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# taz.de -- Sex-Tipps: Durch den Sommer kommen
> Sex im Sommer ist heiß, sagen die einen. Zu heiß, finden andere. Unsere
> Autorin kennt sich aus. Zehn Überlebenstipps.
Bild: Statt uns zu sehr zu verausgaben, machen wir’s lieber slow, sinnlich un…
Berlintaz | Der Sommer macht mich zu einer ganz schlechten Feministin, zu
einer Handlangerin [1][des Patriarchats]. Bei 30 Grad sorge ich nicht
eigenverantwortlich für meine Lust, sondern liege platt auf dem Rücken und
seufze nur immer mal wieder, damit der Typ, der sich über mir abrackert,
weiß, dass ich noch lebe und es sich lohnt weiterzumachen.
Im Sommer bin ich anders sexuell als im Winter, eher amöbenartig,
undefiniert, ohne Anfang und vor allem ohne Ende. Wenn es nicht gerade
durchgehend regnet, schwitzt man die ganze Zeit und ist entsprechend geil
und sinnlich. Trotzdem bin ich keine Freundin von Hitze. Hitze macht mich
zur alten weißen Frau, die halbnackten Männern hinterherschaut und sich
vorstellt, deren Arschbacken zu greifen und ihnen mit weicher, flacher
Zunge den Schweiß aus den Leisten zu lecken.
Schweiß enthält Salz, und ich habe mein ganzes Salz ausgeschwitzt auf dem
Weg zum Falafelladen, vor dem ich jetzt schon seit einer halben Stunde
sitze und Leute angeiere. Das Salz für meinen Hummus nehme ich aber dann
doch lieber aus dem Salzstreuer statt von meinen Unterarmen, wir wollen ja
nicht notgeil rüberkommen. Was wollen wir stattdessen? Gut durch den Sommer
kommen. Hier sind zehn heiße Tipps.
1. Investiere in Vorhänge!
Im Sommer ist es leider immer hell. Der Sommer singt und johlt und stellt
Bierkästen in den Fluss. Sex gedeiht aber wie alle Magie besser bei
subtileren Getränken und natürlich im Dunkeln. Also investiere ich in guten
Gin und in gute Vorhänge und mache den Tag zur Nacht. Lichtdichte Vorhänge
sind teuer. Augenbinden gibt’s für dreifuffzich. Zwar verrutscht die
irgendwann unweigerlich, doch dann ist man längst so in Ekstase, dass man
sich in den Blick des Gegenübers genauso versenken will wie in dessen
Genitalien.
2. Besser ins Bett!
Sex on the Beach ist schon [2][als Cocktail nicht besonders subtil], meine
Pussy involviere ich in so was nicht. Sand macht Körpersäfte zu
Scheuermilch, Outdoor ist generell nicht mein Ding. Insekten,
möglicherweise auftauchende Passanten und ungeeignete Unterlagen
verkomplizieren die ohnehin fragile Ekstase. Wann bitte ist das gute, alte
Bett aus der Mode gekommen?
3. Wasch Decke und Kissen!
Also nicht nur die Bettbezüge, auch deren Inneres. Im Sommer trocknet das
ruckzuck, duftet nach Sonne und ist bereit für ein Jahr neuen
Liebesgetümmels. Müsst ihr natürlich, nur weil ich den talgigen Geruch
ungewaschenen Bettzeugs nicht mag, trotzdem nicht machen. Ihr könnt ja mit
wem anders vögeln, der nicht so sensibel ist wie ich, aber der- oder
diejenige ist dann auch schlechter im Bett, ich sag’s nur.
4. Sei nackt!
Gut, wenn beim Gehen in der Hitze die Oberschenkel aneinanderreiben, trägt
man vielleicht besser Radlerhosen. Doch ansonsten gibt man sich dem Sommer
hin, indem man möglichst wenig anzieht. Wer einen Job hat, bei dem das nur
am Casual Friday möglich ist, kündigt. Zumindest barfuß muss möglich sein.
Achtung bei kurzen Hosen oder Kleidchen – nicht, dass du auf dem Bürostuhl
festklebst und durcharbeiten musst bis Oktober, wenn es kühler wird.
