| # taz.de -- Kayne West auf den Index?: „Das ist schlicht Antisemitismus“ | |
| > Der Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf diskutiert, 2 Songs von Kayne | |
| > West verbieten zu lassen. Grünen-Politiker Daniel Eliasson erklärt, | |
| > warum. | |
| Bild: Provoziert gerne mit Nazi-Inhalten: US-Musiker Kayne West | |
| taz: Herr Eliasson, die Zählgemeinschaft aus SPD, Grüne und FDP in | |
| Steglitz-Zehlendorf will zwei Songs des US-Rappers Kanye West auf den Index | |
| jugendgefährdender Medien setzen lassen. Warum? | |
| Daniel Eliasson: In den beiden Songs „WW3“ und „Heil Hitler“ gibt es se… | |
| antisemitische und NS-verherrlichende Textzeilen, zum Beispiel „I'm | |
| anti-semitic fully“, „Rocking Swastikas 'cause all my n*ggas Nazis“, | |
| „Reading Mein Kampf, two chapters before I go to sleep“. Es hat mich | |
| bewegt, als diese Lieder im Mai herausgekommen sind, wie das in den USA | |
| aufgenommen wurde. | |
| taz: Nämlich? | |
| Eliasson: Es kam dort laut der Anti-Defamation League tatsächlich zu | |
| antisemitischen Vorfällen, die von den Liedern inspiriert waren. Da habe | |
| ich mich informiert, was es für Möglichkeiten gibt, dagegen vorzugehen. So | |
| habe ich erfahren, dass jedes Jugendamt in Deutschland einen Antrag auf | |
| Indizierung bei der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz | |
| (BzKJ) stellen kann. | |
| taz: Was würde es konkret bedeuten? | |
| Eliasson: Wenn man die Songs physisch kaufen könnte, wäre das dann | |
| verboten. Aber soweit ich weiß, gibt es sie nicht zu kaufen. Es wäre also | |
| ein Thema für Streaminganbieter. Streaminganbieter mit Sitz in Deutschland | |
| müssten sie aus dem Angebot nehmen. Bei internationalen Plattformen wie | |
| Spotify oder Apple Music bin ich mir da nicht so sicher. | |
| taz: Die Songs sind ja jetzt schon selbst zensiert. Reicht das nicht? | |
| Eliasson: Ja, teilweise hört man die Stimme an den Stellen nicht mehr, es | |
| ist eine Lücke im Ton. Bei „Heil Hitler“ gibt es eine Chorpartie, wo es aus | |
| meiner Sicht sehr schwer ist zu unterscheiden, ob jetzt „Halleluja“ oder | |
| „Heil Hitler“ gesungen wird. Ich möchte, dass auch diese halbgar zensierten | |
| Versionen verschwinden, denn natürlich wissen inzwischen die meisten, worum | |
| es da eigentlich geht. | |
| taz: Glauben Sie, das ist realistisch? | |
| Eliasson: Für mich wäre es auch fein, wenn die Plattformen sagen, wir | |
| nehmen das nicht runter. Denn es geht mir auch darum, eine Diskussion | |
| anzustoßen über die Spielregeln und warum sich vielleicht nicht alle | |
| Plattformen daran halten. Das ist ein Thema, über das wir reden müssen. | |
| taz: Warum diese Songs? Es gibt sicher hunderte Lieder mit problematischem | |
| Inhalt, die nicht verboten sind. | |
| Eliasson: Ich bin ein großer Fan der Kunstfreiheit. Ich glaube auch, gerade | |
| bei HipHop verlaufen die Grenzen irgendwie fließend und man muss sie weit | |
| fassen. Aber bei all den Sachen, die Kanye West in den letzten zwei Jahren | |
| gemacht hat, geht es nicht um Provokation, das war auch keine Satire oder | |
| überhaupt Kunst, sondern schlicht Antisemitismus. Das ist eine | |
| Verherrlichung und ein Verbreiten von Gedankengut, das keiner gutheißen | |
| kann. Man muss sich vorstellen: ein Chor, der die ganze Zeit „Heil Hitler“ | |
| singt! | |
| taz: Und das hören Millionen Menschen! | |
| Eliasson: Ja, es gibt ja wenig Künstler weltweit, die so einen | |
| musikalischen Einfluss hatten wie Kanye West, dazu kommt der Hype um die | |
| Person. So ein berühmter Künstler, der ganz offensichtlich NS | |
| verherrlichende Sachen teilt, kann wirklich eine ganze Generation | |
| beeinflussen. Vielleicht nicht in Deutschland, weil wir hier uns schon mehr | |
| mit der Geschichte auseinandersetzen. Aber wenn man sich den | |
| internationalen Impact anguckt, glaube ich schon, dass das ein Problem ist. | |
| taz: Wie geht es jetzt weiter? | |
| Eliasson: Der Kulturausschuss hat den Antrag einstimmig angenommen, bald | |
| tagt der Jugendhilfeausschuss wieder regulär und wird das wahrscheinlich | |
| auch beschließen. Dann kommt die Sache in die BVV. Ich gehe davon aus, dass | |
| wir dieses Jahr noch zu einem Beschluss kommen. | |
| 1 Sep 2025 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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