# taz.de -- Die Wahrheit: Ins Hornissennest gestoßen | |
> Während von Naturfreunden gerade wieder Hummeln und Hornissen gezählt | |
> werden, eine kleine Reminiszenz an das Krabbelzeug, bevor es ausstirbt. | |
Sie haben diesen Sommer nicht nur wieder eine Schleiereule am Haus und | |
Enten auf dem Rasen, sondern auch ein Hornissennest, schrieb mir Freund | |
Günther: „An der Holzverschalung zwischen Garage und Küche. Hey, sieht aus | |
wie ein dran gepappter Termitenhügel. Ist aber ein Hornissennest.“ Sie | |
riefen einen Schädlingsbekämpfer. | |
„Die schwarzgelben Biester tun nix, sind friedliche Brummer“, sagte der, | |
die wollen nur spielen. Ernähren sich von Fallobst und anderen Insekten. | |
Meistens pesen sie bloß rum und umgarnen geräuschvoll die Hornissenkönigin. | |
Aber klar wie dicke Brummer: Hornissen stehen unter Naturschutz! „Das Nest | |
darf auf keinen Fall erschüttert oder entfernt werden. Es droht ein | |
Strafgeld bis 50.000 Euro, kein Witz.“ | |
„Ja gut, Hornissen“, schrieb ich zurück, „die kommen bei uns gelegentlich | |
auch vorbei gebrummt.“ Einige finden immer mal wieder einen Weg in die | |
Wohnung. Solange die Töchter noch bei uns wohnten, war das Geschrei stets | |
groß: „Eine Hornisse, eine Hornisse!“ Dann musste Vati ran und die Brummer | |
fangen oder sonst wie hinaus geleiten. Sie töten war ein No-Go. | |
Die eindrücklichste Hornissenbegegnung hatte ich, als ich einmal im Winter | |
das Faschingszeug vom Dachboden holte und eine Hornisse, die sich zum | |
Winterschlaf an einen der honiggelben, zum Biene-Maja-Kopffühler | |
umfunktionierten Pfeifenreiniger geschmiegt hatte, aus demselbigen riss. | |
Die brummte plötzlich, wenn auch träge durch die Wohnung, war leicht | |
einzufangen. Keine Ahnung, was ich mit der gemacht habe – vermutlich sie | |
nach draußen komplimentiert, worauf sie eingegangen sein dürfte, weil zu | |
kalt; was das wohl an Strafe kostet? | |
Wir haben diesen Sommer übrigens wieder alle Nase lang die Wespen in der | |
Wohnung. Die leben unterm Dach, gleich neben dem Küchenfenster. Da muss | |
irgendwo ihr Nest sein, das wir aber partout nicht sehen können. Aber | |
selbst wenn wir irgendwie ran kämen, würden wir es niemals entfernen. Wir | |
schlagen sie auch nur ganz selten tot, sondern geleiteten sie meistens | |
höflich nach draußen. Nur die ganz nervigen müssen dran glauben. | |
Die wir leben lassen, kommen allerdings dauernd zurück, weil sie nicht | |
vergessen haben, dass es in unserer Küche einiges zu umschwirren und weg zu | |
schlabbern gibt. Neulich trank ich eine Cola nicht ganz aus. Da waren am | |
Ende zig Wespen in der Flasche und labten sich an der süßbraunen Neige, bis | |
sie nicht mehr Coca sagen konnten. | |
Voriges Jahr hatten wir eine Erdwespenhöhle unterm Pflaumenbaum. Da darf | |
man auch nichts machen, weil die vom Aussterben bedroht sind. Einmal war | |
meine Frau beim Rasenmähen zu nahe an die Erdhöhle gekommen, da haben sich | |
die Biester auf sie gestürzt. Ich hörte sie im Garten schreien und sah sie | |
panisch weglaufen. Im Winter haben wir den Bau dann zugeschüttet, was | |
erlaubt ist. Dieses Jahr sind sie wohl woanders. Oder ausgestorben. | |
6 Aug 2025 | |
## AUTOREN | |
Fritz Tietz | |
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