5. Genieß dich!
Der Hochsommer ist die einzige Zeit des Jahres, in der ich ohne Socken und
Heizlüfter Sex habe. Sogar mit tiefgekühlten Buttplugs kann man jetzt
spielen. Oder es lassen. Aber nutze die Zeit, in der man weniger anhat, um
dich zu spüren. Atme deinen (mal mehr, mal weniger) sinnlichen Geruch ein,
spüre deine sommerlich frei schwingenden Genitalien. Tanze, räkele,
liebkose dich. Wem das nicht so liegt, der kann zumindest das Eincremen mit
Sonnenmilch ein bisschen zelebrieren und dabei mal checken, wie die Haut am
Schienbein sich von der am Hintern unterscheidet. Apropos Hintern, da kann
man auch mal fester zugreifen und ein bisschen kneten. Sexy, so ein
Hintern, auch wenn es der eigene ist.
6. Geh ins Gym!
Oder in eine Hotelbar, die ist schließlich genauso herrlich
runterklimatisiert wie dein Fitnessstudio. Bloß fehlt da der Effekt auf den
Körper. Mit wenigen Ausnahmen gilt: Wer Sport macht, hat besseren Sex. Denn
Sport holt einen aus sämtlichen Gedankenschleifen heraus, macht gute Laune
und ein gutes Körpergefühl. Wenn du dein Herz nicht öffnest und dich mit
den grundlegenden anatomischen Gegebenheiten nicht auskennst, nützt dir das
zwar auch nichts, aber letztlich gilt: Für Sex braucht man seinen Körper,
also kümmere dich um den.
7. Mach Pläne!
Alle gehen baden, und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mitmache oder
doch lieber shoppen gehe, arbeite oder mich schlafen lege. Was extrem
schlechte Laune macht. Merke: Immer vor dem Wochenende Pläne machen. Aber
das sollen ja Sextipps werden, nicht Überlebenstipps [3][für Singles].
Wobei … ist Sex nicht der Überlebenstipp für Singles schlechthin? Leute in
Paaren wissen zwar, was sie mit ihren Wochenenden anfangen, haben aber
keinen Sex mehr.
8. Chill mal!
Sommer ist Slowsex-Time. Das ist übrigens mehr als langsam bumsen, es geht
dabei um Ziellosigkeit, Verbindung, feinstes Spüren. Wir vergrößern [4][den
Orgasm Gap] diesen Sommer nicht, wir machen’s bewusst und sinnlich statt im
Schweinsgalopp. Ist es selbst dafür zu warm, kann man sich auch mit Partner
oder Partnerin in die Scherenposition legen (eine:r auf dem Rücken, eine:r
grätscht von der Seite rein), unerigiert einstöpseln und ineinander
rumliegen oder mit den Genitalien aneinander. Das Ganze heißt stille
Vereinigung, und dabei schläft man je nach Verfassung ein oder erlebt
Erstaunliches. Der Sache bitte mehrmals eine Chance geben. Es könnte sich
lohnen.
9. Fenster auf!
Beim Squirten schiebt man die Erregung entspannt nach unten raus, statt wie
beim klitoralen Orgasmus alles nach oben zusammenzuziehen. Es hilft, dabei
zu schreien. Ein bisschen wie Gebären also, auch wenn Mütter jetzt
wahrscheinlich mit den Augen rollen. Beim Squirten mache ich gerne das
Fenster auf, damit die Nachbarn wissen, dass es der alten Frau im vierten
Stock trotz Hitze gut geht. Der Biologieprofessor in der Edelwohnanlage,
bei dem ich gerade zum „Frühstück“ war, macht lieber zu. Besser vorher als
zwischendrin, würde ich empfehlen, denn eine Frau, die man mitten in ihrem
Orgasmus verlässt, um das Fenster zu schließen, kann ungehalten reagieren.
10. Üben! Üben! Üben!
Ed Sheeran zeigt gerne mal in Talkshows alte Videos von sich, die beweisen,
dass er keineswegs ein geborener Gesangsgott ist, sondern sich mit Blut,
Schweiß und Tränen zu einem entwickelt hat. Skills verfeinern ist immer
eine gute Idee. Und der Sommer lädt dazu ein, körperlich-sinnlich und
möglichst oft nackt zu sein, dabei Sex zu haben – und zwar jedes Mal
anderen. Wir essen ja (hoffentlich) auch jeden Tag was anderes. Und wie
beim Kochen könnten wir doch auch bei der Sexplanung im Internet nach
Rezepten schauen. Wie geht Deep Throat? Wie wollen die Hoden liebkost
werden, die da in der Boxershorts rumlümmeln? Was ist das
Drei-Minuten-Spiel von Betty Martin und was kann das? Wo finde ich die
Prostata? [5][Welche Toys] würde ich gerne probieren? Schmeißt Rosenblätter
aufs Laken, lutscht nackt selbstgemachtes Eis und sudelt durch die heißen
Tage – und Nächte.
10 Aug 2025
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## AUTOREN
Susann Rehlein
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