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# taz.de -- Gewalt in Mosambik: Lynchjustiz nach polizeilichem Todesschuss
> Ein neuer Gewaltvorfall in Mosambik belastet die politische Befriedung
> des Landes. Oppositionsführer Mondlane fordert Aufklärung.
Bild: Oppositionsführer Venancio Mondlane spricht mit den Medien in Maputo, Mo…
Maputo taz | Ein neuer Fall von Polizeibrutalität in Mosambik gefährdet den
fragilen Frieden in dem Land, das sich gerade erst von der monatelangen
politischen Krise im Zusammenhang mit den [1][umstrittenen Wahlen von 2024]
erholt.
Im Ort Bolobe im Süden von Mosambik wird einem Polizisten vorgeworfen,
einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle erschossen zu haben. Der
Polizist fiel dann der Selbstjustiz einer wütenden Menschenmenge zum Opfer.
Ein Minibus mit südafrikanischem Kennzeichen sollte bei einem Checkpoint
anhalten und sich kontrollieren lassen, aber der Fahrer ignorierte die
Anweisung und drückte aufs Gas. Die Polizisten eröffneten das Feuer auf das
Fahrzeug. Ein 12-Jähriger wurde tödlich getroffen. Die Bilder des
Jugendlichen, der aus Südafrika nach Mosambik kam, sind viral gegangen –
ebenso [2][Videoaufnahmen der darauffolgenden Auseinandersetzungen], bei
denen der mutmaßliche Todesschütze getötet wurde.
Für Mosambiks Opposition ist der Vorfall ein erneutes Zeichen der
Polizeibrutalität, die es schon nach den umstrittenen
Präsidentschaftswahlen vom Oktober 2024 gab, als die Opposition den Sieg
der regierenden Frelimo (Mosambikanische Befreiungsbewegung) nicht
anerkannte und auf die Straße ging. Über 400 Menschen starben bei
[3][mehrmonatigen Unruhen], die meisten von der Polizei erschossen, bevor
der neugewählte Präsident [4][Daniel Chapo] von der Frelimo und der
wichtigste Oppositionsführer [5][Venancio Mondlane], der sich nach den
Wahlen zum Wahlsieger ausgerufen hatte und dann zeitweise ins Exil gehen
musste, einen politischen Dialog vereinbarten.
„Meine Sympathien liegen mit der Familie des Jungen, der in Bobole einen
unzeitgemäßen Tod an den Händen von in die Polizei infiltrierten
Kriminellen erlitt“, sagte Mondlane jetzt. „Ich erwarte, dass seine Mörder
exemplarisch bestraft werden. Dies ist ein Fall für die
Generalstaatsanwaltschaft, die damit zeigen kann, dass sie im Dienst der
Gesellschaft steht.“
Erst im Juli hatte eine erneute Verschärfung der politischen Krise in
Mosambik gedroht, nachdem die Polizei angekündigt hatte, gegen Mondlane
unter anderem wegen „Ungehorsam“ und „Anstiftung zum Terrorismus“ zu
ermitteln. Zwei Wochen zuvor war der frühere Polizeichef Bernardino Rafael
von der Staatsanwaltschaft vorgeladen worden, hinter verschlossenen Türen.
Die zweitgrößte Oppositionspartei Renamo (Mosambikanischer Nationaler
Widerstand) warnte nach den Vorwürfen gegen Mondlane vor einem
Zusammenbruch des Friedens und äußerte Zweifel daran, dass die regierende
Frelimo wirklich Dialog will.
Mitte August konnte Mondlane schließlich seine neue Partei „Nationale
Allianz für ein Freies und Autonomes Mosambik“ (Anamola) registrieren. Und
am Montag wurde er in Mosambiks Staatsrat aufgenommen, das ranghöchste
staatliche Beratergremium des Präsidenten. Damit ist er faktisch vor
juristischer Verfolgung geschützt.
Derweil muss der jüngste Gewaltvorfall aufgearbeitet werden. Polizeichef
Joaquim Adriano Sive hat Mosambiks Bürger vor Selbstjustiz gewarnt und sein
„Entsetzen und Beileid“ über die Toten geäußert.
2 Sep 2025
## LINKS
[1] /Regierungspartei-siegt-in-Mosambik/!6045108
[2] https://x.com/wilkerDias13/status/1962419286808408303
[3] /Gespaltenes-Mosambik/!6073418
[4] /Daniel-Chapo-zum-Wahlsieger-erklaert/!6042460
[5] /Politische-Krise-in-Mosambik/!6060698
## AUTOREN
Armando Domingos
## TAGS
Mosambik
Afrika
Tansania
Mosambik
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