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# taz.de -- World Games 2025 in Chengdu: Die anderen Spiele
> Bei den World Games kämpfen etwa 5.000 Athlet:innen um Medaillen – und
> um Aufmerksamkeit für ihre kleinen Sportarten.
Bild: Gemischter Teamsport: Korfball aus der Vogelperspektive
Berlin taz | Schon mal von Korfball gehört? Nein, es handelt sich hier
nicht um einen Schreibfehler, sondern um eine Sportart, die streng von
seinen Verwandten Korbball und Basketball zu trennen ist. Korfball wurde
1902 von dem Niederländer Nico Broekhuysen erfunden und ähnelt den
prominenteren Verwandten. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied:
Die Teams sind ausnahmslos gemischtgeschlechtlich und bestehen immer aus
vier Männern und vier Frauen, die abwechselnd die Offensiv- und
Defensivrollen einnehmen.
Die Körbe hängen mit dreieinhalb Metern ein wenig höher als
Basketballkörbe. Es gibt kein Brett hinter den Körben und im Vergleich zum
Basketball sind diese weiter in das Spielfeld eingerückt. Körbe können also
von allen Seiten erzielt werden. Dribblings sind verboten, Körperkontakt
auch. Dieser Tage messen sich die besten acht Nationalteams der Welt und
spielen um Medaillen. Aber wo und warum überhaupt?
Die Rede ist von den World Games. Da stehen die Sportarten im Mittelpunkt,
die bei den Olympischen Spielen nicht vertreten sind. Am Donnerstag, den 7.
August, hat die zwölfte Ausgabe der größten internationalen
Sportveranstaltung für nicht olympischen Sport im chinesischen Chengdu, der
Hauptstadt der Provinz Sichuan, begonnen.
Vom einstmals olympischen Tauziehen über First-Person-Drone-Racing bis hin
zur Ballsportart Korfball gewähren die World Games Einblicke in Sportarten,
die es sonst eher schwer haben, wahrgenommen zu werden. Es wird Softball
gespielt, Frisbeescheiben werden geworfen und beim Cheerleading wird
getanzt, gehoben und gewunken.
## Nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung
[1][Die World Games werden seit 1981 im Vierjahresrhythmus ausgetragen.]
Die Ursprungsidee dieses Multisportevents ist es, nicht olympischen
Sportarten eine Plattform und Sportlern*innen die Möglichkeit zu geben,
ihren Sport ein wenig bekannter zu machen. Die World Games sollen nicht als
Konkurrenz zu den Olympischen Sommerspielen verstanden werden, eher als
Ergänzung.
Mit Rund 5.000 Teilnehmenden aus mehr als 100 Nationen sind die
diesjährigen Spiele größer als je zuvor. In 34 Sportarten wird in den
nächsten zehn Tagen um Medaillen gekämpft. Ein World-Games-Dorf gibt es
nicht. Untergebracht sind die Athlet*innen in zwei Luxus-Hotels in
Chengdu.
Der Kampf um Wahrnehmung über die World Games hat so mancher Sportart schon
zu olympischen Würden verholfen. Taekwondo und Triathlon waren bei den
World Games vertreten, bevor sie 2000 ins Programm der Olympischen Spiele
aufgenommen wurden. Es ist das Internationale Olympische Komitee (IOC), das
darüber entscheidet, [2][welche Disziplinen sich beim größten Sportevent
des Planeten präsentieren dürfen].
Dafür braucht es etliche Grundvoraussetzungen. So muss eine olympische
Sportart weltweit verbreitet sein. Je mehr Einnahmen durch Sponsoren- und
Fernsehgelder eine Sportart verspricht, desto interessanter ist sie auch
für Olympia. Etliche Sportarten, die den IOC-Kriterien nicht, nicht mehr
oder noch nicht entsprechen, haben ihren Platz bei den World Games.
## Team-D unter den Favoriten
Aus Deutschland gehen 215 Athlet*innen in 25 der 34 Sportarten an den
Start. Angeführt wird das Team-D von der ehemaligen Schwimmerin und Chefin
de Mission Birte Steven-Vitense. Aktuell ist Deutschland bei den World
Games deutlich erfolgreicher als bei den Olympischen Sommerspielen. Bei den
World Games 2022 in Birmingham holte das deutsche Team 24 Gold-, sieben
Silber- und 15 Bronzeplaketten und landete im Medaillenspiegel ganz vorne.
Ob das diesmal wieder gelingen kann, ist ungewiss. Vor allem die Konkurrenz
aus der Gastgebernation China wird als sehr stark eingeschätzt.
Bei der Eröffnungszeremonie trugen Rettungsschwimmerin Nina Holt und der
Flossenschwimmer Max Poschart die deutsche Fahne. Gewählt wurden sie von
den anderen Athletinnen und Athleten des deutschen Teams. „Ich hätte nicht
damit gerechnet. Wir sind ein kleiner Sport, da ist es toll, das Vertrauen
der anderen Athletinnen und Athleten zu bekommen“, meinte Poschart dazu.
Wer Lust auf Spitzensport hat, der sich sonst unter dem Radar bewegt, hat
die Möglichkeit, das Spektakel live zu verfolgen. Auf
[3][live.theworldgames.org] werden die Wettkämpfe gestreamt. Anzusehen sind
Korfball und Kanumarathon statt Leichtathletik und Springreiten.
7 Aug 2025
## LINKS
[1] /Abschluss-der-World-Games/!5869029
[2] /Breakdance-bei-Olympia/!6022283
[3] http://live.theworldgames.org
## AUTOREN
Jannes Holtherm
## TAGS
Randsport
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Sportarten
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