# taz.de -- Religion in der Ukraine: Showdown im Kirchenkampf | |
> Ein Gericht muss jetzt darüber entscheiden, ob die Ukrainisch-Orthodoxe | |
> Kirche, früher Moskauer Patriarchiat, ihre Tätigkeit einstellen muss. | |
Bild: Es wird eng für ihn und seine Kirche in der Ukraine. Onufri, Metropolit … | |
Berlin taz | Für die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UPZ, früher Moskauer | |
Patriarchiat) wird die Luft immer dünner, bald könnte eine Totenmesse | |
stattfinden. Denn ein Gericht wird jetzt darüber entscheiden, ob die UPZ | |
ihre Tätigkeiten einstellen muss. | |
Der Staatliche Dienst der Ukraine für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit | |
(DESS) hatte am 8. Juli 2025 die Ergebnisse einer von ihr eingerichteten | |
Arbeitsgruppe veröffentlicht, wonach die Kyjiwer Metropolie der UPZ mit der | |
Russisch-Orthodoxen Kirche verbandelt ist. Diese ausländische religiöse | |
Organisation ist in der Ukraine verboten. | |
Die Kirchenlandschaft in der Ukraine ist von jeher äußerst komplex. Ab | |
Anfang der 1990er Jahre und damit nach der Unabhängigkeit des Landes gab es | |
neben der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) noch zwei | |
weitere orthodoxe Kirchen: die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Kyjiwer | |
Patriarchiat) sowie die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche. | |
Die beiden Letzteren schlossen sich im Dezember 2018 zusammen und gingen in | |
der Orthodoxen Kirche der Ukraine (PZU) auf. Maßgeblich vorangetrieben | |
hatte diesen Prozess der damalige Präsident Petro Poroschenko, der mit dem | |
Slogan „Armee, Sprache, Glaube“ in den Wahlkampf“ zog. Am 6. Januar 2019 | |
erklärte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel die PZU für | |
eigenständig. | |
## Schwierige Situation | |
Durch den Beginn von Russlands vollumfänglicher Invasion in der Ukraine am | |
24. Februar 2022 geriet die UPZ in eine schwierige Situation. Das Oberhaupt | |
der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Moskauer Patriarch Kyrill, glänzt durch | |
Kremlnähe und ist einer der aggressivsten Kriegstreiber, wenn es um die | |
Ukraine geht. | |
Zwar distanzierte sich Onufri, Metropolit und Vorsteher der UPZ, verbal von | |
Kyrill. Er verurteilte die „Spezialoperation“, also den russischen | |
Angriffskrieg, und wurde nicht müde zu betonen, dass seine Kirche die | |
Ukraine, ihre Armee sowie Binnengeflüchtete unterstütze. Doch diesen | |
vermeintlichen Sinneswandel kauften viele Ukrainer*innen der UPZ nicht | |
ab. Daraufhin erklärte der Rat der UPZ die Kirche für vollkommen unabhängig | |
von Russisch-Orthodoxen Kirche. | |
Doch auch das vermochte viele Gemüter nicht zu beruhigen. Am 20. August | |
verabschiedete die Rada, das ukrainische Parlament, ein Gesetz, das die | |
Tätigkeiten von Kirchen unterbindet, die mit Russland verbunden sind, das | |
einen Krieg gegen die Ukraine führt. | |
„Die letzten Krallen des FSB in der Ukraine, der jahrzehntelang von der | |
Kirche gedeckt wurde, sind gebrochen. In der Russisch-Orthodoxen Kirche | |
geht es nicht um Glauben, Spiritualität oder Religion. Es geht um die | |
Verletzung der Rechte der Ukrainer, um die Zerstörung des Bewusstseins der | |
Bürger und um die Narrative des Kreml“, schrieb die Abgeordnete Yelyzaveta | |
Bohutska auf Facebook. | |
## Endgültig die Strippe ziehen | |
Der UPZ wurden neun Monate Zeit gegeben, um die Beziehungen nach Moskau | |
endgültig zu kappen, eine dafür gesetzte Frist lief am 18. August ab. Ein | |
entsprechendes Schreiben war einen Monat zuvor an die UPZ gegangen. | |
„Die Aufforderung verpflichte die Kirche nicht, sich von der Orthodoxie | |
abzuwenden, die liturgischen Bräuche, die Gottesdienstsprache oder den | |
Kirchenkalender zu ändern. Es ist nicht erforderlich, die Autokephalie zu | |
verkünden. Nichts dergleichen. Was verlangt wird, ist, die | |
Russisch-Orthodoxe Kirche zu verlassen“, zitiert die Deutsche Welle den | |
Chef des DSEE, Wiktor Jelenskyj. | |
Doch einer entsprechenden Aufforderung des DSEE kam die UPZ nicht nach. | |
Jetzt heißt es abwarten und beten – für was auch immer. Übrigens: | |
Metropolit Onufri wurde durch ein Dekret von Präsident Wolodymyr Selenskyj | |
am 2. Juli die ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen, nachdem Behörden | |
herausgefunden hatte, dass er 2002 auch einen russischen Pass erhalten | |
hatte. | |
29 Aug 2025 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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