Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fetischfest in Schöneberg: Gassi gehen im Latexfit
> Ab Mittwoch wird im Nollendorfkiez zum 22. Mal das Folsom Festival für
> die Leder- und Fetischszene gefeiert. Der AfD ist das ein Dorn im Auge.
Bild: Warten auf Herrchen: Puppies beim CSD
Berlin taz | Sie gehen Gassi. An der Leine: Ein Mann in Latex oder
Motocross-Outfit. Auf dem Kopf die Hundemaske. „Pup Play“ nennt sich das
Spiel, bei dem man in die Rolle von Hund oder Besitzer schlüpft. Spielplatz
für die Rollenspiele der Leder- und Fetischszene wird ab Mittwoch wieder
der Nollendorfkiez: [1][Das Festival Folsom Europe feiert sein 22.
Jubiläum]. Zwischen 15.000 und 20.000 Menschen pilgern dafür jährlich nach
Berlin. Auch in diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit so vielen Gästen.
„Der Lederkink kommt daher, dass Leder etwas Animalisches,
Maßgeschneidertes darstellt“, erklärt Lana van Orten. Die Domina, die
eigentlich anders heißt, arbeitet in der [2][Fetischklinik in Schöneberg].
Hier können Menschen ihre sexuellen Vorlieben in einem geschützten Rahmen
ausleben. „Es sitzt gut, schützt und macht letztlich auch an, wegen des
Geruchs und dem Glanz.“
Ihre Ursprünge hat die Folsom Europe in den USA. Seit 1984 gibt es in San
Francisco rund um die Folsom Street ein Straßenfest als Zeichen der
Sichtbarkeit der Leder- und Fetisch-Szene in Zeiten der Aids-Pandemie.
[3][Seit 2003 auch in Berlin]. Ab Mittwoch spazieren die ersten „Puppies“
durch die Straßen, es gibt Bootstouren, Bustouren und am Samstag das große
Straßenfest mit Ständen und Bühnen in Fugger- und Welserstraße.
Dass es auf der Straße stattfindet und nicht etwa in einem abgedunkelten
Domina-Studio, soll dem ganzen etwas Normalität verleihen. Denn Fetische
sind nach wie vor gesellschaftlich stigmatisiert. „Menschen mit Fetischen
haben häufig einen sehr hohen Leidensdruck, weil sie viel Ablehnung
erfahren“, erklärt Lana van Orten.
„Viele schämen sich, in die Fetischklinik zu kommen, oder haben Angst, auch
dort mit ihren Fetischen nicht ernst genommen zu werden“, sagt sie. Für
manche Fetische gelte das stärker als für andere. Während etwa ein
Windelfetisch, bei dem das Gewickeltwerden sexuelle Erregung auslöst, noch
immer tabu sei, würden Vorlieben für Latex und Leder in Teilen der
Gesellschaft mehr Akzeptanz erfahren.
## Politischer Rückhalt wächst
Das war nicht immer so: Beim Festival in Berlin 2005 geriet der damalige
Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in die Kritik, weil er ein
Grußwort schrieb. Der damalige Berliner CDU-Generalsekretär Frank Henkel
kritisierte, man solle nicht Menschen in den Vordergrund stellen, „die
ihren Lebenssinn darin sehen, abartige Sexualmethoden zu praktizieren“. Das
„Sado-Maso-Fest“ sei „an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“.
Inzwischen gibt es mehr politischen Rückhalt: Im vergangenen Jahr sprach
beim Empfang etwa der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Jörn
Oltmann (Grüne), und auch in diesem Jahr hat er ein Grußwort verfasst. Die
Folsom wird zudem seit einigen Jahren von der Wirtschaftsverwaltung
unterstützt. Einigen ist das ein Dorn im Auge: Die AfD stellte daraufhin
2024 eine kleine Anfrage und wollte wissen, warum das Land Berlin das
Festival unterstützt. Das Ziel: Diffamierung.
25 Aug 2025
## LINKS
[1] /Fetischtreffen-in-Berlin/!5398008
[2] /Besuch-in-einer-Fetischklinik/!6099920
[3] /Fetischfest-in-Berlin-Schoeneberg/!5225711
## AUTOREN
Lilly Schröder
## TAGS
Fetisch
Schwulenbewegung
Klaus Kinkel
Museen in Berlin
Schwerpunkt Stadtland
Lesbisch-schwules Stadtfest
Szene
## ARTIKEL ZUM THEMA
Liebe in Berlin: Stärker als Hass, Hetze und Krise
Technoparade, Lange Nacht der Museen, Fetischparty: Das ganze Wochenende in
Berlin stand im Zeichen der Liebe in all ihren Formen.
Besuch in einer Fetischklinik: Machen Sie sich frei!
Behandlungen hier dienen der Stimulation. Wer Krankenhausambiente sexuell
erregend findet, bekommt das in der Berliner Fetischklinik. Ein Besuch.
Fetischtreffen in Berlin: Hundeauslaufgebiet Schöneberg
Seit 19 Jahren trifft sich am Osterwochenende die schwule Fetisch- und
Lederszene aus Deutschland und aller Welt in Berlin. Eine Art
Familientreffen.
Fetischfest in Berlin-Schöneberg: „Lady Gaga hat eine Schürze von uns“
Auf dem Folsom-Europe-Straßenfest feiert am Wochenende die Fetischszene.
Marc Lindinger, Chef der Butcherei, stattet sie seit zehn Jahren modisch
aus.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.