# taz.de -- Gewalt während Protesten in Kenia: Regierung verhindert Liveübert… | |
> In Kenia soll das gewaltvolle Vorgehen der Polizei gegen die Proteste | |
> nicht dokumentiert werden. Polizeikräfte stürmen lokale Radiostationen. | |
Bild: Demonstration am Jahrestag der Proteste gegen das Finanzgesetz 2024 in Ke… | |
Die Medienfreiheit in Kenia gerät immer mehr unter Druck. Das hat sich bei | |
den Massenprotesten vergangenen Mittwoch klar gezeigt. Als gegen Mittag die | |
[1][Stimmung auf Kenias Straßen kippte] und es zunehmend zu gewaltsamen | |
Zusammenstößen zwischen der Generation Z und Polizeikräften kam, ordnete | |
Kenias Kommunikationsbehörde glattweg alle Radio- und TV-Stationen des | |
Landes an, die Live-Übertragungen einzustellen. | |
Die meisten Medienhäuser hatten Reporter, Kameraleute und Fotografen auf | |
die Straßen geschickt. Viele Journalisten und Medienschaffende | |
sympathisieren mit den Forderungen der Generation Z, einige sind sogar Teil | |
der Bewegung. | |
Und so kam es, dass sich viele der privaten Medienhäuser des Landes | |
weigerten, der Anordnung Folge zu leisten. An manchen Orten stürmten | |
Polizeieinheiten lokale Radiostationen, um sie vom Netz zu nehmen. | |
Letztlich schaltete die Regierung landesweit die TV-Verbindungen und | |
Radiofrequenzen ab. | |
Doch dies heizte die Wut der Menge weiter an. Denn nicht zuletzt war die | |
Generation Z auch auf die Straßen gegangen, [2][um für ihre von der | |
Verfassung garantierten Rechte auf Medien- und Meinungsfreiheit zu | |
kämpfen.] | |
## Cyber-Crime-Einheit jagt Online-Aktivisten | |
Anlass der Protestaktion vergangene Woche war der erste Jahrestag der | |
Proteste vom Juni 2024. Damals zogen landesweit Abertausende durch die | |
Straßen, um gegen eine geplante Steuererhebung zu demonstrieren. | |
Sicherheitskräfte gingen mit Gewalt dagegen vor, über 50 Protestler wurden | |
getötet. Diesen 50 Getöteten sollte vergangene Woche durch einen | |
Trauermarsch gedacht werden. | |
Seit einem Jahr macht Kenias sogenannte Cyber-Crime-Einheit der Polizei | |
gezielt Jagd auf Online-Aktivisten, Blogger, Influencer und | |
IT-Spezialisten, die im vergangenen Jahr die Proteste online – auch | |
mithilfe künstlicher Intelligenz – befeuert hatten. Über 50 Blogger, | |
IT-Spezialist*innen und Programmierer wurden verhaftet. | |
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie auf Basis des | |
Computermissbrauch-und-Cyber-Crime-Gesetzes, das 2018 eingeführt wurde. | |
Darunter fällt auch die Nutzung von falschen Identitäten online und die | |
Beleidigung von Amtsinhabern in den sozialen Medien. | |
Anfang Juni war die Softwareentwicklerin Rose Njeri verhaftet worden. Sie | |
hatte bei den Protesten 2024 einen Link zu einer Webseite gepostet, auf | |
welcher das Finanzgesetz in einfacher Sprache erklärt wurde. Viele | |
Online-Aktivisten verschwanden im vergangenen Jahr spurlos, einige wurden | |
sogar getötet. | |
Das jüngste Beispiel: der 31-jährige Blogger Albert Omondi Ojwang. Er war | |
im Juni verhaftet worden, weil er online Kritik an Vize-Polizeichef Eliud | |
Lagat geübt hatte. In seiner Gefängniszelle wurde er anschließend auf | |
Anweisung des Vize-Polizeichefs zu Tode geprügelt. | |
Einst war das Internet für Afrikas Jugend ein freier Raum. Kenia war darin | |
Vorreiter, wurde deswegen auch „Silicon Savannah“ genannt. Doch mit dieser | |
Freiheit ist es vorbei, so Odanga Madung. Der kenianische Tech-Journalist | |
untersucht die Rolle von KI in Protestkulturen in Afrika. „Mit dem Silicon | |
Savannah kam auch der Silicon-Diktator“, so Madung. „Die autoritären | |
Systeme der heutigen Zeit nutzen genau dieselbe Technologie, die viele | |
Menschen bislang eingesetzt haben, um sich zu befreien.“ | |
1 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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