat gerade gezeigt: In
den vergangenen zehn Jahren wurden 463 Vermögen im Wert von über 100
Millionen Euro vererbt und verschenkt. Diese summierten sich auf 158
Milliarden Euro.
In mehr als der Hälfte der Fälle zahlten die zumeist Beschenkten keinen
Cent Steuern. Denn wer seinen Reichtum in Stiftungen, Unternehmensaktien
oder Immobilien versteckt, kann sich systematisch arm rechnen. Und reich
wird heutzutage vor allem, wer erbt, die wenigsten Vermögen werden noch
erarbeitet.
Es gehört zur Ironie bundesdeutscher Geschichte, dass Reformen gegen die
Interessen der eigenen Wählerklientel immer von der Partei angestoßen
wurden, die diese Interessen jahrelang vertreten hat.
## Nur die CDU kann diese Steuer einführen
Ein SPD-Arbeitsminister führte die Rente mit 67 ein, ein grüner
Außenminister deutsche Bodentruppen erstmals wieder in einen Kriegseinsatz,
und folgerichtig müsste nun ein CDU-Kanzler dafür sorgen, dass zumindest
die Ausnahmen für Multimillionenvermögen abgeschafft werden. Zu viel Druck
von außen könnte die aufkeimenden Diskussionen in der CDU aber wieder in
Geschlossenheit ersticken.
Die SPD kann auf ihre Konzepte zur Erbschaft- und Vermögensteuer verweisen.
Doch sollte sie sich in dieser Koalition vor allem darauf konzentrieren,
die Interessen der Beschäftigten zu schützen und den Sozialstaat gegen
Privatisierungs- und Abbaufantasien zu verteidigen.
Auf schlechte Deals à la Kassenpatienten zahlen Zahnbehandlungen, damit
Milliardenerben ein kleines bisschen mehr beisteuern, sollte sie sich
tunlichst nicht einlassen. Das wäre ihr Untergang.
26 Sep 2025
## LINKS
[1] /Fuehrende-SPDler-wollen-dass-Millionenerben-gerechter-besteuert-werden/!61…
[2] /Steuerdebatte-zwischen-SPD-und-Union/!6107753
[3] /Soeder-will-regionale-Erbschaftsteuer/!6107864
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Erbschaftssteuer
CDU
Soziale Gerechtigkeit
Social-Auswahl
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Erbschaftssteuer
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Steuern
Kolumne Materie
Neoliberalismus
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