# taz.de -- Offensive auf Gaza-Stadt: Aufruf zur Flucht für Gazas orthodoxe Ch… | |
> Die griechisch-orthodoxe Kirche in Gaza Stadt muss evakuiert werden, die | |
> Menschen sollen in den Süden. Die Geistlichen wollen dennoch bleiben. | |
Bild: Auch die Gebetshäuser der katholischen und griechisch-orthodoxen Paläst… | |
Jerusalem taz | Hunderte Menschen, die in der griechisch orthodoxen Kirche | |
im Viertel Zeitoun von Gaza Stadt untergekommen sind, müssen diese nun | |
verlassen. Wie ein Mitarbeiter des griechisch-orthdoxen Patriarchats von | |
Jerusalem der taz bestätigt, hat das israelische Militär eine Aufforderung | |
zur Flucht erteilt. Das gesamte Gebiet, in dem sich die Kirche befindet, | |
muss verlassen werden. Eine Karte, die das Militär am Mittwoch online | |
veröffentlichte, bestätigt das. | |
Die Anordnung erfolgt im Kontext der vor einiger Zeit angekündigten | |
Offensive auf Gaza Stadt. Immer mehr Viertel werden zu Sperrzonen erklärt, | |
während sich das Militär schon jetzt in den äußeren Bezirken aufhält. | |
Auf dem Gelände der griechisch-orthodoxen Kriche St. Porphyrius sind seit | |
Beginn des Krieges nach dem 7. Oktober 2023 hunderte Menschen, vor allem | |
Christinnen und Christen, untergekommen. [1][Sie werden von der Gemeinde | |
weitgehend versorgt, mit Essen, Schlafplätzen, sogar – in begrenztem Maße �… | |
Schulunterricht]. Damit ging es ihnen im Vergleich zu weiten Teilen der | |
Bevölkerung im Gazastreifen bislang – im Verhältnis des tobenden Krieges | |
und der humanitären Notlage – besser. Dass sie die Kirche nun verlassen | |
müssen, dürfte für Betroffene einer Katastrophe gleichkommen. | |
Dabei war auch das Gelände der Kirche bereits vom Krieg betroffen: Bereits | |
am 20. Oktober 2023 schlug eine Rakete dort ein, es gab mehrere Todesopfer. | |
Am 29. Juli 2024 erfolgte ein weiterer Angriff, getroffen wurde der erste | |
Stock des dortigen Klosters, vier Menschen wurden verletzt. Auch die | |
katholische Kirche der heiligen Familie in Gaza wurde in diesem Juli | |
angegriffen, mindestens 3 Menschen starben. | |
## Kaum Equipment, um Flüchtende unterzubringen | |
Erst am Dienstag hatten der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III | |
und Pierbattista Pizzaballa [2][ein gemeinsames Statement herausgegeben], | |
in dem sie die geplante Offensive auf Gaza Stadt verurteilten. Darin | |
erklärten sie außerdem: Seit Ausbruch des Krieges seien die beiden Kirchen | |
Zufluchtsorte für Hunderte Zivilisten. „Gaza Stadt zu verlassen und zu | |
versuchen in den Süden zu fliehen, käme einem Todesurteil gleich. Aus | |
diesem Grund haben die Geistlichen und Nonnen beschlossen, zu bleiben und | |
sich weiterhin um alle zu kümmern, die sich in den Anlagen aufhalten“. Und | |
aus dem Buch Sprüche: „Wer Gottes Willen tut, ist auf dem Weg zum Leben, | |
ihm kann der Tod nichts anhaben“. | |
Die Menschen aus Gaza Stadt, und damit auch die aus der Kirche St. | |
Porphyrius, sollen nach Anweisung des israelischen Militärs Richtung Süden | |
flüchten. Sprecher Avichay Adraee veröffentlichte am Mittwoch auf seinem | |
Telegram-Kanal ein Statement, in dem er „falsche Gerüchte“ über eine | |
Überfüllung Südgazas ausräumen wolle. Er schrieb: Es gebe „weite leere | |
Flächen“ in Südgaza, sie seien „frei von Zelten“. Er schrieb außerdem:… | |
Evakuierung Gaza Stadts ist unausweichlich“. Und: Jede Familie, die in den | |
Süden ziehe, werde „reichlich humanitäre Hilfe“ erhalten. Der Druck auf d… | |
Menschen in Gaza Stadt wächst so weiter. | |
[3][Dass die Menge der Hilfsgüter im Süden „reichlich“ sei, ist außerdem | |
höchst zweifelhalt.] Zwar lässt Israel immer mehr Hilfsgüter in den | |
Gazastreifen passieren – laut Angaben der zuständigen Behörde COGAT im | |
August bislang über 90.000 Tonnen – und auch die umstrittene Gaza | |
Humanitarian Foundation verteilt weiter Nahrungsmittel. [4][Doch Daten der | |
Vereinten Nationen (UN) zeigen]: Die meisten Hilfslieferungen, die von | |
UN-Organisationen im Gazastreifen bewegt werden, werden unterwegs | |
abgefangen. Von fast 5.400 Lastwagen, die an den Grenzübergängen zu Israel | |
innerhalb des Gazastreifens abgeholt wurden, kamen nur 750 an ihrem Zielort | |
an. Laut UN werden sie entweder von „hungrigen Menschen oder mit Gewalt | |
durch bewaffnete Gruppen“ abgefangen. Teile der gestohlenen Güter landen | |
dann zu erhöhten Preisen auf den Märkten. | |
Auch die Unterbringung im Süden ist ein Problem. [5][Nach eigenen Angaben] | |
hat Israel seit dem Ende seiner Blockade aller Hilfslieferungen nach Gaza | |
Ende Mai insgesamt nur etwa 5.600 Tonnen „Shelter Equipment“ nach Gaza | |
hineingelassen. Das umfasst alle Güter, die zur temporären Unterbringung | |
benötigt werden, etwa Zeltplanen. Das ist extrem wenig – auch im Vergleich | |
zum Zeitraum vor der Blockade. So kamen etwa alleine im Februar 2025 etwa | |
45.000 Tonnen Shelter Equipment nach Gaza hinein. | |
27 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Christinnen-in-Gaza-zum-Osterfest/!6079246 | |
[2] https://www.facebook.com/100064811943540/posts/1211027374400983/?mibextid=w… | |
[3] /Hungersnot-in-Gaza/!6106238 | |
[4] https://app.un2720.org/tracking | |
[5] https://govextra.gov.il/cogat/humanitarian-efforts/main/ | |
## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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