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# taz.de -- Aktivist aus Gaza zwischen den Fronten: Hamza Howidy zeigt, dass es…
> Hamza Howidy aus Gaza setzt sich für Frieden in Nahost ein. Er kritisiert
> Iran, Hamas und Israel. Sein Asylantrag in Deutschland wurde abgelehnt.
Bild: Hamza Howidy wurde in Gaza geboren und hat dort studiert. Heute lebt der …
Vor wenigen Tagen redete Hamza Howidy wieder einmal Klartext: „Iran hat es
sich selbst zuzuschreiben“, postete er auf Instagram. Über drei Jahrzehnte
lang habe der Iran die Palästinenser daran gehindert, eine politische
Einigung zu erreichen, die dem iranischen Einfluss auf die Region im Weg
stehen würde. „Die gegenwärtige Lage ist das direkte Ergebnis einer
Politik, die darauf aus ist, jede Chance auf Frieden zu sabotieren.“ Nach
dem Abkommen von Oslo 1993 habe der Iran Geld und Waffen in militante
Bewegungen gesteckt, um die entstehende Palästinensische Autonomiebehörde
zu unterminieren und staatliche Institutionen zu zerstören.
Hamza Howidy ist eine der wichtigsten politischen Stimmen aus der
palästinensischen Exilgemeinde. Er repräsentiert mustergültig, was man sich
unter einem Intellektuellen vorgestellt hat, bevor die Algorithmen der
sozialen Medien politischen Diskurs durch Dämonisierung des politischen
Gegners, den Austausch von sorgfältig dargebrachten Argumenten durch
polemische Angriffe und vorsichtiges Abwägen und Differenzieren durch
maximale Zuspitzung ersetzt haben. Howidy ist auf Medien wie Instagram
präsent und zeigt dort, dass es auch anders geht. Er weiß nicht alles
besser, er zweifelt: „Ich frage mich manchmal, ob ich zu einseitig
kritisiere“, [1][gab er der taz vor einigen Monaten zu Protokoll].
Am 3. Dezember postete Hamza Howidy eine traurige Nachricht. Sein Freund
Abood Khuail war wenige Tage zuvor zusammen mit elf Familienmitgliedern von
einer israelischen Bombe in Gaza getötet worden. Howidy schrieb: „Die
Khuails waren nicht Hamas. Mein Freund Abood träumte von einer
Zwei-Staaten-Lösung, die es Palästinensern und Israelis ermöglichen würde,
in Würde und Freiheit zu koexistieren.“ Howidy selbst ist im Sommer 2023
aus Gaza über die Türkei nach Griechenland geflohen.
## Er kritisiert die Hamas
Er hatte in Gaza zweimal an den „Wir wollen leben“-Protesten gegen die
Hamas teilgenommen, er wurde zweimal verhaftet und von Hamas-Schergen
gefoltert. Nachdem die Hamas am 7. Oktober Israel überfiel und der
Gazakrieg begann, brach Howidy das Versprechen, das er sich selbst gegeben
hatte: Nicht mehr öffentlich über die politische Situation im Nahen Osten
zu sprechen. Er kritisierte die Hamas und Abu Obeida, den Sprecher der
Al-Kassam-Brigaden, des militanten Flügels der Hamas. Daraufhin wurde er im
griechischen Flüchtlingslager von anderen Gazanern mit dem Tod bedroht.
Howidy flüchtete erneut – nach Deutschland.
Er lebt in einer Flüchtlingsunterkunft und ist inzwischen zu einer
international viel beachteten und geschätzten Stimme geworden, [2][weil er
aus der humanistischen Perspektive eines Demokraten sowohl die
verbrecherische Politik der Hamas als auch israelische Kriegsverbrechen in
Gaza kritisiert].
Howidy kommentierte auf CNN und wurde im ZDF interviewt; er schrieb für
Newsweek, L’Express, National Post, ABC Today und andere Medien. Sowohl die
Grünen als auch die CDU luden Howidy zu Gesprächen ein, er nahm an der
Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag teil. Seine differenzierte Stimme wurde
gern gehört, doch eine Asylpolitik, die sich von der AfD treiben lässt und
sich möglichst hohe Abschiebezahlen zum Ziel gesetzt hat, hat kein Ohr
dafür. [3][Vor kurzem wurde Howidys Asylantrag vom Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge abgewiesen], weil er bereits in Griechenland Asyl bekommen
hat. [4][Eine Petition gegen seine drohende Abschiebung haben bereits fast
14.000 Menschen unterschrieben].
## Eine Position, die einsam macht
In einer vergifteten öffentlichen Debatte steht Howidys Stimme für Abwägung
und Vernunft, eine Position, die ihn einsam macht, wie er der taz sagte.
Denn er sitzt nicht nur zwischen den Stühlen, er befindet sich zwischen den
Fronten. Für deutsche Behörden ist er einer von vielen, die es abzuschieben
gilt. Dem radikalen, tonangebenden Flügel der Pro-Palästina-Bewegung gilt
er als Zionist. Er wird auch in Deutschland angefeindet und bedroht.
Denn Howidy beklagt das Desinteresse der arabischen Öffentlichkeit und
westlicher „Pro-Palästina“-Aktivisten gegenüber der unter der
Terrorherrschaft der Hamas leidenden Bevölkerung von Gaza. Die
Pro-Palästina-Proteste im Westen hält er für scheinheilig. Die Proteste
zeigten die intellektuelle Unaufrichtigkeit einer Erzählung, die alle
Bewohner des Gazastreifens entweder als Mittäter oder als Opfer der
Hamas-Gewalt einstuft und so entmenschlicht. Howidy hat Angst davor, nach
Griechenland geschickt zu werden. Er wünscht sich einen freien,
demokratisch regierten palästinensischen Staat. Frei von israelischer
Besatzung, aber auch befreit vom Einfluss Irans und Katars.
22 Jun 2025
## LINKS
[1] /7-Oktober--ein-Jahr-danach/!6034823
[2] /Aktivist-ueber-Anti-Hamas-Protest-in-Gaza/!6020586
[3] /Abschiebung-nach-Griechenland/!6095060
[4] https://www.openpetition.de/petition/online/hamza-howidy-muss-bleiben
## AUTOREN
Ulrich Gutmair
## TAGS
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