| # taz.de -- Kolumbiens Ex-Präsident verurteilt: Zwölf Jahre Hausarrest für U… | |
| > In Kolumbien wurde Ex-Präsident Uribe schuldig gesprochen. Opfergruppen | |
| > hoffen, dass die Justiz nun seine Verbindungen zum Paramilitär weiter | |
| > aufarbeitet. | |
| Bild: Alvaro Uribe muss nicht ins Gefängnis, sondern in den Hausarrest. Mit de… | |
| Bogotá taz | Zwölf Jahre Hausarrest, ab sofort: So lautet das Strafmaß | |
| gegen Kolumbiens Ex-Präsidenten [1][Álvaro Uribe]. Das Gericht verhängte am | |
| Freitag zudem eine Geldstrafe von rund 722.000 Euro und ein mehrjähriges | |
| Verbot, öffentliche Ämter auszuüben. Uribe war wegen mehrfacher | |
| Zeugenbestechung und Verfahrensbetrugs schuldig gesprochen worden. | |
| Das Strafmaß übertrifft damit die Forderungen der Staatsanwälte. Die | |
| Bekanntheit und Sichtbarkeit des ehemaligen Präsidenten machten das | |
| erforderlich, „um das friedliche und harmonische Zusammenleben der Bürger | |
| zu gewährleisten“, so Richterin Sandra Heredia. Außerdem bestehe die | |
| Gefahr, dass Uribe sich ins Ausland absetze. Den Hausarrest wird Uribe auf | |
| seiner Finca in Rionegro im Nordwesten Kolumbiens verbringen, einem | |
| luxuriösen Anwesen mit Gartenanlagen, Stallungen und einem künstlichen See. | |
| Der 73-Jährige ist nun der erste verurteilte Ex-Präsident der modernen | |
| kolumbianischen Geschichte. „Sie haben mich auf schlimmste Weise | |
| behandelt“, sagte Uribe und kündigte an, in Berufung zu gehen. Das Urteil | |
| ist deshalb nicht rechtskräftig, bis Mitte Oktober muss die Entscheidung in | |
| der zweiten Instanz erfolgen. Sonst droht das Verfahren zu verjähren. | |
| Uribe ist seit Jahrzehnten einer der mächtigsten Männer Kolumbiens. Von | |
| 2002 bis 2010 war er Präsident und später Königsmacher für zwei seiner | |
| Nachfolger. Als Präsident war er zwar beliebt, während seiner Amtszeit gab | |
| es aber massive Menschenrechtsverletzungen. [2][Unter anderem wurden | |
| mindestens 6.402 Zivilist:innen] als feindliche Guerilleros ausgegeben | |
| und von der Armee ermordet. [3][Diese als falsos positivos bekannt | |
| gewordenen Fälle] wurden als vermeintliche Erfolge der Sicherheitspolitik | |
| gefeiert. | |
| ## Uribe-Gegner:innen feiern das Urteil | |
| 2012 hatte Senator und Menschenrechtsverteidiger Iván Cepeda Uribe im | |
| Parlament wegen seiner Verbindungen zu Paramilitärs angeklagt. Ein | |
| Kronzeuge war damals Juan Guillermo Monsalve, Ex-Paramilitär und Sohn des | |
| Gutsverwalters eines Anwesens von Uribes Vater. Er sagte aus, Uribe und | |
| sein Bruder hätten dort eine paramilitärische Gruppe gegründet und | |
| finanziert. Der sogenannte Bloque Metro verübte zahlreiche | |
| Menschenrechtsverletzungen. | |
| Verurteilt wurde Uribe nun nicht deswegen, sondern wegen verhältnismäßig | |
| geringer Vergehen: Uribe hatte Cepeda wegen Zeugenmanipulation verklagt. | |
| Doch das Oberste Gericht stellte das Verfahren ein – und begann gegen den | |
| Ex-Präsidenten selbst zu ermitteln. Uribe habe über seine Anwälte versucht, | |
| Zeugen zu beeinflussen. | |
| Richterin Heredia sah dies als erwiesen an. Die Gegenargumente von Uribes | |
| Verteidigung zerlegte sie minutiös, auf über 1.000 Seiten, in zehn Stunden. | |
| Sie betonte zudem die Unabhängigkeit der Justiz – und machte mit ihrem | |
| Urteil klar, dass sie Monsalve für einen glaubwürdigen Zeugen hält. | |
| Die Anhörungen waren monatelang live zu sehen, am Tag der Urteilsverkündung | |
| sogar auf Leinwänden in der Hauptstadt Bogotá. Uribe-Gegner:innen feierten | |
| das Urteil bis spät in die Nacht wie einen Sieg der Nationalmannschaft. | |
| Opfergruppen, darunter Angehörige der falsos positivos, dankten Cepeda für | |
| seinen Einsatz. Sie hoffen, dass die Justiz nun Uribes Verstrickungen mit | |
| den Paramilitärs aufarbeitet. | |
| Uribes Partei Centro Democrático ruft für den 7. August zu Protesten im | |
| ganzen Land auf. Uribe sei ein Opfer der Justizund politisch Verfolgter – | |
| mit dieser Erzählung versucht die Partei Stimmung für die | |
| Präsidentschaftswahl 2026 zu machen. Unterstützung kam auch von | |
| Republikaner:innen aus den USA, allen voran Außenminister Marco | |
| Rubio: Das Urteil zeige „die Instrumentalisierung der kolumbianischen | |
| Justiz durch radikale Richter“, sagte er. | |
| 3 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katharina Wojczenko | |
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