# taz.de -- Berliner U-Bahn-Fernsehen: Nicht Neues an der Decke | |
> Das U-Bahn-Fernsehen „Berliner Fenster“ in der BVG mit seinen ständigen | |
> Springer-Schlagzeilen wird den Fahrgästen wohl noch Jahre erhalten | |
> bleiben. | |
Bild: Da oben hängen sie immer noch, die kleinen Bildschirme | |
Berlin taz | Fahren Sie öfters U-Bahn? Und haben Sie zuletzt irgendwann | |
einmal den Blick vom Smartphone gelöst und nach oben gerichtet? Wenn das | |
vorgekommen sein sollte – vielleicht mussten Sie ja niesen –, könnten Sie | |
bemerkt haben, dass es das „Berliner Fenster“ ein Vierteljahrhundert nach | |
seiner Einführung tatsächlich immer noch gibt. | |
Zwar sendet das Infotainmentprogramm schon seit 2019 nur noch auf einer | |
Seite des jeweiligen Bildschirmpaars (auf der anderen informiert die BVG | |
über die nächsten Halte), dort aber hält es sich hartnäckig. Und sendet und | |
sendet. | |
Mal gibt es eine Mini-Konzertkritik, mal eine Mini-Kinderbuchrezension, | |
Werbung und immer wieder das „Foto des Tages“: ambitionierte Bildideen, von | |
Fahrgästen eingesandt, im Winter gefrorene Tropfen an einem Zweig oder eine | |
einsame Taube auf einem leeren Parkdeck, im Sommer der Sonnenuntergang auf | |
dem Tempelhofer Feld. | |
Dazwischen allerdings immer wieder News aus dem Hause Springer: | |
Nachrichtenhäppchen aus der B.Z., der Welt und dem Kicker. Vor allem an | |
ersteren beiden nehmen immer wieder Menschen inner- und außerhalb der | |
Waggons Anstoß. Vor zwei Jahren gab es eine Online-Petition, mit der ein | |
paar Tausend Unterzeichnende forderten, die unfreiwillige unterirdische | |
Berieselung durch die rechtslastigen Portale endlich mal einzustellen. | |
Im vergangenen Mai dann versuchte der [1][SPD-Kreisverband | |
Steglitz-Zehlendorf] einen Antrag beim Landesparteitag durchzubringen, der | |
die BVG und [2][die private Vermarktungsgesellschaft mc R&D GmbH] als | |
Betreiberin des „Berliner Fensters“ auffordern sollte, den Vertrag mit | |
Springer „schnellstmöglich“ zu beenden. Natürlich vergeblich. | |
## Weiter so bis 2030 | |
Wie nun aus der [3][Antwort der Senatsverkehrsverwaltung auf eine Anfrage | |
von Kristian Ronneburg (Linke)] hervorgeht, bleibt wohl auch in den | |
kommenden 5 Jahren alles wie gehabt: Erst Ende 2030 läuft der | |
„Gestattungsvertrag“ ab, den die BVG mit der mc R&D abgeschlossen hat. Er | |
lässt Letzterer bei der Gestaltung des Programms freie Hand, solange nichts | |
offensichtlich Rassistisches, Sexistisches oder Gewaltverherrlichendes | |
dabei ist. | |
Und auch dann lässt sich die BVG noch alles offen. „Die Strategie zur | |
Fortführung oder Beendigung des Gestattungsvertrags hängt maßgeblich davon | |
ab, wie lange die Fahrzeuge mit der verbauten Technik noch im Einsatz | |
sind“, heißt es in der Antwort. Was irgendwie alles und nichts bedeuten | |
kann, denn ob es dieses Jahr wirklich wie geplant so richtig losgeht mit | |
der Auslieferung der neuen U-Bahn-Wagen – wer weiß das schon. | |
Und auch wenn die neuen Wagen der Baureihen J und JK erst einmal keine | |
Bildschirme für ein „U-Bahn-Fernsehen“, sondern nur Screens für | |
Fahrgastinformationen haben: Bei der BVG ist „aktuell nicht entschieden“, | |
ob und wie ein solches Angebot noch ergänzt werden könnte. | |
Bisschen unklar also, wohin die Reise geht. Klar ist für Kristian | |
Ronneburg: „Man sollte jetzt frühzeitig die Weichen für Alternativen | |
stellen.“ Die Fahrgäste bräuchten in erster Linie gute Informationen zur | |
ihrer Fahrt, „nicht Schlagzeilen von Boulevardmedien“. Dass die BVG sich | |
über einen derart langen Zeitraum an ein System und einen Geschäftspartner | |
gebunden habe, sei eigentlich nicht nachzuvollziehen. „Wenn der letzte Gong | |
ertönt, sollte das nicht mehr weitergeführt werden“, so Ronneburg. | |
8 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Berliner-U-Bahn-Fernsehen-in-der-Kritik/!6086026 | |
[2] https://mcrud.de/ | |
[3] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-22… | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
BVG | |
U-Bahn Berlin | |
Axel Springer | |
Öffentlicher Raum | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
„Berliner Fenster“ der BVG: SPD gegen Springer-Verlag | |
Die SPD Steglitz-Zehlendorf fordert von Parteifreundin Franziska Giffey, | |
dass das Medienangebot in der U-Bahn nicht mehr von Springer bespielt wird. |